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Filmkritik

Aufstand der Unanständigen

»King of Devils Islands« zeigt das Portrait einer verlorenen Jugend

  Aufstand der Unanständigen | »King of Devils Islands« zeigt das Portrait einer verlorenen Jugend

Der norwegische Regisseur erzählt in »King of Devi's Island« die Geschichte von inhaftierten Jugendlichen, die auf einer Gefängnisinsel gepeinigt werden und zur Revolte angestiftet werden.

Die Tage sind grau. Auf die Gefängnisinsel Bastoy scheint sich die Sonne kaum hinzu verirren. Trostlos wie das winterliche Wetter ist auch das Leben auf der Insel. Straffällig gewordene Jungen werden mit folterähnlichen Methoden zu Disziplin und Gehorsam erzogen. Sie müssen im Gleichschritt marschieren, sich mit Nummern anreden und von den Aufsehern erniedrigen lassen.

Doch dann kommt Erling nach Bastoy: in Handschellen und von Aufsehern bewacht. Es wird nicht verraten, was der Junge verbrochen hat. Gerüchte von einem Tötungsdelikt machen die Runde. Klar ist nur, dass er sich den ungerecht erscheinenden Strafen nicht beugen will und immer wieder aufbegehrt. Im Laufe seines Aufenthaltes, der von einem nur kurz erfolgreichen Fluchtversuch unterbrochen wird, freundet sich der rebellische C15, wie er inzwischen brüllend gerufen wird, mit dem Musterschüler Olav, auch C1 genannt, an, der kurz vor der Entlassung steht. Erling bringt ihn dazu, sich für den schwachen Ivar einzusetzen, der offensichtlich vom Hausvater Brathen missbraucht wird. Als der Aufseher nicht wie erwartet entlassen wird, starten die beiden eine Revolte, der sich auch die anderen Insassen anschließen.

Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt der norwegische Regisseur Marius Holst in »King of Devil's Island« eine Geschichte über eine sich langsam entwickelnde Jungs-Freundschaft, über den Kampf gegen das System, über Zusammenhalt und letztlich immer wieder einsames Durchhalten. Die jungen Darsteller sind vor allem Laien, von denen einige selbst in Heimen gelebt haben. Das funktioniert so gut, dass Schauspiel-Debütant Trond Nilssen für die Rolle des Olav als bester Darsteller Norwegens ausgezeichnet wurde. Starbesetzt ist mit Stellan Skarsgard nur die Rolle des Rektors. Ein Charakter, der sich trotz seiner strengen und gnadenlosen Führung nicht leichtfertig in die Kategorie »schlechter Mensch« einordnen lässt. Sein immer wieder aufkeimendes Mitgefühl und Interesse für die jugendlichen Insassen zeigt, dass mehr hinter der kalten Fassade steckt. Nahezu alle handelnden Personen lassen sich in diesem – dank seiner ruhigen, verschneiten Bilder und der kontrastierenden Aufgewühltheit der jungen Figuren – sehr bewegenden Film weder in Gut noch Böse aufteilen. Statt in bloßes Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen, hebt Regisseur Marius Holst diese Kategorien auf und lässt sie unter einem Grauschleier verschwimmen.


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