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Konzertkritik

Diesseits der Donnerkuppel

Festivaltagebuch: Das Party.San 2013 gedieh zum Metal-Festival der Superlative

  Diesseits der Donnerkuppel | Festivaltagebuch: Das Party.San 2013 gedieh zum Metal-Festival der Superlative

»Black is the night, metal we fight / ... Lay down your souls to the gods rock’n’roll«: Man kann einen Text über diese Ausgabe de Party.San-Open-Airs (PSOA) getrost von hinten aufziehen. Das Weltklasse-Line-up war vom 8.-10.8. gespickt mit Superlativen. Aber dass der Headliner Venom die Schlotheimer (Mühlhausen/Th.) Gift-und-Galle-Küche dermaßen zum Wallen bringen konnte, war eine der großen Überraschungen. Denn Venom (UK) gehören zu den Wegbereitern des Extrem-Metal, auf ihre Songs beziehen sich Death wie Black Metal. Die Band wurde schon 1979 gegründet, weshalb nicht nur der Rezensent eher ein Museum erwartet hätte statt der abgelieferten vitalen Toxinbombe.

Bevor mich nach dem letzten Festivaltagebucheintrag zum In Flammen Open Air einmal mehr der Vorwurf der Subjektivität ereilt: Ja, das hier ist hochgradig subjektiv. Die versammelten Eindrücke rang ich unter Schweiß und Tränen, jenseits von Musik Rausch erzeugenden Mitteln sowie unter dem anhaltenden Gewitter einiger der beeindruckendsten Metal-Geschwader dem Dreitagessabbat ab. Hell, yes, its fucking biased! Und wenn ich hier die gewohnt gute Curry-Wurst mit krossen Pommes oder den neuen Stand mit vegetarischen afghanischen Gerichten lobe, wird mir da auch jemand widersprechen wollen. Und dass sich für ihn das PSOA zu dem Familientreffen entwickelt hat, an dem jedes Jahr Freunde aus Nah und Fern auflaufen – manche sieht man nur hier –, und die Emotionen auch deshalb hoch kochen, wird auch nicht jeder unterschreiben wollen. Aber so war es auch dieses Jahr, basta! (Und warum ich nicht zum Wacken fahre, liegt auch hierin begründet, ich habe es andernorts aufgeschrieben.)

Venom also schoben den Schlussstein in dieses Gewölbe aus umgedrehten Kreuzen. An dem haben nach der erstaunlichen Grundsteinlegung am Donnerstag Nachmittag durch Bombs of Hades (SW) viele mitgezimmert. Genannt – weil als solide bis positiv aufgefallen – seien nur jene Mitklöppler der akustischen Kathedrale der Macht und Kuppel der Angst: Legion of the Damned (NL) und Unleashed (SW), Demonical (SW) und Impaled Nazarene (FI). Das sieht nach einem gewissen Überhang an Todesstahl aus und die diesjährige Gewichtung war auch etwas death-lastig, aber nicht nur. Grind-Geballer und Black-Metal-Schwaden umhüllten ebenso die Bühne.

Eine absolut tanzbare Mischung aus Black-Death-und-Grind schossen Anaal Nathrakh (UK) ab. Ihrem komischen Namen zum Trotz – sie nennen sich ernsthaft nach einem Schmuckstück im Film »Excalibur« – zwangen sie der Menge ihren Rhythmus und den Willen zum Groove auf. Mit der Performance überraschten sie absolut, nur über Carcass (UK) war ich noch perplexer. Die Ex-Grinder, Ex-Deather und heutzutage eher Melodiösen sollen live schon lange nicht mehr das heiße Eisen gewesen sein. Nachdem mich am nächtlichen Samstag schon Dying Fetus (US) als genickbrüchigen Kadaver mit Rückenschmerzen zurückgelassen hatten, störte mich die Aussicht auf Midtempo nicht wirklich. Aber es kam zum Glück dann doch anders: Carcass zückten das Vivisektionsbesteck und spielten einfach die ersten Alben runter. Große Ansagen brauchte es da nicht mehr – »Danke is by the way German for thank you.« Nur Hits spielte auch Primordial (IR): Sie begannen ihren sphärisch-mächtigen Klagegesang mit »Gods to the Godless«, gingen zu »As Rome Burns« und »The Coffin Ships« weiter. So machten sie – klar: ganz subjektiv für mich – dieses Hochkaräter-PSOA perfekt – das Surplus von Venom konnte ich ja nicht vorhersehen. Zumal die Augen an diesem Wochenende nicht immer trocken blieben. Einen kleinen (objektiven) Einblick zum Carcass-Gig gibt’s hier:


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