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Filmkritik

Prinzen im Outdoor-Blues

Die Kinostarts der Woche im Überblick

  Prinzen im Outdoor-Blues | Die Kinostarts der Woche im Überblick

In David Gordon Greens lakonischer Indieperle »Prince Avalanche« befinden sich alle im Outdoor-Blues. Magdalena Kopp blickt auf ihre Weise auf Carlos, den Schakal zurück. Ein Kabinettstück filmischer Wahrhaftigkeit ist »Der Glanz des Tages«. Und neben ohrlosen Hasen, Google-Praktikanten und zwei Undercover-Agenten im Knast werden die wilden Kerle durch vier Freunde auf heißen Rädern ausgetauscht.

Nach verheerenden Waldbränden ist diese Gegend im texanischen Hinterland in einen Dämmerschlaf gefallen. Die Bewohner sind längst verschwunden, das Feuer hat ohnehin nur veraschte Ruinen zurückgelassen. Hier in diesem gottverlassenen Gebiet ziehen zwei kauzige Typen tagein, tagaus einen Mittelstreifen nach dem anderen auf der Landstraße. Am Abend kampieren sie im Zelt, streiten und sinnieren über die Welt – bis das Wochenende naht. Dann verschlägt es Lance (Emile Hirsch) zurück in die Stadt. Alvin (Paul Rudd) dagegen erhofft sich in der Isolation und Abgeschiedenheit der Natur vor allem eine innere Erkenntnis. Es ist der Sommer 1988. Der US-amerikanische Filmemacher David Gordon Green entführt uns in seinem lakonischen Independentdrama »Prince Avalanche« über zwei Straßenarbeiter, die die Frauen jeder auf ihre Weise vermissen, in eine Zeit, in der man noch Liebesbriefe schreibt und Geld im Umschlag an die Familie schickt. Paul Rudds Alvin strotzt nur so vor gekünstelter Männlichkeit und Selbstüberzeugung. Dabei ist Alvin in der Wildnis längst an seine Grenzen gestoßen. Lance (herrlich: Emile Hirsch) gewöhnt sich nur schwer ans Erwachsenendasein. Nachdem Green mit den Kifferkomödien »Ananas Express« und »Your Highness« Studioluft schnupperte, kehrt er mit »Prince Avalanche« zurück zu seinen Indiewurzeln. In nur 16 Tagen entstand dieser kleine, gemütliche Film, der von der Machart an Greens Debüt »George Washington« (2000) erinnert, das als Wegweiser für einen neuen Realismus im amerikanischen Kino gilt. Große Sympathie hegt der Filmemacher für seine tapsigen Protagonisten. Mit ihren ungelenken Träumen und verdrehten Weltansichten lassen Alvin und Lance schon bald den Zuschauer diese Sympathie teilen und ihn am Ende sogar ein wenig Abschiedsschmerz spüren, wenn sie mit ihrem Truck ein neues Abenteuer suchend in der Abendsonne verschwinden.

»Prince Avalanche«: ab 26.9., Passage Kinos, 17.–21.10. (OmU), Kinobar Prager Frühling

Magdalena Kopp war mit dem meistgesuchten Terroristen der Welt verheiratet: Ilich Ramírez Sánchez, genannt Carlos, der Schakal. Sie folgte Carlos in ein Netz aus gefährlichen internationalen Intrigen, in eine nebulöse Welt der Geheimdienste und Schattenregierungen und brachte zwischen all dem ihre gemeinsame Tochter Rosa zur Welt. Erst vor zwei Jahren warf Olivier Assayas in »Carlos – Der Schakal« einen Blick auf das Leben von Carlos. Nadav Schirman liefert mit seinem Dokumentarfilm »In The Darkroom« ein weiteres Puzzlestück, in dem er Magdalena Kopp über die Ereignisse von damals zu Wort kommen lässt.

