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Politik

Protest gegen rechten Gewaltverbrecher (Update)

Die NPD lädt den neonazistischen Gewalttäter Karl-Heinz Hoffmann in die Odermannstraße ein. Dagegen formiert sich Protest

  Protest gegen rechten Gewaltverbrecher (Update) | Die NPD lädt den neonazistischen Gewalttäter Karl-Heinz Hoffmann in die Odermannstraße ein. Dagegen formiert sich Protest

Update 26.11.: Die Veranstaltung mit Karl-Heinz-Hoffmann wurde abgesagt, Gegenveranstaltungen finden dennoch statt.

Die Veranstaltung mit Karl-Heinz Hoffmann in der Odermannstraße ist offenbar abgesagt worden. Wie Hoffmann auf seiner Homepage mitteilte, hat der Parteivorstand der NPD, die das Nazi-Zentrum betreibt, ihre Genehmigung zur Nutzung des Raumes zurückgezogen, und den JN-Aktivisten, der Hoffmann eingeladen hatte, gezwungen, gemachte Zusagen zurückzunehmen. Die NPD habe dies mit der Debatte um die »Zwickauer Zelle« begründet, schreibt ein scheinbar sehr enttäuschter Hoffmann. »Die Absage ist ein Ergebnis der kraftvollen antifaschistischen und zivilgesellschaftlichen Mobilisierung«, freut sich Linken-Stadträtin Juliane Nagel, schränkt aber ein, das diese Absage seitens der NPD »ausschließlich strategisch motiviert« sei: »Offensichtlich geht es der neonazistischen Partei darum sich vor dem Hintergrund einer breiten gesellschaftlichen Debatte um die Dimension rechter Gewalt selbst aus dem Fokus zu nehmen.« Die Gegenveranstaltungen finden aber wie geplant statt.

 

Die NPD hat keine Berührungsängste mit Gewalttätern, das hat sie immer wieder gezeigt. Während sich die Berichte überschlagen, nach denen sich im Unterstützerumfeld der rechts-terroristischen Zwickauer Zelle zahlreiche NPD-Kader befunden haben sollen, hat die Partei für Samstag den verurteilten Gewalttäter Karl-Heinz Hoffmann – den Gründer der nach ihm benannten neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann – zu einem Vortrag ins »Bürgerbüro« in der Odermannstraße eingeladen.

Viele Leipziger Bürger sind derweil überhaupt nicht glücklich über den braunen Besuch: Gleich zwei Gegenveranstaltungen sind in unmittelbarer Nähe des Nazi-Zentrums geplant. Selbst Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ruft zum Protest auf: »Leipzig ist eine weltoffene und tolerante Stadt, in der Rassismus und Neonazismus keinen Platz haben. Ich werde mich in den gewaltfreien Protest gegen die Veranstaltung im NPD-Zentrum in Lindenau am Samstag einreihen und hoffe sehr, dass viele Leipzigerinnen und Leipziger es mir gleichtun«, teilte Jung mit.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann war in den 1970er Jahren vor allem in Bayern aktiv und wurde 1980 als verfassungsfeindlich verboten. Zum Zeitpunkt des Verbots hatte sie rund 440 Mitglieder, bei einer großangelegten Razzia beschlagnahmte die  Polizei damals reihenweise schwere Waffen.

Ein Mitglied der damals bereits aufgelösten Gruppe zeichnete für das Oktoberfest-Attentat von 1980 verantwortlich. Bei dem Sprengstoffanschlag kamen 13 Menschen – unter ihnen der Attentäter selbst – ums Leben, rund 200 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Mord am jüdischen Verleger Shlomo Lewin und dessen Lebensgefährtin 1980 in Erlangen wurde ebenfalls einem Mitglied der Wehrsportgruppe zugeschrieben. Auch Hoffmann  wurde damals angeklagt, eine Beteiligung konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Lewin hatte vor der Wehrsportgruppe gewarnt.

1984 wurde Hoffmann unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz zu rund neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber bereits 1989 wegen guter Führung frei. Inzwischen genießt er Kultstatus innerhalb der rechten Szene.

Die Gegenveranstaltungen im Einzelnen: Ein zivilgesellschaftliches Bündnis unter der organisatorischen Führung durch das Erich-Zeigner-Haus hat für den Samstag eine Demo vom Lindenauer Markt durch die Odermannstraße und zurück zum Lindenauer Markt angemeldet. Die Veranstaltung soll von 14 bis 20.30 Uhr dauern. Die antifaschistische Kampagne Fence Off ist da etwas sportlicher: Die von ihr angemeldete Demo beginnt um 15.o0 Uhr in der Jacobstraße, Ecke Ranstädter Steinweg (gegenüber vom Naturkundemuseum), soll über die Jahnallee führen und an der Odermannstraße, Ecke Gemeindeamtsstraße in unmittelbarer Nähe des NPD-Zentrums enden.


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