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Kultur

Das Geld ist knapp

Am Mittwoch veranstaltet der Filmverband Sachsen in Leipzig den 4. Filmsommer

  Das Geld ist knapp | Am Mittwoch veranstaltet der Filmverband Sachsen in Leipzig den 4. Filmsommer

»Mein Interesse liegt im Beobachten. Und das braucht Zeit« , sagt die Leipziger Dokumentarfilmerin Susanne Schulz. »Ich möchte mich einfach gerne länger mit einem Thema beschäftigen können und verschiedene Dinge ausprobieren.« Doch Zeit ist Geld und das ist meistens knapp – das weiß auch die 35-Jährige.

Susanne Schulz' letzter Dokumentarfilm »White Box« lief erst kürzlich in den Kinos, doch bis dahin war es ein steiniger Weg. Über zwei Jahre lang hat sie sich für diesen Film Zeit genommen, die Protagonisten begleitet und Material gesammelt. Danach begann die Suche nach einem Abnehmer.

Wie schwierig das Metier des (Dokumentar-) Filmers ist und wo Chancen und Hürden in der Filmbranche liegen – genau darum geht es beim morgigen Filmsommer Leipzig, den der Filmverband Sachsen bereits zum vierten Mal veranstaltet. Gemeinsam mit Vertretern der MDM, der AG DOK, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (KdFS) und der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) soll vor allem jungen Filmemachern Möglichkeiten rund um das Thema Filmförderung aufgezeigt und ihnen damit unterstützend unter die Arme  gegriffen werden. Neben Informationsstunden und der Chance, seine eigenen Projekte vorzustellen und analysieren zu lassen, ist die Podiumsdiskussion ein wichtiger Bestandteil. Dieses Mal steht sie unter der Frage »Quo vadis Dokumentarfilm?«. Unter der Moderation von Annegret Richter (DOK Leipzig) beschäftigen sich Thomas Frickel (AG Dok), Heino Deckert (Dokumentarfilmproduktion ma.ja), Heino Hilker (DIMBB) und Burckhardt Althoff (Redaktionsleiter des Kleinen Fernsehspiels) mit den zukünftigen Wegen des Dokumentarfilmes bei der Suche nach dem Publikum.

Ein viel diskutiertes Thema, das jedoch in Anbetracht der bevorstehenden Haushaltsabgabe und der fortschreitenden Programmformatierung der Öffentlich-Rechtlichen an weiterer Brisanz gewinnt. Man muss jedoch genau hinsehen, worum es eigentlich geht: Gemeint sind in der Debatte nicht jene Doku-Soaps oder Fernsehformate, die ein bestimmtes Raster vorgeben, sondern im Mittelpunkt der Diskussion stehen Dokumentarfilme mit eigener Handschrift des Autors. Unruhen wegen dieser Entwicklung gibt es schon länger, erst im Herbst 2010 gab es eine große Welle des Protestes, als die ARD den »Dokumentarfilm am Montag« zugunsten eines »quotenorientierteren Programmes« absetzten wollte.

Die AG DOK spricht sich schon lange dafür aus, dass der Dokumentarfilm einen Platz im Fernsehen bekommt, der ihm auch zusteht, sagt Thomas Frickel. »Der Dokumentarfilm gehört zum Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen dazu, das betrifft die Förderung genauso wie eine Bereitstellung von Sendeplätze und zwar zu einer Uhrzeit, zu der die Menschen sie auch schauen.« Schließlich bestehe die essentielle Funktion des Rundfunks darin, für die demokratische Ordnung ebenso wie für das kulturelle Leben in der Bundesrepublik zu sorgen. »Dazu gehören Themen«, sagt Frickel weiter, »die sich in keine Formatierung pressen lassen, sondern kontrovers sind, aus der Mitte heraus entstehen und eine eigene Handschrift haben.« Doch genau dafür ist wenig Platz in der deutschen Fernsehlandschaft. Zu stark richten sich die Sender in der Gestaltung ihres Programmes nach der Quote und verhalten sich damit wie Wirtschaftsunternehmen. Entkräften könnte diese Politik die 2013 anstehende Einführung der Haushaltsabgabe und auch die damit verbundene Forderung, Werbung und die daraus entstehenden Einnahmen ganz zu streichen.

Damit würde die GEZ-Gebühr durch eine Pauschale ersetzt, die unabhängig von der Anzahl der Senderempfänger in einem Haushalt, fällig wäre. Mehr Geld hätten die Sender bei einer Pauschale von 17,80 Euro auf jeden Fall. Es bleibt nur zu hoffen, dass es auch an den richtigen Stellen eingesetzt wird. Zum Beispiel für die Förderung von Susanne Schulz’ nächstem Projekt. »Es ist schon toll, durch Förderungen Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen. Außerdem will man die Leute, die für einen arbeiten, am Ende des Tages  auch bezahlen können.« Da setzt der Filmsommer Leipzig auf jeden Fall ein wichtiges Signal: Susanne Schulz wird auch dabei sein und freut sich schon auf die Veranstaltung.


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2 Kommentar(e)

Franz Kukla 14.06.2011 | um 18:16 Uhr

ERSTER! Oh mein Gott, bin ich der allererste kreuzer-Kommentator??? Ein historischer Moment. Die neue Seite rockt!!!

Steffen Becker 14.06.2011 | um 19:49 Uhr

Allererster in der Tat. Gratulation :-) Ich habe mich ja schon insgeheim darauf gefreut, dass der erste Kommentar auf der neuen Webseite mit "ERSTER!" beginnt. Hach - das Internet, immer ein Quell der Freude :-) Viele Grüße vom Admin.