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Filmkritik

Pubertäre Männer und dicke Mädchen

Die Kinostarts im Überblick

  Pubertäre Männer und dicke Mädchen | Die Kinostarts im Überblick

Die Twilight-Saga nimmt ein Ende, Devid Striesow schlüpft in Kleider, zwei Männer suchen nach allem Möglichen und Susanne Bier hat sich irgendwie auch verirrt.

Die Pubertät ist nicht leicht, aber mit einem Vater, der aufgrund einer Hormonbehandlung selbst mit pubertären Gefühlen zu kämpfen hat und nach Jahren des Verschwundenseins als Frau wieder ins Leben der Tochter tritt, erst recht nicht. Die 15-jährige Maren (Luisa Sappelt) befindet sich in genau solch einer Situation. Hinzu kommt noch, dass Marens Freund sie für frigide erklärt, nur weil sie sich noch Zeit mit sexuellen Experimenten lassen will. Und mit der Mutter (Sandra Borgmann) ist gerade auch nicht so gut Kirschen essen. Da taucht plötzlich ihr Vater Bernd (Devid Striesow) wieder auf. Bernd heißt mittlerweile Sophia und hat eine Geschlechtsumwandlung hinter sich. Maren macht sich auf eigene Faust auf den Weg zu ihrem Vater. Zurückhaltend inszeniert und dennoch voller Leichtigkeit erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Judith Mettke in dieser bezaubernden Coming-Of-Age-Geschichte von einem Vater und einer Tochter – beide auf der Suche nach der Frau in sich. Da wird das Tragen einer Hose als Zwangsemanzipation interpretiert und der kleine Nachbarsjunge mal schnell zum heimlichen Knutschen herangezogen. »Transpapa« ist unser Kinotipp der Woche und am 27. und 28. November in der Cinémathèque in der naTo zu sehen.

Auf der Suche sind auch die beiden Protagonisten in »Dicke Mädchen«, der vom 22. bis 27. November in der Schaubühne Lindenfels läuft. Zunächst sind sie auf der Suche nach einer alten Frau, später nach neuen Lebensentwürfen und dem, was da zwischen ihnen eigentlich ist. Und da ist eine Menge. Nicht mit jedem kann man schließlich schlammverschmiert an einem See herumtoben, mit diversen Kostümen und Requisiten eine Wohnzimmerparty veranstalten oder einfach nur mit der alten Schwalbe durch die Stadt brausen. Doch es ist – natürlich – komplizierter. Der junge und vor Ideen übersprudelnde Regisseur Axel Ranisch hat fast ohne Geld (nur etwa 517,28 € wurden laut Pressemappe ausgegeben) einen wunderbar lustigen und sehr besonderen Film gedreht. Das Mini-Ensemble, bestehend aus seiner eigenen Großmutter und zwei befreundeten – und in der Tat dicken – Schauspielern improvisiert und hangelt sich nahezu perfekt an wenigen Zeilen Drehbuch entlang. Weit jenseits aller schon tausendmal gesehenen und gehörten Szenen deutscher Kinofilme entfalten sich hier Figuren, die einen lachen und weinen lassen, so dass man ganz verzaubert aus dem Kino geht. Die ganze Kritik von Petra Wille können Sie in der aktuellen Ausgabe des kreuzer nachlesen.

Bella (Kristen Stewart), Edward (Robert Pattinson) und Jacob (Taylor Lautner) sind am Ende ihrer bissigen Reise angekommen. Im zweiten und damit letzten Teil des vierten Bandes ist Bella nun endlich Vampirin geworden und verteidigt ihr neu gewonnenes Glück gegen die übel gesinnten Volturi, die extra aus Italien angereist sind, um den Cullens und ihrer Menschenliebe mal ordentlich den Marsch zu blasen. Der Film wurde ab 12 Jahren freigegeben, allerdings werden hier doch recht viele Köpfe abgerissen, so dass wir eine kleine Vorwarnung an die wild pochenden Teenieherzen aussprechen wollen. Der Mix aus Liebesromantik und wilder Action, »Breaking Dawn 2 – Bis(s) zum Ende der Nacht«, wird im Regina Leipzig, im CineStar und im Cineplex im Alleecenter gezeigt.

