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Stadtleben

Zurück in Schwarz

Das WGT offeriert Dunkles von Wagner-Klassik bis zu klassischen Wave-Sounds

  Zurück in Schwarz | Das WGT offeriert Dunkles von Wagner-Klassik bis zu klassischen Wave-Sounds

Wie stets zu Pfingsten zieht aus allen Himmelsrichtungen ein mehr als zwanzigtausendköpfiger Strom der sogenannten »schwarzen Szene« auf und durch Leipzig, das einige Tage zum Weltnabel dieser Subkultur und ihrer Subsubspektren wird. Das Wave-Gotik-Treffen dominiert die Stadt in Dunkel-Design, aufwendig stilisiert in allen Schwarz-Schattierungen und gelegentlichen Kontrastierungen.

Dass es hier jedoch keineswegs geschmacklich monokulturell zugeht, sollte sich beim zweiundzwanzigsten Jahrgang mittlerweile herumgesprochen haben. Die an über dreißig Orten ausgelebte Bandbreite geht von klassischen Post Punk Gothic-Sounds über EBM-Brutalo-Disko und Industrial-Noise bis zu Apocalyptic oder Neo Folk und Black Metal, den ideologisch immer wieder kritisch zu beäugenden Randbereichen, oder ästhetisch abseitigeren wie Mittelalter-Rock. Dazu kommen, neben frei zugänglichem Mittelalter-Markt und streng reglementierter Fetish-Party, Hochkultur-Offerten, darunter Mozarts »Requiem« in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals oder vorher als Eröffnungsshow Auszüge aus Richard Wagners »Parsifal«, von dem des runden Geburtstags wegen auch noch diverse Opern in Gänze auf dem Programm sind.

Am anderen Skala-Ende des widersprüchlichen Wechselverhältnisses von Kunst und Politik lädt die BStU wie voriges Jahr zu einer Ausstellung in die Runde Ecke, in der Subkultur-Überwachung wie -Bekämpfung durch die Stasi dokumentiert wird und innerhalb deren mit »Ostpunk«-Ausstellungsmacher Henryk Gericke und Ex-L’Attentat-Bassist Maik Reichenbach illustre Zeitzeugen der DDR-Gegenkultur aufgefahren werden. Zeugen aus der historischen Tiefe der Szene an sich sind ansonsten natürlich auch dabei, darunter A Split Second, Cassandra Complex oder Sleeping Dogs Wake. Zudem sind die Auftritte von KMFDM, Sex Gang Children, Paradise Lost und Pankow erwähnenswert. Aber auch diesmal schaffen es bis dato eher vernachlässigte Neo-Düstersounds wie Witchhouse oder Gothic Dancehall nicht in das stilistisch etwas festgefahrene Festival-Klangbild.

Ansonsten gilt wie zuvor: eine Karte für alles, inklusive Kulturprogramm von Oper bis Lesungen und Zutritt zum babylonischen Szene-Markt auf dem Agra-Gelände.


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