anzeige
anzeige
Kultur

Der Walkman-Effekt

Ausstellung im Kunstraum D21 spielt mit Klängen und Geräuschen aus dem Stadtraum

  Der Walkman-Effekt | Ausstellung im Kunstraum D21 spielt mit Klängen und Geräuschen aus dem Stadtraum

Vogelgezwitscher, umsatzsteigernde Musik im Supermarkt, das Telefonat aus Nachbars Wohnung: Oft erleben wir die tägliche Geräuschkulisse um uns herum unbewusst.

Die Ausstellung »Verortungen / Entortungen« im Lindenauer Kunstraum D21, zu sehen und vor allem hören ab kommenden Wochenende, reflektiert unsere urbanen Klangräume, den bewussten Einsatz von Klang und seinen Einfluss auf unsere Wahrnehmung: »Es gibt eine Mikropolitik des Klangs auf einer alltäglichen Ebene«, sagt Michael Wehren, der die Ausstellung zusammen mit Melanie Albrecht konzipiert hat. »Zudem kennen wir alle den Walkman-Effekt, wenn das, was wir sehen, nicht mit dem übereinstimmt, was wir hören.«

Die Idee kam dem Theaterwissenschafts-Promovenden und der Freiberuflerin im vergangenen Herbst während der Vorbereitung einer Ausstellung mit Audioarbeiten im D21: »Da haben wir gemerkt, dass sich der Rhythmus der Stadt, das Vorbeifahren der Straßenbahn und der Straßenlärm massiv in den Raum einschreiben«, sagt Wehren. »Verortungen / Entortungen« trennt Orte und Geräusch, verfremdet Orte durch Klang. Die Leipziger Künstlerin Julia Krause fordert Menschen auf, ihre tägliche Audiowelt zu beschreiben. Patrick Franke macht während eines nächtlichen performativen Spaziergangs Vögel am Plagwitzer Bahnhof hörbar. Klänge von anderswo treffen auf Leipziger Sounds, ein Großteil der neun beteiligten Künstler hat die Arbeiten extra für die Ausstellung konzipiert. So auch der Niederländer Frans de Waard, der die Geräuschkulisse des D21 in einer Klanginstallation verarbeitet.

Besucher können sich mit geliehenen Smartphones und einer akustischen Variante von Google Maps auf einen Audiowalk durch Lindenau begeben. Je nachdem, wo sich die Spaziergänger befinden, sind dann jeweils zum Ort passende Tonaufnahmen des Künstlers Seetyca zu hören. Udo Noll, der Erfinder der sogenannten Radio Aporee Application, steuert zudem ein Hörspiel mit Lindenauer Originaltönen bei.

Wie im D21 inzwischen üblich, wird die Ausstellung durch theoretische Reflexion im Rahmen eines eintägigen Symposiums ergänzt. Wehren und Albrecht planen zudem eine akus-tische Finissage: Die Sendung »On Radio« von Radio Blau wird die Ausstellung akustisch be-gleiten und die über den Zeitraum der Schau gesammelten Audioelemente weiterverarbeiten.


Kommentieren


0 Kommentar(e)