anzeige
anzeige
Politik

Widerstand am Straßenrand

Quartiersmanagement für die Georg-Schumann-Straße

  Widerstand am Straßenrand | Quartiersmanagement für die Georg-Schumann-Straße

Sie ist laut, dreckig und heruntergekommen. Auf ihr ist man lieber nicht zu Fuß unterwegs und froh ist, wer sie meiden kann oder nur fix queren muss – die Georg-Schumann-Straße. Wie ein rostiger Nagel in rosiges Fleisch bohrt sie sich durch das schnieke Gohlis in Richtung Möckern und Wahren – Arbeitslosigkeit und Tristesse säumen ihren Verlauf. Jetzt gibt es wenigstens ein neues Infozentrum.

Sie ist laut, dreckig und heruntergekommen. Auf ihr ist man lieber nicht zu Fuß unterwegs und froh ist, wer sie meiden kann oder nur fix queren muss – die Georg-Schumann-Straße. Wie ein rostiger Nagel in rosiges Fleisch bohrt sie sich durch das schnieke Gohlis. Die Tristesse nimmt in ihrer Intensität in Richtung Möckern und Wahren noch zu. Prächtige Wohnhäuser verfallen. Billigwaren, Fastfood und immer wieder leere Schaufenster säumen die ehemals belebte Magistrale. Hinzu kommen unterdurchschnittliche Einkommen und eine erhöhte Arbeitslosigkeit, jedes zweite Kind lebt hier von Sozialhilfe.

Kneiperin Sindy Krause kennt die Geldnöte im Viertel. Nur mit erschwinglichen Cocktails, Karaoke und Erdnusspartys kann sie Gäste in die Georg-Schumann-Straße 279 locken. »Die Leute wollen was geboten bekommen für ihr knappes Geld.« Als die 24-Jährige vor einem Jahr den heruntergewirtschafteten »Treffpunkt Möckern« übernahm, war sie hoffnungsvoll, das zu retten, was vor dem Untergang stand. Doch die Lage ist ernst. »Wenn ich abends vor die Kneipe auf die Straße trete, höre ich nichts und sehe niemanden.«

Die junge Wirtin fasst wieder Mut, als das Infozentrum mit Quartiersmanager Dirk Zinner vor einigen Wochen die Nr. 126 bezieht. Im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau-förderung (ASW) weiß man, ohne Engagement der Bewohner geht gar nichts. Und ein initiierender, koordinierender und informierender Quartiersmanager (QM) sorgt mehr als jeder City-Tunnel für das soziale Überleben in der Stadt: Die Straßen- und Kunstfeste »Westpaket« und »OSTLichter« sind Beispiele für erfolgreiche Stadtentwicklung »von unten«.

Trotzdem stehen die städtischen Eigenmittel, notwendig für jede Förderung durch Land, Bund oder EU, immer wieder auf der Kippe und schränken die Handlungsspielräume der Stadtteilläden extrem ein. Solange aber in der Verwaltung nicht an einem Strang gezogen wird, um angesichts des dürftigen Haushalts die Kompetenzen und Mittel ressort-übergreifend einzusetzen, verunsichern fehlende Entscheidungen die Arbeit der QMs.

Dirk Zinner weiß um die Situation, lässt sich aber nicht beirren. Neben Sindy Krause sind Pfarrer Häußler, zwei Wächterhausnutzer, Ex-Volleyball-Weltmeister Hendrik Kuntz und Jörg Schlottmann vom Verein Total Sozial seiner Einladung ins Infozentrum gefolgt und schreiten sogleich zu Taten: Feste, Kooperativen und Wissenstransfer organisieren – doch das Schicksal der Straße liegt nicht nur in ihren Händen.


Kommentieren


0 Kommentar(e)