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Filmkritik

Geschichte, Geballer und Reifeprüfung

Die Kinostarts der Woche im Überblick

  Geschichte, Geballer und Reifeprüfung | Die Kinostarts der Woche im Überblick

»Lincoln«, »Gangster Squad«, »Flight«, »Frankenweenie«, »Movie 43« – US-amerikanische Produktionen bestimmen diese Woche fast ausschließlich die Neustarts, hätte sich da nicht Dustin Hoffman mit seinem reichlich späten Regiedebüt »Quartett« über eine musikalische Altersresidenz noch dazwischen gemogelt.

Während die Vereinigten Staaten durch den Bürgerkrieg zutiefst gespalten sind, verfolgt Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis) mit Mut und Beharrlichkeit seine Vision von einem geeinten und freien Amerika. Er will nicht nur den Krieg beenden, der das Land in den Abgrund reißt, sondern zugleich will er den 13. Verfassungszusatz endlich durch den Senat ratifizieren lassen und damit der Sklaverei ein Ende setzen. Nur mit viel diplomatischem Geschick gelingt es Lincoln, seine Idee von der Freiheit des Menschen durchzusetzen. In »Lincoln« erzählt Steven Spielberg von den stürmischen letzten Monaten der Amtszeit des 16. US-Präsidenten Abraham Lincoln. Steven Spielbergs fesselndes Biopic mit einem oscar-reifen Daniel Day-Lewis läuft in den Passage Kinos und im CineStar.

Los Angeles, 1949: Die Stadt befindet sich in blutigen Auseinandersetzungen mit dem skrupellosen Mickey Cohen (Sean Penn), der als selbst ernannter Gott über die Waffen- und Drogengeschäfte von Los Angeles wacht. Selbst die Polizei schaut mittlerweile lieber weg. Sgt. John O'Mara (Josh Brolin) hat sich nun in den Kopf gesetzt, dem Gangsterboss den Garaus zu machen – und stellt eine Geheimeinheit mit Außenseitern des LAPD zusammen. Sein Kollege Sgt. Jerry Wooters (Ryan Gosling) schließt sich ihm an – und verliebt sich zu allem übel auch noch in das schmückende Beiwerk Cohens: Jean (Emma Stone). So schön sich Emma Stone in ihrem roten Gewand macht und so ansehnlich auch die männliche Ballerriege in Anzügen durch die nächtliche Großstadt streift – unterm Strich lässt einen »Gangster Squad« von Ruben Fleischer (»Zombieland«, 2009) etwas gelangweilt zurück. Es wird viel geballert und es spritzt unansehnlich viel Blut. Wirklich Neues und Spannungsreiches aber hält der Film nicht bereit. Schade! »Gangster Squad« läuft im Regina Palast, im CineStar und im Cineplex im Alleecenter.

Es ist nichts Neues für den Piloten Whip Whitaker (Denzel Washington) nach einer durchzechten Nacht wieder ins Cockpit zu steigen. Doch bei einem Linienflug spielen plötzlich die Instrumente verrückt. Mit einer spektakulären Notlandung schafft es Whip, das Flugzeug zu landen und fast allen Passagieren das Leben zu retten. Schwer verletzt wacht Whip einige Zeit später im Krankenhaus auf. Wird er zunächst als Held gefeiert, fällt kurz darauf der Vorhang des Ruhms. Bluttests haben ergeben, dass er unter Alkohol- und Drogeneinfluss stand. Die Heldentat rückt schnell ins Abseits und Whip muss sich der Anklage wegen fahrlässiger Tötung stellen. Ein Anwalt (Don Cheadle) soll ihn vor Gericht vertreten und bringt weitere Ungereimtheiten ans Tageslicht. Robert Zemeckis (»Zurück in die Zukunft«, 1985-90, »Forrest Gump«, 1994) erzählt in »Flight« ein dichtes Drama über einen – im wahrsten Sinne des Wortes – abgestürzten Trinker, das sich aber zum Ende hin als zu vorhersehbar entpuppt. Dennoch überzeugt der Film vor allem wegen der großartigen Performance von Denzel Washington. »Flight« läuft im Regina Palast und im CineStar.

