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Konzertkritik

Bart und Brüche

Maps & Atlases beeindruckten im Conne Island

  Bart und Brüche | Maps & Atlases beeindruckten im Conne Island

Maps & Atlases aus Chicago bewiesen am Montag eindrucksvoll Virtuosität und Brachialität, wobei sie manches Mal ein wenig aus dem Takt kamen. Doch das war wichtig.

Die seichten Klänge von Sea of Love aus Dresden sind verhallt und hinterlassen den Wunsch nach ein wenig Bewegung. Als die vier Musikanten von Maps & Atlases die Bühne betreten, tanzen zu den ersten Tönen schon die meisten und lassen sich mitreißen von den virtuos gespielten Pickings von Dave Davison, der mit seinem quäkigen Charaktergesang und seinem voluminösen Bart fast unweltlich wirkt und sich kaum bewegt. Nicht mal seine Lippen, jedenfalls erkennt man es nicht hinter dem Gesichtshaar. Lebendiger dagegen die Rhythmusgruppe: Der Bassist tänzelt den Moonwalk nahezu ohne Pause über die Bühne und der Schlagzeuger erinnert ein wenig an das »this drummer is at the wrong gig«-You-Tube-Video, weil er unverhältnismässig aggressiv auf die Felle drescht. Dabei verrutscht ihm dann auch manchmal das Tempo, was zu verzeihen ist, denn ein wenig holprig darf es bei den komplizierten Arrangements voller Brüche und Rhythmuswechsel auch sein, sonst würden die Songs wohl nicht mehr so dynamisch wirken und die Band als Mucker abgestempelt werden. Der Gedanke kommt einem nur kurz, als die Zugabe aus einer 20-minütigen Jam-Session besteht, in der die Rhythmusgruppe sich selbst übertrifft an Tanzbarkeit.

Aber Maps & Atlases sind nicht primär eine Tanzband. Viele staunen auch nur einfach über das grandiose, immer wieder überraschende Songwriting und die verschiedenen Arten, eine Gitarre zu spielen. Die Songs des neuen Albums »Beware & Be Grateful« stechen ein wenig heraus, sind sie ein wenig einfacher gestaltet, aber alte und neue Stücke halten sich die Waage, so dass die vier auch das wahnsinnige »The Charm« von »Perch Patchwork« mit den brachialen Percussions und das herrlich verwirrende »Witch« von der 2008er EP »You And Me And The Mountain« spielen.

Einer kann seine Emotionen nicht mehr zügeln und bricht die beeindruckte Stille zwischen den Songs: »Ist das schön!« Und er hat Recht. Schön, beeindruckend und wichtig!


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