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Kultur

»Auch Glückskekse krümeln«

Sia Korthaus nimmt in ihrem neuen Programm Lebensratgeber und die Esoterikbranche aufs Korn

  »Auch Glückskekse krümeln« | Sia Korthaus nimmt in ihrem neuen Programm Lebensratgeber und die Esoterikbranche aufs Korn

Vollblut-Comedian Sia Korthaus ist am Donnerstag mit ihrem neuen Programm »Auch Glückskekse krümeln« im Leipziger Central Kabarett zu Gast. Mit kreuzer-online sprach die studierte Theaterpädagogin über den Reiz der Bühne, den Comedy-Boom in Deutschland und den Sinn von Fusselrollen.

Vollblut-Comedian Sia Korthaus ist am Donnerstag mit ihrem neuen Programm »Auch Glückskekse krümeln« im Leipziger Central Kabarett zu Gast. Mit kreuzer-online sprach die studierte Theaterpädagogin über den Reiz der Bühne, den Comedy-Boom in Deutschland und den Sinn von Fusselrollen.

kreuzer: »Liebes Tagebuch! Heute bin ich geboren. Ich weiß noch nicht, ob mir das hier so gefällt.« – So beginnt das unernste Tagebuch auf ihrer Homepage. Gefällt es Ihnen heute hier schon besser?

Sia Korthaus: Inzwischen habe ich mich gut eingelebt und finde es wunderschön hier.

kreuzer: Sie haben Theaterpädagogik studiert, waren dann als Schauspielerin auf der Bühne, unter anderem beim Kinder-und-Jugend-Tournee-Theater der Kölner Bühne. Wie kam es zum Wechsel von der Anleiterin zur Macherin?

Korthaus: Ich habe nie richtig als Theaterpädagogin gearbeitet, sondern bin schon während des Studiums auf die Bühne gegangen und habe sie seitdem nicht mehr verlassen.

kreuzer: Worin liegt für Sie der Reiz am Theater?

Korthaus: Der Reiz besteht darin, dass man auf der Bühne ausleben kann, was man sich privat niemals trauen würde. Es ist einer der kreativsten und abwechslungsreichsten Berufe, der aus permanenter Verwandlung besteht.

kreuzer: Warum sattelten Sie auf Comedy um? Und sind Sie heute noch im »ernsthaften« Theater auf der Bühne zu sehen?

Korthaus: Das, was ich auf der Bühne mache, ist nicht in eine Sparte einzuordnen. Ich mache eine Mischung aus Comedy, Kabarett, Schauspiel und Gesang. Klassisches Theater mag ich sehr gern, aber es ist zur Liebhaberei für mich geworden. Ich habe kaum noch Zeit für die langen Probezeiten. Leider wird die »große Kunst« sehr schlecht bezahlt, so dass es sich mehr rentiert, Kleinkunst zu machen.

kreuzer: Der Comedy-Markt boomt seit einer gefühlten Ewigkeit und ein Ende scheint nicht in Sicht. Können Sie sich diesen Erfolg erklären?

Korthaus: Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Leute haben ein gewisses Konsumverhalten entwickelt. Die Comedy-Welle im Fernsehen wird irgendwann abebben oder sich verändern. Ich glaube, dass viele übersättigt sind. Ich hoffe, dass sich die Leute nicht von flacher Comedy im Fernsehen abhalten lassen und trotzdem ins Theater gehen, denn eine Liveshow ist kein Vergleich zu einer Fernsehaufzeichnung. Comedy kann Anspruch haben und gleichzeitig wunderbar unterhalten.

kreuzer: Wie behauptet man sich unter so viel Konkurrenz?

Korthaus: Wie in allen anderen Berufen auch: Letztlich zählt die Qualität und zusätzlich kann ein wenig Glück und Vitamin B auch nicht schaden.

kreuzer: Nervt es manchmal auch, die Alleinunterhalterin zu geben und auf Knopfdruck gute Laune verbreiten zu müssen?

Korthaus: Wie bei jedem anderen Mensch gibt es auch bei mir Tage, an denen ich keine Lust habe, zu arbeiten. Aber spätestens wenn ich auf die Bühne gehe und die Show beginnt, bin ich ganz da und finde es immer wieder aufregend und spannend. Denn jeder Abend verläuft anders, weil man immer ein anderes Publikum hat.

kreuzer: Sie haben auch auf Schiffen gearbeitet. Unterscheidet sich Kabarett auf Kreuzfahrten von jenem in festen Häusern?

Korthaus: Ja, es wackelt mehr. Außerdem sieht man sein Publikum manchmal zwei Wochen lang und begegnet sich privat.

kreuzer: »Auch Glückskekse krümeln«, ihr neues Programm, nimmt Lebensratgeber und die Esoterikbranche aufs Korn. Warum gerade die?

Korthaus: Weil überall die große Spiritualität ausgebrochen ist und sich das gesellschaftlich widerspiegelt. Aber ich behandle in dem Programm auch sehr viele Alltagsthemen, in denen sich jeder wiederfindet.

kreuzer: Kann man als Fusselrolle wiedergeboren werden?

Korthaus: Nicht, dass ich wüsste, aber dann hätte man zumindest die Gewissheit, im Leben wirklich gebraucht zu werden und der Sinn des Lebens wäre klar definiert.


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