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Heavy Celeste

Einmal werden wir noch wach ...

Heute in der Metalkolumne: Blut, kein Satan und Blitze in Torgau

  Einmal werden wir noch wach ... | Heute in der Metalkolumne: Blut, kein Satan und Blitze in Torgau

Das Blutorgeln ist vorbei, dafür steht das In Flammen vor der Tür und eine Wagner-Apokalypse versorgt die Daheimbleibenden.

Es sind merkwürdige Zeiten, und damit meine ich nicht die sieben Wetterplagen, die wer auch immer über unser Dorf gebracht hat. Wer hätte jemals gedacht, dass Volly Tanner – »Ich werde ihnen zuschauen / Und mich dabei / Hin und wieder betrinken« – einmal heiraten würde? Nun ist er unter der Haube. Und das blutigste Spektakel des letzten Wochenendes war auch nicht das Hammerteil namens Thrashers of the Apocalypse in der Villa, sondern ergoss sich im Stadttheater.

Manche Sachen ändern sich jedoch nie. Ist irgendwo Blut im Spiel und wird nicht die schöne heile Welt gegeben, kommt der Satanismusverdacht auf. So widerfuhr es auch dem Kolumnen-Autor, der es wagte, ein bisschen für die (Blut-)Kunstfreiheit zu klöppeln. Irgendein Honk schrieb doch wirklich, ihm sei zu Ohren gekommen, ich würde mich an »satanischer« Musik delektieren. (Man könnte Lividity zitieren: »It’s not about Satan, it’s about pussy«, aber das wäre auch nicht einmal die halbe Wahrheit.) Irre, ob er die Heavy-Celeste-Corner meint. Wahrscheinlich. Hauptsache Bambi und Kitty geht’s gut und sind geschützt vor dieser Subkultur, die Kreuze umdreht und Musik rückwärts hört...

Manche Sachen immerhin ändern sich nie und so wird das In-Flammen-Open-Air nächsten Wochenende wieder in  Torgau wie der Blitz einschlagen. Exhumed (USA) und Cryptopsy (Kanada), Grave (Schweden) und Inquisition (USA) schwingen die Death- respektive Black-Metal-Keule. Man muss ja nicht unbedingt wegen Nargaroth am Entenfang antanzen oder kann sich – Schnellschüsse ob dessen Läuterung vermeidend – vor Ort selbst ein Bild vom exzentrischen Einkopf-Projekt zu machen. Glaubt man Sänger/Demiurg Kanwulf, dann hat er mit Rassismus/Kulturalismus und derartigem Gehirngeschmeiß nichts (mehr) zu tun, ins Zoro oder die Gieszer würde aber auch heute sicher nicht mitkommen. Das teilt er halt mit vielen anderen. Abwarten und – wer keine Lust drauf hat – ein Bier trinken gehen. Und dann schauen wir mal.

Derweil proben übrigens Apocalyptica fürs gleiche Wochenende wie das In Flammen, an dem sie »Wagner reloaded« geben. Auf der Alten Messe trainieren Sie das Zusammenspiel mit dem MDR-Sinfonie-Orchester für das gigantische Musical-Projekt. »Es war wie Filmmusik schreiben, ohne die Bilder zu haben«, lachte Eicca Toppinen, der die Musik fürs Metal-Cello-Quartett und Orchester komponierte. »Eigentlich ist es unser Sabbatjahr«, meint er. »Daher machen wir nur eine kleine Opernproduktion«. Nach Bescheidenheit sahen die Proben eher nicht auf, sondern Bombast, Bombast, Bombast. Bis nächste Woche gilt es, noch die nokturnen Stunden zu versüßen. Dabei hilft die »Heimdall«-Lektüre: Max Baitinger hat das Schicksal des göttlichen Wächters in kräftigen Strichen festgehalten. Rezi dazu gibt’s im nächsten kreuzer – denn, und das ist ausnahmeweise kein Ressentiment und betrifft besonders auch den Bereich Leserkommentar: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

See you beim Entenfang, slainte!


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