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Filmkritik

Zu zweit ist schöner

Die Filmstarts der Woche

  Zu zweit ist schöner | Die Filmstarts der Woche

Neues Jahr, neue Filme, neue Freunde: Der erste Kinodonnerstag im neuen Jahr wirkt wie eine Ode an das Miteinander.

Im Keller einer Domina haben sie sich zum ersten Mal getroffen: der Underground-Musiker und Meister der Provokation Genesis P- Orridge (bekannt durch Throbbing Gristle und Psychic TV) und die Underground-Performerin Lady Jaye. Hier fällt der Startschuss für ihre ungewöhnliche Liebesbeziehung, eine Beziehung, in der beide zunehmend miteinander verschmelzen. Durch Operationen beginnen Genesis und Lady Jaye eins zu werden, ein Drittes, ein Pandrogyn. Dafür lassen sie sich gleiche Brustimplantate einsetzen und ihre Wangenknochen richten. Die Experimentalfilmerin Marie Losier erzählt in ihrem Film »The Ballad of Genesis and Lady Jaye« nicht nur von dieser außergewöhnlichen Liebe, sondern verpackt darin auch die Geschichte der Industrial Music und des Undergrounds seit den 1970er Jahren. Losier verbindet dafür nicht nur Konzertausschnitte mit dokumentarischen Aufnahmen der beiden, sondern füttert ihre Erzählung zusätzlich mit theatral inszenierten Einsprengseln, in der sich Genesis und Lady Jaye gekonnt in Szene setzen. Das intime Porträt startet heute in der Cinémathèque in der naTo.

 

Polen, 1944: Inmitten der Scheußlichkeiten des Zweiten Weltkrieges lernen sich in Auschwitz der polnische Häftling Tomasz (Mateusz Damiecki) und die deutsche Jüdin Hannah Silberstein (Alice Dwyer) kennen. Mit einer waghalsigen Flucht will Tomasz sich und seine Geliebte vor dem sicheren Gastod retten. Doch im Chaos der letzten Kriegstage werden sie gewaltsam voneinander getrennt. Im Glauben der jeweils andere sei ums Leben gekommen, beginnen beide ein neues Leben. Mehr als 30 Jahre später glaubt Hannah, die mittlerweile verheiratet in New York lebt, Tomasz in einem Fernsehinterview wieder zu erkennen. Die Erinnerungen brechen über sie herein und alte Wunden auf. Hannah macht sich auf die Suche nach Tomasz. Angelehnt an wahre Begebenheiten inszeniert Anna Justice (»Max Minsky und ich«, 2007) in »Die verlorene Zeit« einfühlsam die Liebe zwischen zwei Auschwitz-Flüchtlingen, die den Nazigreueln zum Opfer fiel. Ab heute zu sehen in der Kinobar Prager Frühling.

 

Samson (Rowan McNamara) und Delilah (Marissa Gibson) leben in einem abgeschiedenen und heruntergekommenen Reservat für Aborigines. Samson schnüffelt Benzin, Delilah pflegt ihre kranke Großmutter. Eines Nachts verlassen sie Hals über Kopf das Reservat und finden in einer nahe gelegenen Großstadt Zuflucht. Dort wird ihnen ihr Außenseiterdasein zunehmend bewusster. In seinem Langfilm-Debüt »Samson & Delilah« beleuchtet Warwick Thornton die Kehrseite der australischen Gesellschaft. Doch statt Samson und Delilah zu Außenseitern in der neuen tristen Großstadtwelt zu degradieren, lässt er sie ganz eigene Überlebensstrategien entwickeln und zu einer wahren Gemeinschaft zusammen wachsen. Zu zweit ist man eben nicht allein. »Samson & Delilah« startet  heute in der Schaubühne Lindenfels.

 

Etwas fernab der trauten Zweisamkeit und großer Gefühle begibt sich Muntermacher Christian Ulmen in »Jonas« zurück auf die Schulbank. Als Mehrfachsitzenbleiber getarnt schleicht sich Ulmen in eine Gesamtschule in Zeuthen nahe Berlin und nimmt den Schulalltag genauer unter die Lupe. Unser Autor Martin Schwickert hat sich den Film, der heute in den Passage Kinos und im CineStar anläuft, für uns angesehen.


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