anzeige
anzeige
Kultur

Last man standing

Mit dem Intendantenwechsel am Centraltheater wird fast allen Schauspielern gekündigt

  Last man standing | Mit dem Intendantenwechsel am Centraltheater wird fast allen Schauspielern gekündigt

Der neue Intendant Enrico Lübbe übernimmt nur ein Mitglied des Centraltheater-Ensembles: Andreas Keller. Größere Umbesetzungen sind zu Beginn einer neuen Intendanz nicht ungewöhnlich, die Reaktionen darauf sind es schon.

Andreas Keller ist ein Hängenbleiber, wie er es selbst ausdrückt. Vor elf Jahren kehrte der gebürtige Leipziger (Jahrgang 1958)  in seine Heimatstadt zurück und ist seitdem am hiesigen Stadttheater tätig. Er ist der einzige Schauspieler, der auch die nächsten Spielzeiten hier weiter hängenbleiben darf. Denn wenn der Chemnitzer Schauspieldirektor Enrico Lübbe im August als neuer Intendant Sebastian Hartmann ablöst und das Centraltheater wieder in Schauspiel umbenennt, werden alle anderen Mitglieder des bisherigen Ensembles die Stadt verlassen haben. Ihre Verträge wurden zum Ende der Spielzeit gekündigt. Einzig Andreas Keller wird übernommen, wie der kreuzer von ihm selbst erfuhr. Dass viele Kollegen der zusammengewachsenen Gruppe nicht bleiben können, findet er sehr schade, sagte Keller dem kreuzer. Er wisse um manch bittere persönliche Lage bei Ensemblemitgliedern, die nun gehen müssen. (s. kreuzer 05/2013)

Der Austausch fast des ganzen Ensembles ist nicht ungewöhnlich, die Reaktionen darauf sind es schon. Als Hartmann damals nicht alle Darsteller übernahm, war das mediale und öffentliche Entsetzen groß. Nun stört es offenkundig niemanden, dass Neuintendant Lübbe noch drastischer umbesetzt. Welche neuen Schauspieler er nach Leipzig mitbringt, ist noch nicht zu erfahren. Der Tendenz in der Gerüchteküche nach zu urteilen, wird Lübbe keine Mimen zurückholen, die vor der Ära Hartmann  am Schauspiel Leipzig wirkten. Andreas Keller, der nun im dreißigsten Jahr Schauspieler ist, ist am Donnerstag, 2. Mai, in der Premiere von »Tag der offenen Tür« (Regie: Rainald Grebe) zu sehen.


Kommentieren


3 Kommentar(e)

Chris 01.05.2013 | um 12:17 Uhr

Ich denke in dem Bereich ist es ganz ok, dass es in erster Linie um das Theater allgemein und im idealen Fall auch Publikum geht und nicht die selbe Maßstäbe wie bei anderen Berufsbereichen ansetzen sollte. Und das geht nur wenn der Indenat seine Vorstellungen und Ideen umsetzen kann und dazu gehört natürlich auch, dass er natürlich Einfluss auf sein zukünftiges Ensemble bekommen muss. Was anderes wäre sehr fragwürdig.

ralf 01.05.2013 | um 13:52 Uhr

in der kunst ist schließlich alles erlaubt! aber wieso muß der neue intendant mit den selben maßnahmen beginnen wie der alte? immerhin geht es hier ja auch um menschen(existenzen) und nicht wie im puppentheater um marionetten. vieleicht hat das leipziger publikum den ein oder anderen schauspieler in der zwischenzeit schätzen gelernt? muß es denn immer so radikal sein?

miss laine 02.05.2013 | um 16:10 Uhr

Wir sind traurig. Wir sind wütend. In jeden Schlussapplaus schleicht sich der wehmütige Gedanke: Was machen wir nur, wenn ihr nicht mehr für uns dort oben steht und um euer Leben spielt. Etwas ganz außergewöhnliches geht hier zuende. NEIN, ES IST UNS NICHT EGAL. Kein #Aufschrei von unserer Seite, weil man dem neuen Intendanten schlecht verweigern kann, was man dem alten zugestand. Über Sinn und Unsinn dieser Ensemble-Austausch-Praxis muss man diskutieren! centraltheaterfreunde.de