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Kultur

Protestschrei im Urwald

Öl, Kultur und ein UNESCO-Biosphärenreservat: Die ecuadorianische Gruppe Cuervos kämpft mit einer Tanzperformance für Umweltschutz und Selbstbestimmung

  Protestschrei im Urwald | Öl, Kultur und ein UNESCO-Biosphärenreservat: Die ecuadorianische Gruppe Cuervos kämpft mit einer Tanzperformance für Umweltschutz und Selbstbestimmung

Im Grunde geht es um Öl, viel Öl, sehr viel Öl. Genauer: um 864 Millionen Barrel. Diese Menge steckt in mehreren Hundert Metern Tiefe unter dem ecuadorianischen Nationalpark und dem UNESCO-Biosphärenreservat Yusuní im westlichsten Zipfel des Landes mitten im Amazonasgebiet. »4000 Jahre und Widerstand und Lebensexemple« hat die ecuadorianische Gruppe »Cuervos Danza Teatro Contemporáneo« ihren Abend genannt, mit dem sie auf das Schicksal der Taromenani, Tagaeri und Oñamenane aufmerksam machen will.

Im Grunde geht es um Öl, viel Öl, sehr viel Öl. Genauer: um 864 Millionen Barrel. Diese Menge steckt in mehreren Hundert Metern Tiefe unter dem ecuadorianischen Nationalpark und dem UNESCO-Biosphärenreservat Yusuní im westlichsten Zipfel des Landes mitten im Amazonasgebiet. »4000 Jahre und Widerstand und Lebensexemple« hat die ecuadorianische Gruppe »Cuervos Danza Teatro Contemporáneo« ihren Abend genannt, mit dem sie auf das Schicksal der Taromenani, Tagaeri und Oñamenane aufmerksam machen will.

Diese drei indigenen Gruppen leben im besagten Yusuní-Gebiet und haben sich selbstbestimmt von der westlichen Zivilisation abgewandt, um ihren traditionellen Lebensstil zu erhalten. Die mögliche Ausbeutung der Ölfelder bedroht allerdings ihr Überleben.

Cuervos, zu Deutsch »Raben«, versucht unter Rückgriff auf Rituale und Rhythmen der indigenen Gruppen, deren Lebensform als Ausgangspunkt für eine tänzerisch-theatrale Reise zu nehmen. Regisseur Byron Paredes versteht den Abend als Schrei des Protestes. Denn die ecuadorianische Regierung unter Rafael Correa hatte ursprünglich der Weltgemeinschaft ein geradezu höchst moralisches Angebot gemacht: Man würde das Öl im Boden lassen, wenn die Welt Ecuador die Hälfte der entgangenen Einnahmen ersetzen würde. Doch scheint dieser Klimapakt drei Jahre später wieder vom Tisch zu sein.

Bei ihrem Protestschrei setzt Cuervos nicht ausschließlich auf die Körperkunst, sondern bezieht auch ganz bewusst Anleihen aus der bildenden Kunst, Masken und traditionelle Musiken in ihre zeitgenössischen Tanzperformances mit ein. So entsteht ein zu gleichen Teilen kraftvoller wie meditativer Abend über ein Gebiet, in dem es mehr Tier- und Pflanzenarten gibt als auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent, deren Vielfalt aber durch illegalen Holzeinschlag und das Damoklesschwert des Ölreichtums massiv gefährdet ist. Opulente Bilder, welche die indigene Kultur und Weltsicht aufgreifen, machen den Regenwald und seine Herausforderungen emotional erlebbar.

Anno 1999 in Paris gegründet, unterhält die Gruppe Cuervos in Ecuadors Hauptstadt Quito eine eigene Tanzschule sowie ein kleines Studio-Theater, wo sie auch ihre eigenen Stücke einstudiert. Dabei sind die Künstler bestrebt, auch international aufzutreten. Mit dem aktuellen Protest-Stück touren sie noch den gesam­ten August durch Deutschland und sind in Leipzig am 20. August in der Schaubühne Lindenfels zu sehen.


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