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Kultur

Hausbesuch beim Hausbesucher

Für seine neue Fernsehshow besucht Tim Thoelke Leipziger Sammelfreaks zu Hause

  Hausbesuch beim Hausbesucher | Für seine neue Fernsehshow besucht Tim Thoelke Leipziger Sammelfreaks zu Hause

Herzlich willkommen in der Welt des Trash, herzlich willkommen bei »Thoelkes Hausbesuch«. Wer mit Trash per se nichts anfangen kann, der wird auch die neue Fernsehshow von Tim Thoelke alias Tim Hespen nicht mögen. Seine Sendung ist schnell erklärt: Ein Mensch, seine Wohnung, dazu ein kurioses Hobby oder eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft. Fertig ist ein interessantes Fernsehformat, zu sehen jeweils Freitag und Samstag im Leipzig Fernsehen.

Aufgepeitschte Wellen, Segelschiffe und Hafenkneipen – die Cover einer kleine Sammlung von Seemansplatten schmücken die Wände des Leipziger DJs und Moderatoren Tim Thoelke. »Mich interessiert weniger die Musik als vielmehr der Look, das unfreiwillig Komische«, erklärt Thoelke.

Herzlich willkommen in der Welt des Trash. Und um es gleich zu sagen: Auch seine Fernsehshow »Thoelkes Hausbesuch« ist Trash. Wer damit nichts anfangen kann, das Spiel mit dem schlechten Geschmack ablehnt, der wird auch die Show nicht mögen. Der Moderator der Kultshow »Riskier dein Bier« bedient sich dafür beim viel belächelten Reality TV, denn die Abwandlung der klassischen Formate ist ihm wichtig, »obwohl man das eigentlich kaum noch ironisieren kann.« Seine Sendung ist schnell erklärt: Ein Mensch, seine Wohnung, dazu ein kurioses Hobby oder eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft – und 15 Minuten ungeschnittene Thoelke-Power.

In den ersten drei Folgen wurden Frischkäse-Etiketten aus aller Welt, ostalgische Mosaik-Comics und Horrorfilme gesammelt. Den schlechten Ruf des zwanghaft-ordentlichen Sammlers will Thoelke ins rechte Licht rücken: »Sammeln ist sehr beruhigend, sehr befriedigend und hochgradig kommunikativ. Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen.« Er selbst ist begeisterter Flohmarktgänger und Plattensammler: Seine musikalische Leidenschaft ist jedoch Italo-Disco und nicht Shanty. Ein DJ-Koffer von ZYX, dem wichtigsten Italo-Disco-Label, ist seine Lieblings-Beute. »Den wird man mir aus meinen toten Händen reißen müssen«, sagt er. »Irgendwie hatte ich schon immer eine Affinität zu Kuriosem.«

Vielleicht schafft er es deshalb, das Interessante aus den Spleens seiner Gäste herauszukitzeln. Im Gegensatz zu den hochgradig inszenierten Reality-Formaten im deutschen Vorabendprogramm nimmt Thoelke seine Gäste ernst, wird weder zynisch noch herablassend. Dafür ist die Sendung manchmal etwas langatmig. »Du kommst zu den Leuten in die Wohnung rein, sie sehen die Kamera und sind erst mal total verschüchtert, das dauert ein bisschen, bis sie auftauen«, erklärt Thoelke. Bis es soweit ist, spielt er den Allein-Unterhalter, hetzt mit der Kamera durch die Wohnung. Trash ist eben immer ein Balanceakt, angesiedelt irgendwo zwischen Kitsch und Kunst. Eine Gegend, in der sich Thoelke wohlfühlt. »Die Unterscheidung Kitsch oder Kunst interessiert mich nicht. Wenn Sachen über 20 Jahre bei Leuten in der Wohnung hängen und damals ganz anders gemeint waren, kann das heute einen sehr hohen künstlerischen Wert haben.«


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