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Kultur

Experimentieren mit Film

Das Mini-Festival »Avantgarde ist keine Strömung« geht ins dritte Jahr

  Experimentieren mit Film | Das Mini-Festival »Avantgarde ist keine Strömung« geht ins dritte Jahr

Bereits zum dritten Mal zeigt das Minifestival »Avantgarde ist keine Strömung«, dass Experimentalfilm keineswegs unzugänglich oder gar schwierig sein muss. Natürlich bewegen sich die Filme, etwa über Bertolt Brecht in L.A. oder ein Kloster im Zweiten Weltkrieg, fernab filmischer Konventionen und brechen mit klassischen Sehgewohnheiten. Unter dem Motto »Künstlerkino« stellen internationale Filmemacher aber nicht nur ihre Arbeiten vor, sondern erzählen auch, wie sie entstanden sind.

Seit 2007 präsentiert der D21 Kunstraum Leipzig in Kooperation mit der Filmgalerie Alpha60 die monatliche Reihe Experimentalfilm. Daraus entwickelten die Initiatoren Sarah Schipschack und Leif Magne Tangen im Jahr 2010 die Idee für ein kleines Festival. Ziel war es dabei, Filmschaffende, Künstler und Publikum zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich an mehreren Tagen hintereinander konzentriert auszutauschen. Deshalb steht in diesem Jahr erstmals das »Künstlerkino« im Mittelpunkt des Festivals, in dem internationale Experimentalfilmmacher sich und ihre Arbeiten selbst vorstellen und in Werkstattgesprächen vom Entstehungsprozess berichten.

Schipschack und Tangen wollen mit ihrem Festival zeigen, dass es auch in und aus Leipzig Experimentalfilme gibt, wie beispielsweise die Filme des inzwischen über die Stadt hinaus bekannten Künstlers Clemens von Wedemeyer. Der ehemalige HGB-Student stellt im Rahmen des Künstlerkinos seine für die dOCUMENTA 13 produzierte Arbeit »Muster« vor, die sich mit dem ehemaligen Kloster Breitenau beschäftigt, das im Zweiten Weltkrieg ein Konzentrationslager war und später ein Erziehungsheim für Kinder.

»Es ist uns ein Anliegen, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Experimentalfilm grundsätzlich unzugänglich oder schwierig ist«, sagt Sarah Schipschack. »Es wird dabei oft vergessen, dass auch die Anfänge des Filmemachens – erst der Stummfilm, dann der Tonfilm – durch Experimentieren mit dem Medium Film entstanden sind.«

So reflektiert auch Clemens von Wedemeyer in »Muster« das Medium Film als solches: Ursprünglich wurden die drei 30-minütigen Episoden in einer Videoinstallation gleichzeitig projiziert, so dass sich die verschiedenen Zeitebenen überlagerten und miteinander in Dialog traten. In Leipzig wird Clemens von Wedemeyer eine Kinofassung seines Werks als dreiteiligen Episodenfilm zeigen – auch das ein Experiment.

Außerdem wird das deutsch-griechische Filmemacherduo Anja Kirschner und David Panos in Leipzig »The Empty Plan« vorstellen. Der Film beschäftigt sich mit Bertolt Brechts Zeit in Los Angeles und verknüpft dokumentarische mit fiktionalen Elementen.

Neben drei Kurzfilmprogrammen werden dieses Jahr zum ersten Mal auch Langfilme gezeigt, die allesamt beim Festival ihre Leipzig-Premiere feiern, wie etwa die neue Arbeit der renommierten Filmemacherin Chantal Akerman: »Almayer’s Folly«, eine freie Adaption von Joseph Conrads gleichnamigem Erstlingsroman.

»Wir wollen mit unserem Festival Lust auf Experimentalfilm machen«, sagt Sarah Schipschack. Aus diesem Grund wird das umfangreiche Programm nicht mehr in den Räumen des D21 gezeigt, sondern dort, wo wie die Filme zuhause sind: im Kino.


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