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Kultur

»Das Geheimnis liegt immer in der Einfachheit«

Almost famous – Junge Bands im Portrait: Me and Oceans

  »Das Geheimnis liegt immer in der Einfachheit« | Almost famous – Junge Bands im Portrait: Me and Oceans

Der Musiker und Komponist Fabian Schuetze begibt sich bei seinen musikalischen Projekten auf die Suche nach der minimalistischen Essenz des Pop. Am Mittwoch feiert er die Record-Release-Party zu seiner neuen EP »The Pond« im Horns Erben.

Am Anfang war das Wort: Bevor Fabian Schuetze das Songwriting für sich entdeckte, verfasste er Gedichte und Erzählungen. Im Hauptquartier des von ihm mitbegründeten Labels Analogsoul ist sein Faible für Literatur noch immer gegenwärtig. Dort stapeln sich Werke von Autoren wie Kafka, Schmidt oder Joyce in einem hohen Regal. Der feine Staubfilm auf ihnen verrät, dass sie mittlerweile nur noch eine dekorative Funktion erfüllen: Dem 27-Jährigen fehlt schlicht die Zeit, um es sich mit einem guten Buch bequem zu machen. Das liegt zum einen an seiner Plattenfirma, bei der er sich hauptsächlich um das Booking und die Bandakquise kümmert; zum anderen lässt ihn sein eigenes musikalisches Schaffen nicht zur Ruhe kommen.

In den letzten vier Jahren war der zurückhaltende Bartträger an vierzehn Veröffentlichungen von fünf verschiedenen Formationen beteiligt. »Gerade spiele ich bei A Forest und Me and Oceans. Aber es gibt auch noch andere Sachen, die ich gemacht habe oder in Zukunft wieder machen werde.« Mit dieser Bemerkung verweist er auf die derzeit ruhenden Gruppen Jaara, Faar und Zweistreifen. Sie mussten in der jüngeren Vergangenheit vor allem hinter den Verpflichtungen von A Forest zurückstehen. Dieses Trio kombiniert Pop-, Jazz- und Elektronikaelemente zu unaufdringlich fließenden Klangströmen fernab gängiger Strophe–Refrain-Schemata. Die musikalische Vision der Band basiert dabei auf einem Grundgedanken, der auch bei Fabian Schuetzes anderen Formationen im Fokus steht: »Das Geheimnis liegt immer in der Einfachheit – je einfacher, desto besser.« Dieses Credo der Reduktion setzt der aus Jena stammende Autodidakt bei seinem Soloprojekt Me and Oceans am konsequentesten um.

Das beweist die ab dem 15. März erhältliche EP »The Pond«: Wie schon beim 2010 erschienenen Debüt »Lakes« handelt es sich hierbei um eine Zusammenstellung von introspektiven Songs, die zumeist auf einer sich wiederholenden Grundfigur aufbauen und mit dem unaufgeregt vorgetragenen Gesang des Wahlleipzigers angereichert werden; dazu gesellen sich flächige Loops und klackernde Samples. Neben Tasteninstrumenten wie einem Fender Rhodes oder diversen Synthesizern übernimmt daher ein Computer bei der Umsetzung der Ideen eine entscheidende Rolle. »Das ist alles Rechnerkram. Ich habe zwar alles eingespielt, aber es wird zerschnitten und neu zusammengesetzt« – mit einer Ausnahme: Bei der Ballade »When I Was a Dancer« verzichtete Fabian Schuetze auf digitale Basteleien. Stattdessen ließ er sich bei diesem Stück vom Mud Mahaka-Frontmann Robert »Arpen« Seidel unterstützen, der die vorsichtigen Tastentupfer und eine zweite Gesangsspur beisteuerte. Arpen wird auch am 7. März im Horns Erben bei der Live-Premiere von »The Pond« im Vorprogramm auftreten und zudem bei ausgewählten Me and Oceans-Songs mitwirken. Im Anschluss an dieses Konzert begibt sich Schuetze auf eine kurze Deutschland-Tournee; vielleicht findet er ja dann ein paar ruhige Minuten, um sich endlich wieder einem guten Buch widmen zu können.


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