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Filmkritik

Heimatgefühle und endlose Weiten

Die Kinostarts im Überblick

  Heimatgefühle und endlose Weiten | Die Kinostarts im Überblick

Eine Schule mit Vorzeigecharakter, Volksmusik der etwas anderen Art, ein unverfilmbarer Roman oder doch nicht, schnittigen Schönheitschirurgen, Tieren mit Fluchtplänen, Abraham Lincolns Vorleben oder Bruce Willis auf Zeitreise – die Kinostarts dieser Woche halten für viele Geschmäcker etwas bereit.

Singen ist vielen peinlich. Erst recht, wenn es sich um deutsche Volkslieder handelt. In einer Kölner Kneipe sieht man das ganz anders. Hier herrscht die allgemeine Ansicht, dass Volksmusik nichts mit Volkstümelei zu tun hat. In Bamberg heißt eine Veranstaltung Antistadl und dort wird begeistert »Volxmusik« gespielt. Warum ist das in Deutschland etwas Besonderes? Warum macht uns im Ausland die Frage nach deutschen Liedern verlegen? Der Film »Sound Of Heimat« von Arne Birkenstock und Jan Tengeler findet die erstaunlichsten Kapellen und Chöre und schafft es, die genannten Fragen zu beantworten. Die ganze Kritik von Petra Wille können Sie im aktuellen kreuzer nachlesen. Der Film ist ab heute in der Kinobar und ab 11.10. in der Schauburg zu sehen.

Ein besonders einfühlsamer und herzerwärmender Film findet morgen in der Kinobar Prager Frühling den Weg auf hiesige Leinwände »Berg Fidel – Eine Schule für alle« von Hella Wenders. David, sein kleiner Bruder Jakob, Anita und Lucas besuchen die Grundschule Bergfidel in Münster, eine Modellschule in Deutschland, die jedes Kind des Stadtteils willkommen heißt, unabhängig von Herkunft, Religion oder Behinderung. Die Grundschule vertritt das Konzept der Inklusion und Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf. Drei Jahre lang begleitet Hella Wenders den Schulalltag der Kinder, lässt uns teilhaben an ihren Vorlieben, Träumen und Sorgen.

Kaum hat Johnny Depp in »Rum Diary« mit gewohnter Coolness das Alter Ego von Hunter S. Thompson gegeben, präsentiert sich nun Sam Riley als drogenerprobter, hyperkreativer Autor Sal Paradise in der Verfilmung des Beatnik-Kultromans »On The Road« von Jack Kerouac. Das literarische Puzzlestück gilt als unverfilmbar. Seit Jahrzehnten gab es immer wieder vergebliche Versuche dazu. Selbst Rechte-Inhaber und Regie-Tycoon Francis Ford Coppola scheute schließlich zurück und überließ Sohnemann Roman die heikle Sache, der als Produzent das brasilianische Wunderkind Walter Salles für die Regie gewann. Mit den »Reisen des jungen Che« besitzt Salles bereits reichlich Rebellen- und Road-Movie-Erfahrung. Hier nun schickt er Sal und seinen Boheme-Kumpel Dean auf einen bewusstseinserweiternden Trip über die endlosen Straßen von Amerika. Zum Harem der Pop-Poeten gehören unter anderem »Melancholia«-Dame Kirsten Dunst sowie Ex-»Twilight«-Vampeuse Kristen Stewart. Gemeinsam fahren sie kreuz und quer durch die USA, feiern die freie Liebe und das wilde Leben. »On The Road« – die vollständige Kritik von Dieter Osswald in der Oktoberausgabe – ist ab heute in den Passage Kinos zu sehen.

»Unser Körper gilt jetzt als unser eigenes Produkt.« Im Spätkapitalismus, so erklärt die Psychoanalytikerin Susi Orbach, wird der eigene Körper zur Visitenkarte. Der Körper der Mittelschicht müsse mindestens im Fitnessstudio bearbeitet werden, sonst gelte sein Inhaber als nachlässig. »Wangenknochen, Zähne, Nasen, Lippen, Falten, Brüste, Brustmuskeln, Beine, Hinterteile, Kinne, Schamlippen, Bäuche, Taillen, Haaransätze, Ohren, Hälse, Hautpigmentierung und Körperbehaarung werden zu Modelliermasse in den Händen von Schönheitschirurgen.« In drastischen Worten schildert Orbach den Einstellungswandel zum Körper. In ruhigen Bildern hingegen und völlig unkommentiert lässt die Dokumentarfilmerin Carolin Schmitz in »Schönheit« Menschen zu Wort kommen, die dies beispielhaft illustrieren. Die ganze Besprechung von Tobias Prüwer finden Sie im aktuellen kreuzer. Der Film läuft ab heute im Cineding.

Ab und an versucht sich Bruce Willis, eigentlich ein Mann karger Worte und geradliniger Plots, an anspruchsvolleren Themen. An Zeitreisegeschichten etwa. In »Looper« wird er, wie bereits in Terry Gilliams »12 Monkeys«, unfreiwillig in die Vergangenheit geschickt. Hier wartet ein Auftragskiller der Mafia auf ihn, denn in der Welt von »Looper« nutzt das organisierte Verbrechen die illegale Technologie, um Mordopfer diskret zu beseitigen. Als wären die Umstände nicht schon vertrackt genug, ist der gedungene Mörder er selbst. Die junge Version von Joe, gespielt von Joseph Gordon-Levitt, arbeitet als äußerst gut bezahlter Attentäter für die Gangsterbosse und hat sich damit abgefunden, dass er irgendwann in die unangenehme Situation kommt, sein zukünftiges Ich zu beseitigen und so den Kreislauf – den Loop – zu schließen. Die ganze Kritik zu »Looper« von Alexander Praxl finden Sie im aktuellen kreuzer. Der Film startet im Regina Leipzig und im CineStar.

Wussten Sie, dass US-Präsident Abraham Lincoln (Benjamin Walker) ein heimliches Doppelleben hatte und zwar als größter Vampirjäger aller Zeiten? Falls nicht, dann sollten Sie sich »Abraham Lincoln Vampirjäger« von Timur Bekmambetov (»Wanted«) ansehen. Bekmambetov brachte bereits in »Wächter der Nacht« und »Wächter des Tages« untote Blutsauger auf die Leinwand. Der Film läuft im Regina Leipzig und CineStar.

Für Freunde der Animation: In »Madagascar 3 – Flucht durch Europa« starten Zebra Marty, Löwe Alex, Giraffe Melman und Nilpferddame Gloria erneut einen Versuch, endlich in ihren heiß geliebten New Yorker Zoo zurückzukehren – und kriegen reichlich Unterstützung dabei. Der Film ist im Regina Leipzig und CineStar zu sehen.

Alice ist Mitte 30, schön, Apothekerin aus Leidenschaft und Single. Aber das ist nicht weiter schlimm, sie hat ja Woody Allen. Sophie Lellouches charmantes Regiedebüt »Paris Manhattan« ist eine herzerfrischende Hommage an Allen. Unser Autor Martin Schwickert hat diese genauer unter die Lupe genommen.

Weitere Filme finden Sie auf unserer Onlineseite und im aktuellen kreuzer.

Viel Spaß im Kino!


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