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Konzertkritik

»Alta, was geht ab?«

Rocky Votolato singt gutgelaunt traurige Lieder im ausverkauften Café Kafic

  »Alta, was geht ab?« | Rocky Votolato singt gutgelaunt traurige Lieder im ausverkauften Café Kafic

Von Außerirdischen und gegrillten Hähnchen: Der Singer/Songwriter Rocky Votolato spielt textfreudige Songs, erzählt von seinen Deutsch-Erfahrungen und schwitzt gemeinsam mit dem Publikum.

So voll war es hier noch nie. Vor der Black Box des Café Kafic hat sich am Dienstagabend eine Schlange gebildet, drinnen fordert der Barmann die sitzenden Zuschauer auf, sich vom Boden zu erheben, um noch etwas Platz zu machen. Die ebene Bühne, die diesen Namen kaum verdient, wird von Fans umstellt. Fans von Rocky Votolato. Der Sänger mit der Akustikgitarre und der Mundharmonika fällt unter ihnen kaum auf. So klein ist er, fast unscheinbar auf den ersten Blick. Das ändert sich schlagartig, als er anfängt zu singen. Voller Schmerz, voller Leid und Leidenschaft ist seine Stimme, sind seine Lieder.

»Hi, I’m Rocky Votolato from Seattle«, sagt der geborene Texaner. Mehr erst mal nicht. Lässt die Lieder sprechen. Lieder von seinem aktuellen Album »True Devotion«, von den fünf Vorgängeralben und neue Stücke, die im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Einen Song hat er vor drei Tagen erst in Bremen geschrieben, er handelt vom komischen Fernsehprogramm. Aber vor allem erzählen seine Lieder von der Liebe,  von Freiheit, von Selbstmord oder Kriegserfahrungen, von Depressionen, die der Sänger selbst erlitten hat. Oder aber davon, wie man sich vor Außerirdischen schützt. Darüber hat ihn sein Sohn aufgeklärt, erklärt der nun doch redselig gewordene Votolato dem Publikum und fragt, ob er zeigen soll, was er auf Deutsch sagen kann. Klar soll er. »Alta, was geht ab?« lauten die gelernten Worte. Da geht einiges an diesem Abend.

Das Publikum schwitzt. Votolato schwitzt noch mehr. »Könntet ihr den Scheinwerfer runterdrehen? Ich werde gegrillt wie ein Hähnchen«, meint er, lässt sich aber nicht davon abhalten, weiter seine melancholischen Lieder zu singen, seine tätowierten Armen bewegen sich im Takt der Gitarrensaiten. Er lacht, bedankt sich und scheint begeistert zu sein, von der Akustik in dem geschlossenen schwarzen Raum von der großen Anzahl der Leute, von der andächtigen Stimmung, dem warmen Applaus. Die Zuhörer fächeln sich Luft zu mit allem, was ihnen in die Finger kommt, aber wollen immer noch mehr. »Okay, I play another couple of songs« sagt Votolato mehrmals. Nach etlichen »couple of songs« ist Schluss. Die Menschenmasse strömt an die frische Luft. Verschwitzt, fix und fertig, aber völlig zufrieden.


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