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Politik

Heim Torgauer Straße länger geöffnet

Die Stadt ändert ihr dezentrales Flüchtlingskonzept

  Heim Torgauer Straße länger geöffnet | Die Stadt ändert ihr dezentrales Flüchtlingskonzept

Die Bürgerproteste gegen Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen im vergangenen Sommer haben Spuren hinterlassen. Weil ein Plattenbau in der Grünauer Weißdornstraße als mögliche Unterkunft mit knapp 200 Plätzen verworfen wurde, hat sich die Stadt nun für eine umstrittene Alternative entschieden, wie mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen umzugehen ist. Der Standort in der Torgauer Straße, der ursprünglich Ende 2013 schließen sollte, ist nun für zwei weitere Jahre zur Nutzung vorgesehen.

Linke-Stadträtin Juliane Nagel bezeichnet den Plan als »keine annehmbare Option« und auch der Initiativkreis »Menschen.Würdig.« kritisiert die Torgauer Straße als »nicht länger tragbar«. Lob kommt hingegen vom Flüchtlingsrat der Stadt: »Wir haben die Luft angehalten, als sich die Prognosen erfüllt und sogar übererfüllt haben«, sagt Sprecherin Sonja Brogiato, »umso erleichterter waren wir, dass die Stadt Geld in die Hand genommen und das zweite Haus in der Torgauer Straße saniert hat.« In anderen Städten seien Flüchtlinge, insbesondere Sinti und Roma, in Turnhallen oder Zirkuszelten untergebracht worden.

Derzeit befinden sich etwa 230 von ihnen in der Torgauer Straße, die Kapazitäten reichen für insgesamt 308 Personen. Wegen der hygienischen Zustände hatte es wiederholt Kritik am dortigen ersten Haus gegeben. Dessen Bewohner werden im Laufe des Jahres auf Standorte im gesamten Stadtgebiet verteilt. In Möckern, Altlindenau, Eutritzsch, Dölitz-Dösen, Plagwitz und Wahren sollen bis Ende 2013 Unterkünfte für jeweils maximal 50 Flüchtlinge entstehen. »Das ist ein bundesweit vorbildliches Konzept«, lobt Brogiato.

Bereits Mitte April hat in der Riebeckstraße eine weitere Sammelunterkunft für maximal 115 Personen eröffnet. Die Standorte Schönefeld und Portitz wurden hingegen wegen Sicherheitsbedenken und zu hoher Kosten wieder verworfen. Auch in Portitz hatte es im letzten Jahr heftige Proteste gegen die Pläne der Stadtverwaltung gegeben.

Dass Flüchtlinge in Leipzig aber durchaus willkommen sind, zeigte die Resonanz auf einen Spendenaufruf des Flüchtlingsrats Ende vergangenen Jahres. Hunderte Menschen haben, Brogiato zufolge, Möbel und Winterkleidung gespendet, für Kinder gab es zudem Weihnachtsgeschenke: »Es hat sich bis an die Decke gestapelt.«


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