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Kultur

Revue im Niemandsland

Mit dem Neuen Schauspiel Leipzig öffnet am 9. Oktober ein weiteres OFF-Theater seine Pforten

  Revue im Niemandsland | Mit dem Neuen Schauspiel Leipzig öffnet am 9. Oktober ein weiteres OFF-Theater seine Pforten

Neues Schauspiel Leipzig – Als die Öffentlichkeit den Namen im Frühjahr zum ersten Mal vernahm, wurde so manches dahinter vermutet. Konkurrenz für's Centraltheater? Ein Angriff auf die Intendanz von Sebastian Hartmann? Schlichtweg Größenwahn? So war gerüchteweise auch zu hören, dass es sich um frustrierte oder nicht übernommene Mitglieder des alten Ensembles handelt. Am Samstag wird das Geheimnis nun gelüftet.

Neues Schauspiel Leipzig – Als die Öffentlichkeit den Namen im Frühjahr zum ersten Mal vernahm, wurde so manches dahinter vermutet. Ist das ein Angriff auf die Intendanz von Sebastian Hartmann? Will man sich da bewusst zum Stadttheater abgrenzen? Oder ist das schlicht größenwahnsinnig? So war gerüchteweise auch zu hören, dass es sich um frustrierte und/oder nicht übernommene Mitglieder des alten Ensembles handelt, die nun eigene Wege gehen.

Auf die Gerüchte angesprochen, müssen Claudia Rath und Markus Czygan, zwei der vier Initiatoren, lachen. Mit Leipzig hatten die vor zwei Jahren aus Würzburg Zugezogenen ursprünglich wenig am Hut. „Ja, es ist viel spekuliert worden. Dabei war es gar nicht unsere Absicht, die Gerüchteküche mit dem Namen zu bedienen“, erklärt Rath schmunzelnd. „Er war eigentlich eine Schnapsidee und dann ist es bei ihm geblieben.“ Dass die Aufmerksamkeitsspirale durch die Munkeleien etwas nach oben gedreht wurde, stört sie natürlich nicht. Ganz im Gegenteil, schließlich wissen sie, dass das Theatermachen kein Zuckerschlecken ist und Arbeit, Fleiß und manchmal auch Tränen erfordert. Denn die Gründung des Neuen Schauspiels ist keine fixe Idee. Markus Czygan war 15 Jahre lang in die Würzburger OFF-Theaterszene vielfältig involviert. Er wirkte als Bühnenbildner und Ausstatter, technischer Leiter und Regisseur. Claudia Rath ist seit zehn Jahre in verschiedene Facetten des Theaters verstrickt, hat Ausstattung gestaltet, sich mit Regiearbeit und Stückbearbeitungen beschäftigt.

Wieso kommt man als Würzburger nun ausgerechnet nach Leipzig, um ein Theater zu gründen? In der schönen, aber kleinen fränkischen Stadt habe sich die Szene totgetreten. Und da Anke Tretter, neben Claudia Rath eine der zwei Geschäftsführerinnen, gebürtige Leipzigerin sei, hätten sie die Stadt auf ihren Rat hin besucht – und in der Stadt an der Pleiße Potenzial gesehen. „In Leipzig herrschen einfach ideale Voraussetzungen, was die Theaterszene betrifft“, so Rath. Auf die Adresse Lütznerstraße 29 sind die Theatermacher zufällig gestoßen, als Czygan auf der Suche nach Werkstatträumen war. Sofort seien sie begeistert von dem Ort gewesen. Enormes Feuer und Leidenschaft braucht es auch, um sich in den gewiss großzügigen Räumlichkeiten ein Theater vorzustellen beziehungsweise eines daraus zu machen. Die um 1913 entstandene ehemalige Druckerei besitzt einen eigenen Charme von verblichenem Fortschrittsoptimismus und Morbidität und ist als einhundert Jahre alter Betonbau selbst eine kleine Attraktion.

Seit letztem Winter ist das Quartett der Theatermacher nun daran, größtenteils in Eigenarbeit das Theater einzurichten. Die letzten Tage bis zur Eröffnung am 9. Oktober werden sicherlich das Stresslevel noch einmal gewaltig erhöhen. Für die Kleinen gibt es dann um 16 Uhr mit „Vom Fischer und seiner Frau“ ein Gastspiel des Puppentheaters Eckstein. Um 20 Uhr findet die Eröffnung für die größeren Besucher mit einem Rio-Reiser-Abend statt. Das Würzburger Projekt „Revue im Niemandsland“ führt als musikalisch-szenische Reise zu den poetischen und zarten, derben und wütenden Liedern von Rio Reiser und Ton Steine. Hoch emotional soll auch die anschließende Party ausfallen, die als rauschendes Fest angekündigt wird.


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