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Kultur

Streitbarer Israeli-Palästinenser

Dokumentarfilm zum Gedenken an ermordeten Theatermacher Juliano Mer-Khamis

  Streitbarer Israeli-Palästinenser | Dokumentarfilm zum Gedenken an ermordeten Theatermacher Juliano Mer-Khamis

Am Nachmittag des 4. April 2011 wurde der Schauspieler und Regisseur Juliano Mer-Khamis im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin erschossen. Er befand sich gerade in seinem Wagen vor dem Freedom Theatre, als maskierte Männer das Feuer auf den 52-Jährigen eröffneten. Das Theater hatte der Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlich-arabischen Vaters vor fünf Jahren gegründet. Zum Gedenken an Juliano Mer-Khamis läuft am Dienstag der Dokumentarfilm »Arna´s Children« in der Cinémathèque in der naTo.

Er war stets streitbar. Als Juliano Mer-Khamis vor rund anderthalb Jahren auf einer Pressekonferenz in Leipzig das Jugend-Theaterprojekt »Mein Land Biladi« vorstellte, bezeichnete er als dessen Hauptaufgabe, die »israelische Propaganda« auf den Prüfstand zu stellen. Damit sprach er sicherlich nicht für jeden, denn die Kooperation des Freedom Theatre im Flüchtlingslager Dschenin und der Theaterwerkstatt Spinnwerk des Schauspiel Leipzig stellt keine Bestandsaufnahme des Nahostkonflikts dar. Vielmehr erarbeiten palästinensische und deutsche Jugendliche im grenzüberschreitenden Theaterprojekt eine Performance zum Thema Freiheit. Im Juli soll die Abschlusspräsentation in Dschenin stattfinden – Juliano Mer-Khamis wird sie nicht mehr erleben können.

Am Nachmittag des 4. April 2011 wurde der Schauspieler und Regisseur im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin erschossen. Er befand sich gerade in seinem Wagen vor dem Freedom Theatre, als maskierte Männer das Feuer auf den 52-Jährigen eröffneten. Das Theater hatte der Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlich-arabischen Vaters vor fünf Jahren gegründet. »Der grausame und sinnlose Mord war ein großer Schock für uns«, trauert Anja Nioduschewski, künstlerische Leiterin von »Mein Land Biladi«. »In Juliano Mer-Khamis begegneten wir einem visionären und radikalen Theaterleiter, der versuchte mit seiner Arbeit im Flüchtlingslager die notwendige Konzentration und Kontinuität für ein Ziel im Leben der Kinder und Jugendlichen herzustellen.«

Bereits in der Vergangenheit gab es Anschläge auf das Theater, Mer-Khamis wurde in Hetzschriften als fünfte Kolonne Israels bezeichnet. Ein Ort der künstlerischen und politischen Freiheit, wie es das Theater in Dschenin sein wollte, war den starr religiös und patriarchal geprägten Clanstrukturen ein Dorn im Auge. Und dass sich ein Mensch mit israelischen Wurzeln für palästinensische Belange einsetzt, konnten seine Schlächter wohl auch nicht ertragen. In einem Interview mit der israelischen Nachrichtenseite Ynet drückte Mer-Khamis die Angst um sein Leben aus, fragte aber, was er machen solle. Weglaufen? »Die einzigen zwei Dinge, die ich von der israelischen Kultur erlangt habe, sind die Shakespeare-Übersetzungen von Shlonsky und eine Kampfausbildung. Diese brauche ich jetzt wohl.« Juliano Mer-Khamis hinterlässt einen Sohn, der Zeuge des Attentats wurde, eine Tochter sowie seine Frau, die mit Zwillingen schwanger ist.


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