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Kultur

Dschihadisten mit linken Händen

Die fiktive Doku »Four Lions« provoziert Politiker und erfreut mit absurdem Slapstick

  Dschihadisten mit linken Händen | Die fiktive Doku »Four Lions« provoziert Politiker und erfreut mit absurdem Slapstick

Ein Ziel hat diese satirische Provokation schon vor dem deutschen Kinostart erreicht: Die CSU wollte die fiktive Dschihadisten-Doku verbieten. Dass dies nicht geschah, ist nicht nur ein Gewinn für die Meinungsfreiheit – gerade Liebhaber des Absurden würden »Four Lions« schmerzlich missen. Der Film läuft ab Donnerstag im Kino.

Ein Ziel hat diese satirische Provokation schon vor dem deutschen Kinostart erreicht: Die CSU wollte die fiktive Dschihadisten-Doku verbieten. Dass dies nicht geschah, ist nicht nur ein Gewinn für die Meinungsfreiheit. Liebhaber des Absurden würden »Four Lions« schmerzlich missen wollen.

Dabei ist der Plot gar nicht zum Lachen. Im englischen Sheffield planen selbst ernannte »Gotteskrieger«, die Insel mit blutigen Gewaltakten zu überziehen. Ihnen ist allerdings kein glückliches Händchen gewährt, was wahlweise an der göttlichen Bestimmung oder der Intelligenz der trotteligen Terrorzelle liegt. »Stupid is as stupid does«: Immer wieder ist die Truppe von Fehlschlägen geplagt. Statt Ungläubige zu sprengen, müssen eine Krähe, ein Schaf und eine Mikrowelle dran glauben. Und im pakistanischen Ausbildungscamp verwüsten sie mit einer verkehrt herum gehaltenen Panzerfaust eine Dschihadistenbasis und Osama bin Laden gleich mit.

So dümmlich wie sie vorgehen, sind auch ihre diffusen Feindbilder. Der Feind sind das »Weltjudentum« und die USA. Apotheken gelten ihnen als Anschlagsziele, weil es dort Kondome gebe – die verleiten ja zum Sex. Überhaupt sind harte Zeiten angebrochen: »Frauen geben Widerworte, Menschen spielen auf Saiteninstrumenten.«

Wenn die Gruppe als Clown, Ninja-Turtle und Plüschbär kostümiert schließlich doch noch zum Selbstmordattentat aufmarschiert, kommt es zu einem absolut lächerlichen und zugleich doch todernsten Showdown, wie man ihn im Kino so noch nicht gesehen hat. Damit beweist der Film, dass es ihm nicht nur um die – zugegebenermaßen großartigen – Pointen geht. Die Zeit für eine solche Bearbeitung des dschihadistischen Terrors war lange schon reif. Denn auch das Lachen über bittere Themen stellt einen Teil ernsthafter Auseinandersetzung dar.


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