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Kultur

Es gibt Hoffnung

Die Autoren Klüpfel und Kobr über Klufti, Krimis und blöde Fehler

  Es gibt Hoffnung | Die Autoren Klüpfel und Kobr über Klufti, Krimis und blöde Fehler

Sie mixen Krimi und Comedy: Volker Klüpfel und Michael Kobr kommen mit »Kluftinger – Die Show« in die Theaterfabrik. Das Bestsellerduo gab uns vorab ein paar Antworten über seinen grantigen Kommissar, den Boom von Regionalkrimis und das gemeinsame Schicksal von Allgäuern und Sachsen.

kreuzer-online: Hatten Sie von Anfang an vor, einen Krimi mit Humor zuschreiben, was ja doppelt schwer ist?

MICHAEL KOBR: Wir hatten zunächst nur die Schnapsidee, ein Buch zusammen zu schreiben. Das Ganze wurde erst konkret, als wir tatsächlich das Angebot von einem kleinen Verlag bekamen, einen Krimi zu schreiben, der im Allgäu spielen sollte. Dass dabei nicht nur der Fall, sondern auch das private Umfeld der Ermittlerfigur beleuchtet werden sollte, darüber waren wir uns einig. Und dass es da bei einem wie unserem Klufti nicht bierernst zugehen konnte, wurde uns schnell bewusst.

kreuzer-online: Wer von Ihnen hat Kluftinger erfunden?

KOBR: Klufti ist eigentlich auf dem Reißbrett geboren worden, von uns beiden, mit einigen Eigenschaften, mit ein paar Versatzstücken einer Biografie. Alles Weitere hat sich dann im Laufe der mittlerweile sieben Bände ergeben, er hat sich geradezu selbständig weiterentwickelt.

kreuzer-online: Wie kreiert man so eine Figur, die sehr nach typischem Deutschen riecht, nach Spießer und Mensch mit nicht zu großem Horizont? Mögen Sie Klufti?

VOLKER KLÜPFEL: Ja, wir mögen ihn. Er ist geradeheraus, lässt die Menschen in Frieden und will halt auch in Frieden gelassen werden.

kreuzer-online: Wie arbeiten Sie zusammen?

KLÜPFEL: Wir denken gemeinsam und schreiben getrennt. Dann redigieren wir den anderen, streiten, versöhnen uns wieder und dann geht’s wieder von vorn los.

kreuzer-online: Ein Lehrer und ein Journalist erklären die Welt – und dann noch vom Allgäu aus. Setzt man sich da nicht gleich mehreren Ressentiments aus?

KLÜPFEL: Wir erklären die Welt? Und wer erklärt sie uns?

KOBR: Zunächst: Wir traten nie mit dem Anspruch an, zu erklären, was die Welt im Innersten zusammenhält, wir möchten die Leser einfach nur gut und intelligent unterhalten. Die Ressentiments gegen unsere gelernten Berufe, die Sie ansprechen, behelligen uns zum Glück nur selten, die Leute sind über holzschnittartige Lehrer- und Journalistenklischees offenbar mittlerweile hinweg. Prinzipiell bin ich zudem der Ansicht, dass man die Welt durchaus auch vom Allgäu aus erklären könnte, ich wüsste nicht, weshalb sich dazu andere Regionen besser anbieten sollten.

kreuzer-online: Regionalkrimis haben Konjunktur, auch wenn es sich dabei oft um schlecht Erzähltes handelt. Wie erklären Sie sich den Boom?

KOBR: Im Zuge dieses Booms werden wir leider immer fälschlicherweise in die Schublade Regionalkrimi gesteckt, obwohl das unserer Ansicht nach auf unsere Krimis gar nicht zutrifft. Aber es fällt eben leicht, einen Roman, der in der bayerischen Provinz spielt, mit sämtlichen anderen Regio- und Alpenkrimis über einen Kamm zu scheren. Das ist ärgerlich. Dass diese Krimis so boomen, liegt sicher an einer gewissen Sehnsucht nach Regionalität, die die Leute verspüren, aber sicher auch an den zahllosen Verlagen, die versuchen, ihren Teil vom Kuchen zu bekommen. Da wird dann alles mobilisiert, jede Region wird abgegrast.

KLÜPFEL: Und die Ossis essen am liebsten Bananen … Manche Dinge sind nicht totzukriegen.

kreuzer-online: Würde Kluftinger Lokalkrimis lesen oder liest er gar keine Krimis?

KLÜPFEL: Er liest nicht gern, weil ihm die Stimme in seinem Kopf immer so langsam vorliest und außerdem noch klingt wie er selbst.

kreuzer-online: Welche Meinung hat Kluftinger über Sachsen? Könnte er sich hier wohlfühlen?

Klüpfel: So lange er nix mit ihnen zu tun hat, findet er sie toll. Schmarrn: Seine Sekretärin kommt aus Sachsen und ohne die wäre er total aufgeschmissen. Wohlfühlen könnte er sich da allerdings nicht, denn das ist ja nicht mehr Allgäu.

kreuzer-online: Was könnte der Leipziger von Klufti lernen?

KOBR: Den Sachsen wird ja, ähnlich wie den Allgäuern, eine gewisse Behäbigkeit und Bodenständigkeit nachgesagt, zudem leiden beide Volksgruppen unter Dialekten, die sich selbst bei den größten Bemühungen, Hochdeutsch zu sprechen, Bahn brechen und die noch dazu nicht sonderlich beliebt im Rest der Republik sind – man sieht: Lernen kann der Leipziger wahrscheinlich nichts von Kluftinger, wir sitzen vielmehr alle in einem Boot …

kreuzer-online: Da arbeiten Sie als Duo, es gibt einen Lektor, und dann passiert ein Druckfehler – ein Buchstabe fehlt – auf der ersten Seite von »Herzblut«. Wie sehr ärgert Sie so etwas? Und wer ärgert sich mehr, der Lehrer oder der Journalist?

KOBR: Ja, der vermaledeite Druckfehler. Das liegt an einer kleinen Unaufmerksamkeit beim Seitenumbruch während der Produktion. Natürlich denkt man sich, das hätte nicht sein müssen, aber eigentlich ist das ja eine Marginalie, die das Lesevergnügen nicht allzu sehr stören sollte. Fehler passieren eben, und von einem fehlenden Buchstaben geht weder die Welt unter, noch entsteht daraus Gefahr für Leib und Leben oder die Umwelt. Wenn’s unserem Roman an nichts weiter fehlt als an einem Buchstaben, bin ich froh …

KLÜPFEL: Mich ärgert’s schon, weil der nicht von uns kommt, aber gleich so prominent dasteht. Wir machen ja selber schon genug Fehler …

kreuzer-online: »Du musst Dein Leben ändern«? Kluftinger hat sich vorgenommen, weniger Spätzle zu essen und macht sogar Yoga. Wenn sogar ein Grantler wie Klufti nicht mehr an der Selbstoptimierung vorbeikommt, was heißt das dann für die Gesellschaft?

KLÜPFEL: Es gibt Hoffnung.


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