anzeige
anzeige
Stadtleben

Schick, erfolgreich und gut im Kochen

Zwei Leipziger Schwestern bringen eine digitale Zeitschrift für die (un)moderne Frau heraus

  Schick, erfolgreich und gut im Kochen | Zwei Leipziger Schwestern bringen eine digitale Zeitschrift für die (un)moderne Frau heraus

Das neue digitale Magazin »sisterMAG« richtet sich mit Kochrezepten in Hochglanzoptik an die Frau von Welt und komplettiert dabei das Bild vom hübschen Weibchen am Herd.

Wie eine vollendete Symbiose sitzen Theresa und Antonia Neubauer im Café beim Interview nebeneinander und führen im Wechsel den Gedanken der anderen zu Ende. Sie sind nicht nur Schwestern im Geiste, auch im richtigen Leben. Gemeinsam haben sie ein neues Digital-Only-Magazin herausgegeben. »sisterMAG – Ein Journal für die digitale Dame« richtet sich in »Wir«-Form an die Frau von Welt, also »die online-affine, urbane Frau zwischen 20 und 50 Jahren«, ergänzt die 24-jährige Studentin Theresa. Die Leipzigerin ist für Inhalt und Design des Magazins zuständig. Ihre sechs Jahre ältere Schwester Antonia, die als Geschäftsführerin für ein Londoner Unternehmen arbeitet, kümmert sich in ihrer Freizeit um alle kaufmännischen Belange. Im zweieinhalbmonatlichen Rhythmus und zweisprachig soll das Heft künftig jene Frauen mit ausreichend Lesefutter versorgen, »die nicht nur gelegentlich in der Brigitte blättern, sondern auch gerne einmal im Newsletter Tech Branch schmökern«, erklärt die 30-Jährige.

Karriereleiter und Schnittmuster

In der ersten Ausgabe ihres anspruchsvoll gestalteten und 270 Seiten starken Magazins handeln sie Positivberichte von Frauen auf der Karriereleiter, Schnittmuster und Einrichtungsideen ab und stellen Start-ups oder technische Innovationen wie ein neues Messengerprogramm vor. Was auf den ersten Blick nach einem erfrischend anderen Frauenmagazin aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen leider als eines unter vielen: Da wird die Frauenquote als männerfeindlich eingestuft, die fingernagelgestylte Dame von Welt gelobt und zahlreiche Kochrezepte komplettieren das Bild vom hübschen Weibchen am Herd. Denn die Frau, die die Herausgeberinnen in der digitalen Welt promoten, ist gestylt, erfolgreich und wuppt natürlich ganz nebenbei den Haushalt.

Distanz von feministischen Bildern

Hier sind wir mittendrin in einer rückwärtsgewandten Geschlechterdebatte. Nicht umsonst distanzieren sich die beiden Macherinnen bewusst davon, feministische Bilder zu transportieren. »Als einzige weibliche Führungskraft von 200 Mitarbeitern, entspreche ich dem feministischen Bild einer Frau, die es bis dahin geschafft hat«, ergänzt Antonia Neubauer. »Doch ich will nicht nur das sein. Frauen sollen gleiche Chancen haben, aber ich möchte trotzdem auch Frau bleiben dürfen.« Jeder soll also das tun, was er möchte, lautet das Credo der beiden. Natürlich. Nur liegt es ja oft nicht am fehlenden Wollen, wenn Frau neben Haushalt, Kinderkriegen und Fingernägellackieren auf der Karriereleiter stehen bleibt. Schade nur, dass sich die holde Weiblichkeit hier gegenseitig Öl ins Feuer gießt. Ohne Solidarität für das eigene Geschlecht – die Männer so gern beim Bier zelebrieren – wird sich Frau den Platz an der Sonne nicht ergattern.


Kommentieren


1 Kommentar(e)

lara 02.05.2012 | um 08:51 Uhr

Wäre Sister Mag, was Sister Mag verspricht, warum bringt sie dann statt Allgemeinplätzen zur Quote z.B. nicht reale Porträts von Frauen, die sich erfolgreich gegen eine Benachteiligung gewehrt haben? Wie vermarktet die Geschäftsführerin einer Firma in London ein Magazin, wenn sie erst nach 19.00 Uhr aus dem Büro heimkommt? Sie dürfte kaum noch jemanden in einem anderen Büro erreichen. Oder ist die Zeitschrift ein vom Unternehmen finanziertes Projekt, in dem die Mitherausgeberin angestellt ist? Dann würde ich von Kreuzer online erwarten, dass dies mir als Leserin auch tatsachengerecht so dargestellt wird.