anzeige
anzeige
Filmkritik

Batman und das Ufo

Die Kinostarts dieser Woche beschränken sich auf zwei Filme

  Batman und das Ufo | Die Kinostarts dieser Woche beschränken sich auf zwei Filme

Udo Kier taumelt in »Ufo In Her Eyes« alienartig als amerikanischer Geschäftsmann durch die südchinesische Provinz. Dort glaubt nämlich die junge Kwok Yun beim Schäferstündchen mit einem verheirateten Mann, ein Ufo am Himmel gesichtet zu haben. Die Nachricht verbreitet sich in dem kleinen Dorf in Windeseile und Yun gerät in die Fänge des Staatsapparates. »Ufo In Her Eyes«, der heute in der Schaubühne startet, ist ein surrealer Film über eine Provinz im Wirtschaftswunderwahn. Unter traurigen Vorzeichen bringt Christopher Nolan nun den dritten und letzten Teil seiner Batman-Trilogie, »The Dark Knight Rises«, in die deutschen Kinos. Vergangene Woche war in Denver eine der Mitternachtspremieren von einem Amokläufer jäh beendet worden. Unter dem Eindruck der zahlreichen Toten und Verletzten mischt sich ein seltsamer Beigeschmack zum heutigen Start. Unser Autor Thomas Reinhold hat sich den neuen Batman-Film für uns angesehen. ERE

Was einen nicht tötet, macht einen … wütender!

Dass es manchmal etwas dauert, bis man seinen alten Schwung zurückhat, muss auch Bruce Wayne erkennen, der sich nach acht Jahren Einsamkeit im neuen Batman-Film wieder das berühmte Cape anzieht. »The Dark Knight Rises« markiert das Ende von Christopher Nolans überragender Superhelden-Trilogie um den dunklen Ritter.

Einmal ist Batman auf Verbrecherjagd von einem Schurken mit einem Halluzinogen vergiftet und in Brand gesteckt worden. Als er zwei Tage später aus dem Koma erwachte, gab ihm am Krankenbett ein besorgter Freund den Hinweis: »Sie haben sich in den falschen Clubs 'rumgetrieben, Mr. Wayne.« Bruce Wayne hatte seinen Humor aber schon wieder: »Na, Sie wissen doch, Mr. Fox: Sie gehen aus, wollen was erleben, jemand lässt waffenfähige Halluzinogene 'rumgehen.«

Nette kleine Dialoge wie dieser aus »Batman Begins«, dem ersten Teil von Regisseur Christopher Nolans Batman-Trilogie, sind aus »The Dark Knight Rises«, dem letzten Film der Reihe, der jetzt in die Kinos kommt, erstmal nicht hängengeblieben. Allerdings ein treffendes Zitat von Bruce Waynes Butler Alfred: »Keine Sorge, Master Wayne: Es dauert manchmal etwas, bis man seinen alten Schwung zurückhat.«

Bruce Wayne hat nämlich wirklich einiges von seinem Schwung verloren. Am Beginn von »The Dark Knight Rises« geht er am Stock. Die Kämpfe der Vergangenheit haben Spuren an ihm hinterlassen, körperlich wie psychisch. Seit acht Jahren igelt der Milliardär sich in seinem Herrenhaus ein. In Gotham City kursieren sogar Gerüchte, er trage Haare und Fingernägel inzwischen so lang wie Struwwelpeter und pinkle in leere Einmachgläser.

Wenn die Lehre aus »Batman Begins« war, dass wir fallen, damit wir lernen können, uns wieder aufzurappeln und die des zweiten Films »The Dark Knight«, dass man als Held stirbt oder solange lebt, bis man selbst der Böse wird, dann dürfte es in »The Dark Knight Rises« um so etwas gehen wie: Was einen nicht tötet, macht einen … wütender!

Batmans Wut entbrennt, als in Gotham Bane auftaucht, ein muskelbepackter, sadistischer Terrorist mit einer Art metallenem Maulkorb um Mund, Nase und Ohren, der mit blecherner Stimme verkündet: »Ich bin Gothams Bestrafung!« Die Stadt braucht also ihren Helden, und der dunkle Ritter erhebt sich ein letztes Mal.

Zum Abschluss der Trilogie kann man feststellen, dass es keine besseren Superhelden-Filme gibt als Christopher Nolans Batman-Reihe. Weil er die Fantasie so nah wie möglich an die Realität holt. Weil er Comicfiguren mit Charakterdarstellern besetzt – in »The Dark Knight Rises« glänzen vor allem Oscar-Preisträger Christian Bale (»The Fighter«) in der Titelrolle und der junge Joseph Gordon-Levitt (»Inception«) als hitzköpfiger Polizist John Blake. Und weil Nolan einfach eine coole Sau ist.

Wie seine Vorgänger wird auch »The Dark Knight Rises« seine ganze Qualität erst beim zweiten oder dritten Mal ansehen zeigen: Die Komplexität der Handlung, die Tiefgründigkeit der Charaktere, die gewitzten und geistreichen Dialoge. Aber wie schon Bruce Wayne anmerkte, als er erfuhr, dass sein neuer Bat-Anzug zwar leichter und flexibler, dafür aber auch anfälliger für Schussverletzungen sein würde: »Wir wollen die Dinge ja auch nicht zu einfach machen, oder?«


Kommentieren


0 Kommentar(e)