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Kultur

Von kleinen Künstlern zu großen Europäern

Jugendkulturwerkstatt Südost bietet Kreativ-Workshops für Kinder und Jugendliche

  Von kleinen Künstlern zu großen Europäern | Jugendkulturwerkstatt Südost bietet Kreativ-Workshops für Kinder und Jugendliche

In der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt Südost (Jukuwe) riecht es noch frisch und neu. Seit knapp einem Jahr gibt es in den Räumen in der Riebeckstraße jeden Tag ein großes Kursangebot für alle Altersgruppen. Schon die Dreijährigen können hier Theater spielen.

Und eine Gruppe Grundschulkinder erarbeitet in selbstgeschneiderten Kostümen gerade mit lebendiger Ernsthaftigkeit die Geschichte vom Ziegenhirt und der eingebildeten Prinzessin. Hirt Hannes steht auf der Bühne und strahlt, vor lauter Freude weiß er nur gerade im Text nicht weiter. Macht nichts, es ist ohnehin die Fee dran. Ruhig souffliert Kristina Daßler, die Leiterin der Theatergruppe: »Ich grüße dich, Hannes«, und fragt: »Was könnte er da sagen, wie würde er auf sie zu gehen?« Hannes überlegt noch, aus der Schar der Zicklein, die gerade nicht dran sind, ruft eines: »Du stehst rückwärts zum Publikum.« Alle sind eifrig bei der Sache.

Drei künstlerische Säulen tragen das Konzept der städtischen Kultureinrichtung: Theater, Medien und bildende Kunst. Wem also letztere näher ist als die darstellende Kunst, der kann seine Geschichten auch malen und in Ton matschen. Wer grafische Medien bevorzugt, kann sich in der Kulturwerkstatt ebenfalls ausprobieren und einiges an Handwerk lernen. Außer einer großzügigen Keramikwerkstatt gibt es einen einladenden Raum fürs Malen oder Filzen, sogar Druckpresse und Siebdrucktisch sind vorhanden. Auch über eine Dunkelkammer, in der man noch ganz klassisch Schwarz-Weiß-Abzüge herstellen kann, verfügt die Jukuwe.

Vier Fotokurse gibt es derzeit, der jüngste Teilnehmer ist zehn Jahre alt, die älteste Teilnehmerin 24, erzählt Matthias Schirmer, der engagierte Leiter des Fachbereichs Medien. Dass die Fotografen mindestens so ambitioniert sind wie die kleinen Schauspieler, daran lassen ihre Arbeiten keinen Zweifel. Einige wurden letztes Jahr sogar preisgekrönt: Sechs Mädchen begaben sich mit der Kamera auf die Spuren berühmter Leipzigerinnen des 19. Jahrhunderts und gewannen damit den Hauptpreis der Visionale, eines sächsischen Jugendmedienwettbewerbs. Manch einer macht die Erfahrungen, die er hier sammeln konnte, später sogar zum Beruf, weiß Schirmer.

In der letzten Juliwoche werden jugendliche Besucher aus dem östlichen Europa zu Gast in der Jukuwe sein. Seit Monaten schon laufen die Vorbereitungen und haben die beiden Freiwilligen Verena Zimmermann und ihre französische Kollegin Justine Florentin Kontakt zu ähnlichen Jugendeinrichtungen in Lettland, Bulgarien und Slowenien geknüpft. Insgesamt fünf Jugendliche können dann im Rahmen des europäischen Projekts Jugend in Aktion ihr kreatives Potenzial nutzen, um einander die kulturellen Besonderheiten ihrer Länder näher zu bringen.

Auf dem Plan stehen gemeinsame Workshops und gemeinsame Freizeit, um Kontakte zu ermöglichen und zu stärken, die Lust machen, neugewonnene Freunde später auch in deren Ländern zu besuchen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, seien es Fotos, Filme, Skulpturen oder Tanztheater, präsentieren die Jugendlichen zum Abschluss der gemeinsamen Woche in der Moritzbastei. Erfahrung mit internationalen Projekten hat man schon lange, berichtet Ute Eidson, die Leiterin der Jukuwe. So gibt es seit einigen Jahren eine fortlaufende Kooperation mit schwedischen, spanischen und italienischen Theatergruppen. Jedes Jahr aufs Neue aber gibt es auch junge Menschen, die im Rahmen des Europäischen Freiwilligenjahres ein Jahr als Kultur-Volonteers absolvieren. »Unser Anspruch ist es, dass die Freiwilligen hier ein eigenes Projekt organisieren«, erläutert Eidson. »Die finanzielle Beteiligung der Stadt Leipzig ist da sehr hilfreich.« Sich öffnen statt sich abzugrenzen, neugierig aufeinander zu sein, sich zu begegnen und auszutauschen, das ist der Gedanke hinter dem Projekt, ganz im Sinne eines wachsenden Europas. In Zeiten der Debatten um Geld und Grenzen scheint das nötiger denn je.


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