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Filmkritik

Vom Fischer und seiner sexsüchtigen Frau

Raubeiniges Gefühlskino: Das Liebes- und Sozialdrama »Angèle und Tony« vermag kaum zu berühren

  Vom Fischer und seiner sexsüchtigen Frau | Raubeiniges Gefühlskino: Das Liebes- und Sozialdrama »Angèle und Tony« vermag kaum zu berühren

Unkonventionelles Stadtmädchen trifft wortkargen Naturmensch: »Angèle und Tony« von der französischen Regisseurin Alix Delaporte ist kein Film tiefgreifender Gefühle und großer Dramatik, hat aber dennoch starke Momente.

Angèle ist das Gegenteil ihres Namens, alles andere als ein Engel, vielmehr eine ruppige und offenbar sexsüchtige junge Frau. Nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, möchte sie ein neues Leben beginnen, mit ihrem kleinen Sohn und einem neuen Mann. Nur mit solchem wird sie ihr Kind zurück bekommen. Ihr Verhaltensrepertoire ist stark eingeschränkt, als sie per Annonce auf den Fischer Tony trifft, der aus einer dermaßen anderen Welt kommt, dass es eigentlich für diese zwei verschiedenen Menschen keine gemeinsame Zukunft geben kann.

Der Debütfilm von Alix Delaporte möchte genau diese Annäherung zwischen Stadtmädchen und Naturmensch vermessen. Das raue Klima der Normandie dient als Folie für die Geschichte des ungleichen Paares und für die Öffnung Angèles. Eine Weile bleibt unklar, was sie antreibt, ihre Schroffheit gegenüber dem Mann, der es gut mit ihr meint, ist überzeugend dargestellt von Clotilde Hesme (»Der fliegende Händler«). Wie aus ihrer Ablehnung der Arbeitswelt der Fischer eine Teilnahme an eben jenem Leben, das nichts Romantisches mehr an sich hat, entsteht, ist ruhig beobachtet und zurückhaltend inszeniert. Wenn der Begriff »Liebesgeschichte« hier stimmen soll, dann nur mit dem Attribut »unsentimental«. Genauso herb wie das Land ist das teilweise bittere Schicksal der Fischer, deren Existenz auf Nebenschauplätzen des Films verhandelt wird. In authentischen Bildern finden sich starke Momente eines Sozialdramas, doch bleibt ein deprimierendes Gefühl von Spröde. Die Selbstfindung Angèles vermag kaum zu berühren und auch das versöhnliche Finale zieht einen eigentümlicherweise nicht in den Bann, vielleicht weil die Story plötzlich auf Kosten der Wahrhaftigkeit zerfasert.


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