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Politik

Grund für Ausgrenzung: Islam

In Leipzig entsteht ein neues Netzwerk gegen Islamophobie und Rassismus

  Grund für Ausgrenzung: Islam | In Leipzig entsteht ein neues Netzwerk gegen Islamophobie und Rassismus

Im Juni 2010 stehen drei jordanische Gaststudentinnen an einem Geldautomaten in einer Leipziger Bank. Ein Mann fängt an zu pöbeln: Sie sollen schneller machen. Als die jungen Frauen rausgehen, folgt er ihnen, beschimpft sie als Terroristinnen. Sie hätten hier nichts zu suchen. Es kommt zum Streit. Diese Geschichte erzählen Mitglieder des Leipziger Netzwerks gegen Islamophobie und Rassismus (NIR) auf ihrem Gründungskongress.

Im Juni 2010 stehen drei jordanische Gaststudentinnen an einem Geldautomaten in einer Leipziger Bank. Ein Mann fängt an zu pöbeln: Sie sollen schneller machen. Als die jungen Frauen rausgehen, folgt er ihnen, beschimpft eine von ihnen als Terroristin. Sie hätten hier nichts zu suchen. Es kommt zum Streit. Als er ein Pfefferspray aus der Tasche zieht, bekommen sie Angst und laufen weg.

Diese Geschichte erzählen Mitglieder des Leipziger Netzwerks gegen Islamophobie und Rassismus (NIR) auf ihrem Gründungskongress im November 2010. Sie stehen auf der Bühne des Vortragssaals der Uni-Bibliothek. Die Episode sei eine von vielen, die sich täglich auf Leipzigs Straßen abspielen. Nur selten werden sie erzählt.

Rassismus gegen Muslime ist vielschichtig, erklärt Nicola Eschen, eine Mitinitiatorin des Netzwerks. Sie ärgert sich vor allem über die mediale Berichterstattung über Muslime in Deutschland: »Der Islam wird zunehmend als Feindbild konstruiert, auf das sich viele einigen können«, sagt die Politikwissenschaftlerin. Auch Zakarya El-Liazidi stellt »eine rasante Zunahme der Hetze in den Medien« fest.

Er stammt aus Marokko, arbeitet am Arabistik-Institut der Universität Leipzig und engagiert sich im Netzwerk. Islamophobie ist eine Art von Rassismus neben vielen anderen, betonen die beiden. »Der Bereich des Sagbaren aber ist größer als bei anderen Gruppen«, sagt Eschen. »Zudem glauben viele, weil der Islam eine Religion sei und keine Rasse, handele es sich nicht um Rassismus.« Aber nicht nur Medien diskriminieren. Viele Freunde von El-Liazidi, die wie er nicht aus Deutschland stammen, können von Alltagsrassismus und Diskriminierungen seitens der Behörden berichten. »Auch wenn das resigniert klingt, inzwischen hoffe ich einfach, dass ich ignoriert werde«, sagt El-Liazidi.

Das Netzwerk, das sich als politisch unabhängige und überkonfessionelle Plattform versteht, möchte ein breiteres Bewusstsein für das Thema schaffen. Im Mittelpunkt steht die Dokumentation von Erlebnissen Betroffener und Aufklärungsarbeit in Form von Vorträgen und Workshops. Noch sind die Pläne groß und die konkrete Umsetzung ist in der Diskussion. Die Suche nach neuen Mitstreitern und die Zusammenarbeit mit anderen antirassistischen Gruppen sind wichtig. Aber das »Netzwerk netzwerkt schon«, freut sich Eschen.


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