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Kultur

Grenzenlos und barrierefrei

Gesa Volland bringt in »Coppe Lia« erneut gehende und rollende Tänzer auf die Bühne

  Grenzenlos und barrierefrei | Gesa Volland bringt in »Coppe Lia« erneut gehende und rollende Tänzer auf die Bühne

Never change a winning idea: Als direkter Nachfolger zur erfolgreichen Tanztheater-Produktion »U Can’t Touch This« ist nun Gesa Vollands neue Inszenierung »Coppe Lia« im Lofft zu sehen. Vier Tänzer und drei Rollstuhlfahrer bilden die Kompanie, die, in Bezugnahme auf das Ballett »Coppélia« von Léo Delibes, den Raum bespielt. Premiere war am Samstag, weitere Aufführungen folgen Anfang März.

Never change a winning idea: Als direkter Nachfolger zur erfolgreichen mixed-abled Tanztheater-Produktion »U Can’t Touch This« ist nun Gesa Vollands neue Inszenierung »Coppe Lia« im Lofft zu sehen. Vier Tänzer und drei Rollstuhlfahrer bilden die Kompanie, die, in Bezugnahme auf das Ballett »Coppélia« von Léo Delibes, den Raum bespielt. Das Standardballett für perfektionierte Vollkommenheit basiert auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung »Der Sandmann«, dessen Story simpel ausfällt: Puppenmeister Coppelius erschafft nach langer Arbeit eine menschliche Puppe, deren absonderliche Aura reichlich Verwirrung stiftet.

Vor diesem schaurig-romantischen Hintergrund hinterfragen die Tänzer den Zusammenhang von Schönheit, Perfektion und Natürlichkeit. Was ist wirklich schön? Was perfekt? Und wie relativieren sich Befindlichkeiten nach einem Perspektivwechsel? »Hierbei geht es jedoch nicht darum, ein rein sozial-integratives Projekt zu verwirklichen«, sagt Volland.

Im Fokus steht die künstlerische Darstellung, die Umsetzung ästhetischer Formsprache. Denn Kunst, so die Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin, sei grenzenlos – und das möchte sie zeigen. Nachdem sie in ihrer ersten mixed-abled Inszenierung ins kalte Wasser gesprungen war, verfügt sie nun über Erfahrungen, die es ihr ermöglichen, künstlerisch in diese Zusammenarbeit hineinzugehen.

Wichtig sei dabei, die Behinderten genauso zu fordern wie die anderen Tänzer. Über diese Herangehensweise kitzelt sie neue Fähigkeiten und Formsprachen aus den Darstellern heraus, die bei allen im Hinterkopf rumorenden Bedenken und Vorsichtsmaßnahmen sonst nicht möglich gewesen wären. Die Behinderung wird in dem Stück nicht problematisiert, auch wenn Vorurteile aufgegriffen werden. Vielmehr geht es um gemeinsames Hinterfragen. So verschwimmen die Grenzen, wenn eine Dame in High Heels einen Rollstuhlfahrer schiebt oder sich vielleicht eher stützen lässt.

Was die Spannung und Besonderheit des Bühnengeschehens bestimmen wird, ist das Zusammenspiel der gehenden und rollenden Tänzer, die ihre Raumerfahrung und Bewegungsabläufe aufeinander einpendeln. »Coppe Lia« ist jedoch kein stringentes, narratives Tanztheater. Viel mehr geht es den Darstellern darum, auf feinfühlige Weise zu unterhalten, womit auch humoreske und trashige Bilder nicht ausgeschlossen sind.

Zu erwarten ist ein einstündiges, abstraktes und fröhliches Tanzstück, das aber auch ruhige und besinnliche Sequenzen bereithält. Die Produktionen, die in enger Zusammenarbeit mit der Villa entstehen, sollen ein fester Bestandteil der Leipziger Kulturlandschaft werden. Ob mit dem dritten Stück noch 2011 zu rechnen ist, bleibt vorerst ungewiss.


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