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Kultur

Vieldeutige Gerücheküche

Die New Yorker Band The Tender Buttons performt eine Rockoper für alle Sinne

  Vieldeutige Gerücheküche | Die New Yorker Band The Tender Buttons performt eine Rockoper für alle Sinne

In der Schaubühne Lindenfels führt die Avnatgarde-Band The Tender Buttons eine Rockoper auf, die nicht nur die experimentellen Texte der Literatin Gertrude Stein vertont, sondern neben dem Hör- und Seh- auch den Geruchssinn anspricht.

Ihre langen, verstrubbelten roten Haare trägt sie zu zwei voluminösen Zöpfen zurechtgezähmt, die zu ihrem Avantgarde-Outfit passen: Cassandra Victoria Chopourian ist die The Tender Buttons-Sängerin mit tiefer Stimme. Sie bewegt ihre Hände, als würde sie das Gesungene in Gebärdensprache übersetzen.

»Tender Buttons« nennt die aus New York kommende Band ihr Projekt nach dem gleichnamigen experimentellen Zyklus der Literatin Gertrude Stein. Nicht ohne Grund haben sie den Namen des Werkes übernommen, denn er bildet die Textvorlage des Librettos. Gary Heidt spielt Bassgitarre in der Avantgarde-Alternative-Rockband und erklärt: »Wir sprechen nicht, sondern singen die Texte Steins. Man kann das, was wir machen, als Musical oder Rock-Oper bezeichnen.«

Obwohl Chopourian an der Pariser Schauspielschule Le Coq studiert und einige Tanzerfahrung hat, sind ihre Bühnenbewegungen eher sparsam, dafür aber exakt. Im Vordergrund steht ihr Gesang. »In Cassandra steckt ein Rock’n’Roll-Star, der darauf wartet auszubrechen«, sagt Bassist Heidt. Er war es, der die Idee eines Bandauftritts mit der einer performativen Aufführung eines Konzeptalbums verband. Als er und Chopourian eine starke weibliche Figur für ihre Geschichte suchten, kamen sie auf Gertrude Stein – deren komplizierte Texte inbegriffen.

Muss der Zuschauer schwere Kost erwarten? »Stein untergräbt mit ihrer ständigen Vieldeutigkeit auf humorvolle Art und Weise Autoritäten, das kann nur für Lacher sorgen.« An diesem Abend dürfte der Auftritt nicht nur den Hör- und Seh-, sondern auch den Geruchssinn überraschen. Denn Sabine Manke verwandelt die Bühne in eine Gerücheküche. Selbst für diejenigen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, wird der Abend in der Schaubühne so zum Erlebnis, das auf vielen Ebenen verständlich ist.


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