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Kultur

Wirbelnde Vielfalt aus Warschau

Das polnische Label »LadoABC« präsentiert sich in der Plagwitzer Liebfrauenkirche

  Wirbelnde Vielfalt aus Warschau | Das polnische Label »LadoABC« präsentiert sich in der Plagwitzer Liebfrauenkirche

In Polens musikalischem Untergrund brodelt es seit Langem, vor allem in der Hauptstadt. Seit ein paar Jahren schickt sich eine junge Generation in Warschau an, sämtliche Genre-Gartenzäune mit lautem Lachen niederzureißen, um verschiedene Zutaten in einen immer neu angerührten Schmelztiegel zu werfen. Das Epizentrum dieser unsteten Bewegung ist das Label »LadoABC«. Für ein Konzert in der Plagwitzer Liebfrauenkirche kommen an diesem Samstag einige der wichtigsten Label-Protagonisten zu einem Allstars-Abend nach Leipzig.

In Polens musikalischem Untergrund brodelt es seit Langem, vor allem in der Hauptstadt. Seit ein paar Jahren schickt sich eine junge Generation in Warschau an, sämtliche Genre-Gartenzäune mit lautem Lachen niederzureißen, um verschiedene Zutaten in einen immer neu angerührten Schmelztiegel zu werfen. Energetisch geschult sind die Musiker durch Punk, virtuos und um kein Experiment verlegen bewegen sie sich in Improvisations- und Free-Jazz-Gefilden, wühlen gelegentlich psychedelisch auf oder mutieren Traditionelles: ein Post-Post-Alles, das mit Hingabe und sehr viel Humor permanent die Positionen wechselt.

Das Warschauer Epizentrum dieser unsteten Bewegung ist das Label »LadoABC«, ein genossenschaftlich agierendes Netzwerk aus befreundeten Künstlern, in dem stilbewusst die Klangfäden geknüpft werden. Für ein Konzert in Leipzig kommen nun einige der wichtigsten Label-Protagonisten auf einer Art Allstars-Abend zusammen. Eingeladen wurden sie vom Lindenauer Kunstraum »Panipanama«, dessen Betreiber Kata Adamek und Bernd Adamek-Schyma schon seit geraumer Zeit immer wieder polnische Subkultur in die Stadt holen – oft im Verbund mit dem Polnischen Institut.

Die Warschauer Grenzgänger werden am Samstag um 20 Uhr in der Plagwitzer Liebfrauenkirche spielen, ein entsprechender Balanceakt zwischen E- und U-Musik ist zu erwarten – aufgeführt von grandiosen Instrumentalisten, in Solo-Performances und als Quartett. Guitar-Wizzard Raphael Roginski, der mit diversen Projekten in John Zorn’scher Weise jüdisches Musikerbe jenseits des Klezmer-Kitsches reaktiviert und mit seiner Band Cukunft im letzten Jahr schon den Plagwitzer »Raum der Kulturen« bespielte, wird sich zusammen mit Marcin Masecki an dessen Wurlitzer Orgel und an der Orgel der Liebfrauenkirche Bach-Interpretationen widmen. Nicht »Kein Bach« also, wie das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig es jüngst zelebrierte, dafür aber unter respektvoller wie eigenwilliger Annäherung an die alten Partituren: Masecki verhehlt seine gediegene musikalische Bildung nicht.

Später gehen die beiden dann gänzlich zu freien Formen über – zusammen mit dem Trommel-Tausendsassa Macio Moretti, dessen Band- und Kooperationsliste von Absurd-Punk mit Metal-Kante über Elektro-Trash oder Dada-Country und Western bis zu Avant Jazz und brasilianischen Grooves mehrere Seiten füllen würde, sowie mit der argentinischen Sängerin Candelaria Saenz Valiente. Die agiert mit Moretti und Masecki auch bei der Band »Paris Tetris«. Irgendwo zwischen konzentrierter Detailarbeit an musikalischem Minimalismus und jazzig groovendem Kraut-Kapusta-Rock wird sich diese einmalige Konstellation einpendeln. »Von Bach bis Can« lautet das von den Veranstaltern ausgerufene Motto des Abends.

Eine Ahnung von der polnischen Subkultur kann übrigens das gerade mit einem Musikspezial erschienene Magazin Polenplus liefern. Darin führt nämlich nicht nur Bernd Adamek-Schyma mit einem Text versiert durch den LadoABC-Labelkosmos. Der Ausgabe liegt auch eine CD bei, die randvoll mit der verwirrenden LadoABC-Vielfalt gefüllt ist.


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