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Fußball EM

Das Spiel ist aus #5

Ukrainische Literaten zu Fußball und Politik – Heute: Iryna Slavinska

  Das Spiel ist aus #5 | Ukrainische Literaten zu Fußball und Politik – Heute: Iryna Slavinska

Die glitzernden Arenen in Lwiw, Kiew, Donezk und Charkiw mögen ein paar Spiele lang ganz Fußballeuropa überstrahlen. Für die Demokratie und Opposition jedoch leuchtet der Himmel über der Ukraine nach wie vor grau in grau. Deshalb fragten wir uns: »Was denkt eigentlich das ukrainische Volk über Fußball und Politik und die EM?« Lassen wir doch an Stelle des Volkes die Stimmen des Volkes zu Wort kommen: die ukrainischen Schriftsteller, Übersetzer, Kritiker und andere Aktivisten der quicklebendigen Literaturszene des Landes. Wir baten sie, uns in ein paar Sätzen zu verraten, wie sie die Sache sehen. Und stellen Ihre Antworten in loser Folge während der EM vor.

kreuzer: Liebe Iryna! Was denkt das Volk zu Politik und Fußball und zur EM?

IRYNA SLAVINSKA: Fußball und Politik sind sich überhaupt nicht ähnlich, denn Politik ist ein einziger großer Raum für Kompromisse, Diskussionen, Lügen und Manipulation. Trotzdem ist gerade jetzt in der Ukraine Fußball wie ein Versprechen der Politiker: Sie sagen, dass nach den Wahlen im Herbst im Nachfeld der EM schlechte Abgeordnete gegen gute ausgetauscht werden. Sie sagen außerdem, dass die EM die fürchterlichen Straßen, die Hotels und alle anderen Bereiche der Infrastruktur verbessert. Und darin sehe ich den Wandel: Fußball bekommt ein neues, ein politisches Gesicht (zum Beispiel das von Timoschenko). Und Politik wird immer mehr wie ein Spiel mit nur einem Ziel: Gewinnen. Aber was bedeutet denn »Gewinnen« in der Sprache der Politik? Serhij Zhadan sagt, dass Fußball ehrlicher ist: das Spielfeld, ein Ball, weiße Hemden, schwarze Hosen und Fairplay. Fußball als Sport ist einfach: Du gewinnst oder du verlierst. Wir können auch unser Land verlieren oder gewinnen. Nur ist dieses Spiel nicht so einfach.


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