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Kultur

Das Geheimnis der Lotusblüte

Die Ausstellung »Kung-Fu, Drachen, Abenteuer« zeigt China im Spiegel des europäischen Comics

  Das Geheimnis der Lotusblüte | Die Ausstellung »Kung-Fu, Drachen, Abenteuer« zeigt China im Spiegel des europäischen Comics

Das europäische Chinabild ist diffus, scheint aber den folgenden kleinsten gemeinsamen Nenner zu haben: Chinesen sind gelbe Kerlchen mit Schlitzaugen, Schnurrbart, Zopf und Kegelhut, die statt »r« nur »l« herausbringen. Sie sind äußerlich freundlich, aber eigentlich hinterlistig und verfolgen ihre dunklen Ziele mit fiesen Tricks und Handkantenschlägen. Noch bis 23.12. zeigt das Leipziger Konfuzius-Institut europäische Comics des Sinologen Michael Lackner, die ein widersprüchliches Bild Chinas zeichnen.

»Zeig dem Idioten den Mond und el sieht nul den Fingel. Splichwolt« – Das europäische Chinabild ist diffus, scheint aber den folgenden kleinsten gemeinsamen Nenner zu haben: Chinesen sind gelbe Kerlchen mit Schlitzaugen, Schnurrbart, Zopf und Kegelhut, die statt »r« nur »l« herausbringen. Sie sind äußerlich freundlich, aber eigentlich hinterlistig und verfolgen ihre dunklen Ziele mit fiesen Tricks und Handkantenschlägen. Und sind sie einmal nicht kriegerisch, dann sondern sie sonderbare Sentenzen ab, die sie dem weisen Laotse zuschreiben.

Als solches Stereotyp tauchen Chinesen im europäischen Comic auf, und doch geht das Genre mannigfaltiger mit dem Motiv um, wie die Ausstellung »Kung-Fu, Drachen, Abenteuer« derzeit und noch bis 23.12. im Leipziger Konfuzius-Institut vergegenwärtigt. Aus der Sammlung des Sinologen Michael Lackner zusammengetragen und erstmals auf dem Erlanger Comic-Salon 2008 gezeigt, zeichnen die Comics ein widersprüchliches Bild Chinas.

Von den ursprünglich neun Abteilungen sind im Konfuzius-Institut aus Platzgründen nur sieben zu sehen. Auf zahlreichen Schautafeln werden Themen wie »Die Gelbe Gefahr«, »Groß ist das Geheimnis der Lotusblüte« und »Zelte und Horden« behandelt und mit viel Bildmaterial unterfüttert. In Vitrinen sind Original-Comics, aber auch chinesische Holzschnitte und andere Vorlagen für die Bildgeschichten aufbewahrt. Ein Bereich ist der Kampfkunst gewidmet: verschiedenste Stile und Waffen des Kung-Fu werden abgebildet, aber auch die Wissenslücken der Comic-Autoren dokumentiert, wenn sie etwa japanische Ninjas in den Storys mitmischen lassen. Und natürlich sind falsche Schriftzeichen zuhauf zu finden.

So, wie sich trendbewusste Menschen »Kühlschrank« oder »Schubkarre« tätowieren lassen, aber eigentlich »Glück« oder »Harmonie« meinen, haben sich viele Fehler in die Bilder und Sprechblasen eingeschlichen. Manchmal aber wirkt es so, als ob die Schriftkundigen mit einem Augenzwinkern begrüßt werden: Als eine Opiumhöhle von westlichen Agenten gestürmt wird, brüllt ein Chinese zum Alarm »made in China«. Und natürlich finden sich auch realistischere und kundigere Sichten auf das Reich der Mitte unter den Exponaten.

Den »chinesischen Blick« wird es in einer Folgeschau im Januar zu sehen geben, wenn der Kinderbuchautor und -zeichner Chen Jianghong seine Bilder vom Tigerprinz und Wunderpferd im Konfuzius-Institut ausstellt.


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