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Politik

Verkaufte Intimität

Markt versus Menschenwürde: Diskussionen rund um das älteste Gewerbe der Welt

  Verkaufte Intimität | Markt versus Menschenwürde: Diskussionen rund um das älteste Gewerbe der Welt

Es ist eins dieser Themen, über die man ungern spricht – zu delikat, zu fremd, zu sehr von der Gesellschaft tabuisiert. Doch Prostitution wirft etliche Fragen auf: Kann man Sex mit Geld abgelten? Wieso verkaufen sich Frauen in modernen Gesellschaften überhaupt noch? Oder ist es nur ein Beruf von vielen? Im Workshop »Prostitution – Angebot und Nachfrage« am Samstag sowie einer szenischen Lesung inklusive Diskussion am Freitag wird sich die Städtegruppe von Terre des Femmes mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Volkshochschule diesem streitbaren Thema widmen.

Es ist eins dieser Themen, über die man ungern spricht – zu delikat, zu fremd, zu sehr gesellschaftlich tabuisiert. Doch Prostitution wirft etliche Fragen auf: Kann man Sex mit Geld abgelten? Wieso verkaufen sich Frauen in modernen Gesellschaften überhaupt noch? Oder ist es nur ein Beruf von vielen? In einem Workshop »Prostitution – Angebot und Nachfrage« will sich die Städtegruppe von Terre des Femmes mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Volkshochschule besonders dem Spannungsfeld von Markt und Menschenwürde widmen.

Dass Letztere unantastbar sei, steht im Grundgesetz an erster Stelle. Doch wie sich das mit Prostitution verträgt, ist durchaus diskutabel. Immerhin missbilligen die Vereinten Nationen das »älteste Gewerbe der Welt« seit einer Konvention von 1949, manche Staaten wie Irland, Schweden oder Japan, verbieten es teilweise sogar. Hierzulande sollte das nun fast neun Jahre alte Prostitutionsgesetz die Lage der Frauen vereinfachen. Zwar können sie inzwischen ihren Lohn – für nur 50 bis 75 Euro verkaufen die Frauen ihren Körper – einklagen und sich versichern, Unzufriedenheit herrscht trotzdem.

Um die etwa 500 Frauen, die in Leipziger Wohnungen, Bordellen oder Sauna-Clubs ihren Lebens­unterhalt verdienen, sorgt sich seit 20 Jahren Marlen Schwarz vom Gesundheitsamt. »Ich hoffe, dass die Gäste einen neuen Blick auf den Beruf erhalten«, sagt sie über den Workshop, in dem Wissenschaftlerinnen und Prostituierte gleichermaßen zu Wort kommen. So soll es darum gehen, wie sich die Lage der Prostituierten politisch verbessern ließe, warum die Freier immer riskantere Praktiken fordern und ob der Job nicht ein überholtes Frauenbild von der »Gespielin des Mannes« mit sich führt.

Letzteres interessiert auch Organisatorin Heide Steer von Terre des Femmes besonders. »Eigentlich ist Prostitution ein Thema von Frauen und Männern«, weil die einen ihr Intimstes hergeben und die anderen es kaufen. Ein Thema also, das irgendwie alle angeht und das es zu enttabuisieren gilt – was erfahrungsgemäß am besten funktioniert, indem man darüber redet.


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