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Kultur

Killermädchen im Killermärchen

Wer ist Hanna? Eine die sich durchschlägt, im wahrsten Sinne des Wortes

  Killermädchen im Killermärchen | Wer ist Hanna? Eine die sich durchschlägt, im wahrsten Sinne des Wortes

Wer 14 Jahre im Wald lebt, ohne mit einem anderen Menschen zu reden außer dem Vater, der muss zwangsläufig bekloppt werden. Wenn der Vater auch noch ein Ex-CIA-Profikiller ist, der sich in den zugeschneiten Einöden Finnlands versteckt, was wird dann bloß aus der Tochter? Im Fall von Hanna: Eine gewiefte Mörderin, die ihr Können auf der Jagd und beim Kampf mit Papa erlernt hat und nun in die Welt hinaus zieht, um die böse CIA-Kollegin des Vaters zu töten.

Was überraschend gut funktioniert, dafür dass die Teenagerin noch nie zuvor Autos gesehen, Musik gehört und Small-Talk-Gespräche geführt hat. So passiert es, dass ein Kuss mit einem anderen Pubertierenden sie zu einem Gewaltausbruch provoziert, dass die Freundschaft mit einem verwöhnten amerikanischen Girlie beim besten Willen nicht funktionieren kann, und dass ihre Biografie, die als Heimat tatsächlich Leipzig vorgibt, immer nur aufgesagt wirkt. Doch Hanna schlägt sich durch – im wahrsten Sinne des Wortes.

Joe Wright hat einen sehr ästhetischen Actionfilm gedreht, in dem es einerseits schnell zur Sache geht, andererseits aber auch genug Raum für die ruhigen, langsamen Momente gibt. Die bei den Dreharbeiten gerade 16 Jahre alt gewordene und schon in »Abbitte« gefeierte Hauptdarstellerin Saoirse Ronan brilliert als blondes, bleiches, ahnungsloses Mädchen, das zwar skrupellos, aber naiv und offen der Welt begegnet. Doch leider möchte der Film zuviel des Guten. Ein bisschen weniger Tötungskunst, ein bisschen weniger Waldmädchen in einer etwas weniger abgefahrenen Welt hätte ihm durchaus gut getan. Dafür ein bisschen mehr Musik von den Chemicals Brothers und vor allem noch mehr Martin Wuttke als kauziger Märchenonkel. Ein Schmankerl, dessen allein sich der Film schon lohnt.


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