So ganz konnte Susanne Bier mit ihrem neuesten Machwerk nicht punkten: Die dänische Regisseurin ist Meisterin des Dramas. Filme wie »Open Hearts« oder »Nach der Hochzeit« zählen zu ihrem beachtlichen Oeuvre. Was sie sich allerdings mit »Love Is All You Need« gedacht hat, weiß nur sie selbst. Eine lockere Komödie wollte sie drehen und nicht immer nur ernste Geschichten über dysfunktionale Familienbande erzählen. Es ist ein verständlicher Wunsch. »Love Is All You Need« erzählt auch von familiären Dysfunktionen, ist aber keineswegs unterhaltsam. Der Film ist für eine Regisseurin von Biers Kaliber eine Schmach. Die ganze Kritik finden Sie im aktuellen kreuzer. »Love Is All You Need« ist in den Passage Kinos zu sehen.

Brad (Ephraim Sykes) lebt mit seiner egozentrischen Mutter (Metra Dee) in einer Kleinstadt in der Nähe von L.A. Als sie herausfindet, dass ihr Sohn schwul ist, wirft sie ihn raus. Brad macht sich auf in die große Stadt und ein Flirt auf der Straße führt ihn ins Zentrum einer fremden Welt, die ihm schnell zu einem neuen Zuhause wird: die Ballroom-Szene mit ihren Wahlfamilien aus Drag Kings & Queens, Freaks und Ausgestoßenen. Das knallbunte Tanzmusical »Leave It On The Floor!« ist am 23. und vom 25. bis 27. November in der Cinémathèque in der naTo zu sehen.

Der Schriftsteller Ellison Oswalt (Ethan Hawke) schreibt Bücher über wahre Verbrechen. Verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Erfolg, zieht Ellison mit Frau und Kindern in eine Kleinstadt in Pennsylvania, wo vor Jahren ein Massaker geschah, das bis heute nicht aufgeklärt ist. Dass ihr neues Heim das Haus der Ermordeten ist, verschweigt der Autor seiner Familie. Seine Nachforschungen stoßen beim Sheriff (Fred Dalton Thompson) auf wenig Gegenliebe. »Sinister« sorgt für Gänsehaut im CineStar und ist ab 29. November auch im Cineplex im Alleecenter zu sehen.

Leichtfüßig geht es in »Tony Ten« zu: Tonys Vater (Jeroen Spitzenberger) wird von der Königin zum Minister ernannt und er sieht ihn immer seltener. Auch die Ehe seiner Eltern leidet darunter. Schließlich hat Tonys Vater eine neue Freundin (Anna Drijver) und seine Eltern trennen sich. Tony (Faas Wijn) unternimmt fortan alles Erdenkliche, um sie wieder zusammenzubringen. Er bittet sogar die Königin um Hilfe. Kinderleichtes Familiendrama um einen Zehnjährigen, der versucht seine Eltern wieder zusammenzubringen. »Tony Ten« läuft im CineStar.

Unser Autor Martin Schwickert hat sich für uns »Cold Blood« über ein verschworenes Geschwisterpaar auf der Flucht angesehen.

Filmkost fernab der Neustarts:

Vom 22. bis 28. November kommen junge Filmhungrige auf ihre Kosten: Zum 13. Mal macht das französische Jugendfilmfestival »Cinéfête« Halt in Leipzig. Das Programm finden Sie unter: www.franzoesische-filmtage.de!

Mehr Filme finden Sie hier und im aktuellen kreuzer.

Wie immer: Gute Unterhaltung!


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