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Kultur

Leipzigs vergessene Orte

Das Reisebuch »24 Stunden Leipzig« beschreibt durch Abriss und Verfall entstandene Freiräume unserer Stadt

  Leipzigs vergessene Orte | Das Reisebuch »24 Stunden Leipzig« beschreibt durch Abriss und Verfall entstandene Freiräume unserer Stadt

Ein Reiseführer für Leipzig ohne Völkerschlachtdenkmal, Auerbachs Keller und Gewandhaus? Ja, das geht! Studenten der Europäischen Ethnologie und Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg haben ein Buch veröffentlicht, das dem Phänomen der Schrumpfung in Leipzig nachgeht. Das Reisebuch »24 Stunden Leipzig« beschreibt die Leerstellen und daraus entstandenen Freiräume der Stadt und ist definitiv mehr als ein einfacher Reiseführer.

Ein Reiseführer für Leipzig ohne Völkerschlachtdenkmal, Auerbachs Keller oder das Gewandhaus? Das geht durchaus. Studenten der Europäischen Ethnologie und Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg haben ein Buch veröffentlicht, das dem Phänomen der Schrumpfung in Leipzig nachgeht. Dieses Reisebuch »24 Stunden Leipzig« beschreibt die Leerstellen und die daraus entstandenen Freiräume unserer sich verändernden Stadt.

In 24 teils reportageähnlichen und teils experimentellen Texten, die jeweils einer Stunde des Tages zugeordnet sind, haben die acht Wissenschaftler Brachflächen, Ruinen und Mondlandschaften, aber auch romantische Refugien aufgespürt, erkundet und erforscht. »Leipzig hat schon viel erlebt«, sagt Hanna Schmidt, eine der Autoren und Herausgeber des Buches, »viele Veränderungen lassen sich im Stadtbild besonders schön sehen«. Bei mehreren anthropologischen Reisen haben die Autoren eine Collage geschaffen, die auch für Einheimische interessant ist und Neues bereithält.

Aus vielen sprachlichen Nahaufnahmen setzen die Wissenschaftler ein Mosaik der Leipziger Zwischenräume zusammen, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet. Oft kommen in den Reportagen die dort lebenden Menschen zu Wort: Der Grünauer Mieter, dessen Wohnblock abgerissen wurde und der in einen anderen, beinahe identischen Plattenbau ziehen musste. Der Dönerverkäufer in der Eisenbahnstraße, der seine Biographie preisgibt und der eigentlich andere Pläne hatte – oder der Punk und der Alteingesessene aus Connewitz.

Das Buch entdeckt und erforscht interessante Räume, deren Geschichte sonst im Verborgenen bleiben würde. In einigen Gebäuden scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, in anderen kommt es zu unheimlichen Begegnungen: Die Autoren erzählen von Schrottsammlern in den verlassenen Fabriken oder von Schatten in der Dunkelheit des ehemaligen Grafischen Großbetriebs Interdruck. »Verfall, Rückbau und Frustration« stellen die Autoren positive Aspekte einer geschrumpften Stadt gegenüber, denn Leerstand kann auch als Freiraum interpretiert und genutzt werden.

»24 Stunden Leipzig« ist mehr als ein Reiseführer. Das Buch zeigt Momentaufnahmen, erklärt Hintergründe und beschreibt Sehenswürdiges, das nicht in die Kategorie des touristischen Sightseeings fällt und das teilweise schon bald verschwunden sein könnte – es ist eine Einladung zum eigenen Neu-Erleben der Stadt. Am Freitag ab 19 Uhr wird das Buch »24 Stunden Leipzig – Frei(t)räume. Ein Buch vom Reisen in Übergängen« in der Zentrale von »HausHalten e.V.« in der Lützner Straße 39 vorgestellt, inklusive Release-Party mit Lesung, Ausstellung von Zeichnungen und Musik vom DJ.


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