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Kultur

Befreiungsschlag und neue Arbeit

Ein Gespräch mit Claudia Rath und Marcus Czygan zur Entwicklung des Neuen Schauspiel Leipzig

  Befreiungsschlag und neue Arbeit | Ein Gespräch mit Claudia Rath und Marcus Czygan zur Entwicklung des Neuen Schauspiel Leipzig

Aus einer Schnapsidee heraus nannten vier Wahlleipziger ihr frisch renoviertes Theater-Domizil Neues Schauspiel Leipzig. Seit fünf Monaten bringen sie nun Leben auf die Bühne in der Lützner Straße in Lindenau, und das mit einigem Erfolg. Im Interview ziehen Claudia Rath und Marcus Czygan, zwei der Theatermacher, Zwischenbilanz und erklären, warum es trotz roter Zahlen in die richtige Richtung geht.

Aus einer Schnapsidee heraus nannten vier Wahlleipziger ihr frisch renoviertes Theater-Domizil Neues Schauspiel Leipzig. Seit fünf Monaten bringen sie nun Leben auf die Bühne in der Lützner Straße in Lindenau. Im Interview ziehen Claudia Rath und Marcus Czygan, zwei der Theatermacher, Zwischenbilanz und erklären, warum es trotz roter Zahlen in die richtige Richtung geht.

kreuzer: Im Oktober haben sich nach langer Bauzeit die Pforten ihres Theaters geöffnet. Wie fühlten Sie sich in diesem Moment?

CLAUDIA RATH: Na ja, wir standen eher neben uns, haben erst später realisiert, dass wir nun ein eigenes Theater leiten. Das war einerseits ein Befreiungsschlag, bedeutete aber sofort weitere anstrengende Zeiten. Die Arbeit hörte ja nicht auf. Gerade zu Ende des Jahres sind wir schon auf dem Zahnfleisch gekrochen. Das Bauen war nicht komplett abgeschlossen und wir hatten einen Spielplan zu stemmen. Mittlerweile haben sich Arbeitsabläufe so eingespielt, dass auch das Entspannen mal möglich ist.

kreuzer: In der kurzen Zeit haben Sie schon einige Mitstreiter gefunden. War das geplant?

MARCUS CZYGAN: Wir hatten das Theater als einen Ort des Mitmachens entworfen – und da ist es schön, viele Menschen mit Spaß am Gestalten hier zu sehen. Und die Kreise werden größer. Man sieht, es hat sich gelohnt, den Raum mit so viel Mühe herzurichten. Denn die Leute, die hierher kommen, sind sofort begeistert.

kreuzer: Wie läuft es momentan?

CZYGAN: Wir sind recht zufrieden. Natürlich wurden wir nach dem vollen Eröffnungstag auf den Boden der Tatsachen geworfen, wenn anfangs Vorstellungen ausfielen, weil die Zu-schauer fehlten. Die aktuelle Produktion »Lucifers Matches« liegt in der Auslastung bei knapp 30 Prozent. Und das hatten wir uns für die ersten Monate erhofft. Aber wir sind nicht übern Berg, fahren noch keine schwarzen Zahlen ein. Es ist aber wichtig, zu merken, dass es in die richtige Richtung geht.

kreuzer: Ist es besonders schwierig, sich in der Theaterfülle – gerade im Westen der Stadt – zu behaupten?

RATH: Nein. Es hat jeder eigene Schwerpunkte. Das ergänzt sich. So sind die Vorstellungen am Wochenende im Theater der Jungen Welt oft ausverkauft und sie schicken die Kinder zu uns ins Puppentheater. Und die Zusammenarbeit mit freien Schauspielern, wir sind ja kein Ensemble, funktioniert gut. Viele Leute aus der Freien Szene schauen mit ihren Ideen vorbei, wie die Gastspiele zeigen.

kreuzer: Zur Zeit steht »Die Polizei« auf dem Spielplan. Was hat es damit auf sich?

CZYGAN: Das ist ein absurdes Stück von Sławomir Mroek aus dem Jahr 1958, ist aber weiterhin aktuell. Es spielt in einem Staat, in dem alles wunderbar in Ordnung ist. In einer Polizeistation sitzt der letzte Staatsfeind ein und will nicht mehr. Er wird loyaler Bürger und die Polizei überflüssig. Also hält ein Sergeant, der früher Agent Provocateur war, als neuer Staatsfeind her, um die Existenz der Polizei zu sichern – eine schreiend komische Farce beginnt. Wir wollten etwas Humoristisches machen, sind aber keine Freunde der Tür-auf-Tür-zu-Komödien.


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