Victor und sein kleiner Hund Sparky sind die besten Freunde. Als Sparky eines Tages von einem Auto erfasst wird und kurz darauf stirbt, ist Victor am Boden zerstört. Doch der Kleine hat gut in der Schule aufgepasst und startet ein Experiment. Er versucht, Sparky mittels Elektrizität wieder zum Leben zu erwecken. Mit dem skurril-charmanten Animationsfilm »Frankenweenie« bringt Tim Burton nun seinen früheren Kurzfilm in Spielfilmlänge auf die große Leinwand. »Frankenweenie« läuft im Regina Palast, im CineStar und im Cineplex im Alleecenter.

Wonder Woman (Kirsten Bell) ist verzweifelt, weil es mit den Männern nicht so klappt. Beim Speed Dating trifft sie auf Robin (Justin Long), der sich nur schwerlich von Batman (Bobby Cannavale) emanzipieren kann. Juliet (Kate Winslet) will sich auch ans Blind Dating wagen und vom Cover eines Hochglanzmagazins strahlt auch schon das Objekt der Begierde zu ihr rüber. Die Aufregung wird größer, als Juliet bei dem Unbekannten (Hugh Jackman) einen klitzekleinen Geburtsfehler entdeckt. Und Samantha (Naomi Watts) und Robert (Liev Schreiber) sind übereifrig in der Erziehung ihres teeniehaften Sohnes Kevin (Jeremy Allen White) – soll er doch die Pubertät als größtes Übel auf dem Weg zum Erwachsenwerden in Erinnerung behalten. In ihrer episodenhaften Komödie mit namhaften Stars fordern die Farrelly-Brüder ihre Zuschauer heraus. So ganz einig werden die sich im Kinosessel sicher nicht, was sie von »Movie 43« halten soll. Ob den Regisseuren wirklich der Sinn nach Nichts stand, oder sie einfach nur den ganzen Dating- und Liebesstress ad absurdum treiben wollten? Witzig wird es etwa, wenn sich Halle Berry und Stephen Merchant beim ersten Date in einem Wahrheit oder Pflicht-Spiel verlieren und den anderen ganz nach Maß des eigenen Geschmacks – hoffentlich – umgestalten. Für wen Fäkalhumor und baumelnde Hoden am Hals nichts sind, sollte aber die Finger von dem Film lassen. »Movie 43« läuft im CineStar und im Cineplex im Alleecenter.

Ein spätes Regiedebüt feiert Dustin Hoffman mit seiner schrulligen Seniorenkomödie »Quartett« und liegt damit voll im Trend – ist ja nicht die erste in den vergangenen Monaten. Dieses Mal geht es um gealterte Musiker, die in einer eigens für sie hergerichteten Residenz ihren Lebensabend verbringen. Mit der Kino-Ikone unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald in London.

Filmfutter fernab der Starts:

Queerblick: »Yossi & Jagger« und »Yossi«

Jenseits von Palästina-Konflikt und politischer Weltlage wirft Regisseur Eytan Fox in »Yossi & Jagger« (IL 2002) einen berührenden Blick auf den Alltag homosexueller Soldaten inmitten von Tod und Zerstörung. Mit »Yossi« (2012) knüpft er nun an diesen ergreifenden Film über Liebe und Verlust an und schlägt wesentlich optimistischere Töne an – zehn Jahre später. Yossi arbeitet mittlerweile als Arzt und die Vergangenheit sitzt noch immer tief in seinen Knochen. Ein sensibler und bewegender Film mit glaubwürdigen Darstellern und der wunderbaren Musik von Keren Ann und Devendra Banhart! Das Double Feature der Queerblick-Reihe findet am 30. Januar um 19:30 Uhr in den Passage Kinos statt.

Mehr Filmbesprechungen und -tipps finden Sie hier und in unserer Printausgabe.

Wie immer: Gute Unterhaltung im Kinosessel!


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