»In The Darkroom«: ab 26.9., Cineding

In ihrem semidokumentarischen Spielfilm »Der Glanz des Tages« stellen Tizza Covi und Rainer Frimmel die Lebensentwürfe des viel beschäftigten Schauspielers Philipp Hochmair und des altgedienten Zirkusmannes Walter Saabel nebeneinander. Nur grob wird eine Spielfilmhandlung skizziert. Vor Hochmairs Wohnungstür steht eines Tages der unbekannte Onkel aus Rom, der in der Familie als Taugenichts abgekanzelt wurde. Der Schauspieler und der Bärenringer lernen sich zwischen der Hektik des Theateralltags langsam kennen, entdecken Gemeinsamkeiten zwischen dem Leben auf der Bühne und in der Manege, und schon bald bezieht Onkel Walter Quartier auf dem Sofa in der Wiener Wohnung des Neffen. Dabei bleiben die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion, zwischen Theater und wahrem Leben beständig im Fluss. Auf der einen Seite schleicht sich der Film über den Bühneneingang in die Schauspielerexistenz ein, auf der anderen erdet der wunderbare Walter Saabel mit seinen Erinnerungen an die Manege und eine Kindheit, in der körperliche Züchtigungen noch zum Schulalltag gehörten, die Angelegenheit durch die Lebenserfahrung des Alters. Mit »Der Glanz des Tages« ist Covi und Frimmel ein Kabinettstück filmischer Wahrhaftigkeit gelungen. Die ganze Kritik können Sie im Oktober-kreuzer nachlesen.

»Der Glanz des Tages«: 26.–29., 1., 4./5.10., Schaubühne Lindenfels

David (Georg Sulzer) will unbedingt Rennfahrer werden, spart jeden Cent, um sich ein eigenes Kart leisten zu können. Leider kommt ihm dabei immer seine lästige kleine Schwester Luca (Maya Lauterbach) in die Quere. Doch dann schlägt das Schicksal zu! David und Luca sowie die kesse Kiki (Klara Merkel) und der Schnösel Robin (Samuel Jakob) werden auserwählt, am legendären Rennen in der sagenumwobenen Burg teilzunehmen. Jetzt heißt es zusammenhalten. Nach den wilden Kerlen erzählt Autor und Filmemacher Joachim Masannek nun die Geschichte von vier Freunden und einem turbulenten Wettbewerb.

»V 8 – Du willst der Beste sein«: ab 26.9., CineStar, Regina Palast

Die Freunde und Geschäftsleute Nick (Owen Wilson) und Bill (Vince Vaughn) verlieren mehr oder weniger ihre guten Jobs. Doch das wollen sie sich nicht gefallen lassen und hecken einen Plan aus. Sie wollen noch einmal von vorn anfangen und sich zwei der begehrten Praktika beim Mega-Konzern Google schnappen. Dort verdient ein Praktikant nämlich gut und gerne 6.000 Dollar im Monat und betreut Projekte, die in anderen Firmen nur für Festangestellte reserviert sind. »Prakti.com« ist eine Komödie über zwei Typen in den Vierzigern und Vince Vaughn und Owen Wilson geben sich wie schon in »Die Hochzeitscrasher« (2005) als unterhaltsames Duo aus. Mehr als die beiden Schauspieler, die vor der Kamera durchaus miteinander harmonieren, hat der Film allerdings nicht zu bieten.

»Prakti.com«: ab 26.9., Cineplex im Alleecenter, CineStar

Ja, Til Schweiger hat aus seinem Keinohrhasen und Kükendings jetzt auch noch einen Animationsfilm gemacht. Der Vollständigkeit wegen hier der Trailer:

»Keinohrhase und Zweiohrküken«: ab 26.9., Cineplex im Alleecenter, CineStar

Seit zwölf Monaten müssen der DEA-Agent Bobby Trench (Denzel Washington) und der U.S. Naval Intelligence Officer Michael Stigman (Mark Wahlberg) nun schon gegen ihren Willen zusammenarbeiten, denn die beiden wurden Undercover in ein Drogensyndikat eingeschleust. Jeder der beiden misstraut seinem Partner mindestens genauso sehr wie den Kriminellen, die sie zur Strecke bringen sollen. Als ihr Versuch, ein mexikanisches Drogenkartell zu unterwandern und Millionen von Dollars sicherzustellen, schiefgeht, werden Trench und Stigman plötzlich von ihren Vorgesetzten fallen gelassen. Jetzt, da jeder sie im Gefängnis oder tot sehen will, gibt es nur noch eine Person, auf die sie sich verlassen können: den jeweils anderen. Zum Leidwesen ihrer Verfolger. Denn die müssen bald feststellen, dass gute Jungs, die jahrelang so getan haben, als wären sie böse Jungs, nebenbei auch ein paar entsprechende Tricks aufgeschnappt haben. (TEXT: Sony). »2 Guns« ist gemacht für Actionfreunde und die, die es werden wollen.

»2 Guns«: ab 26.9., Cineplex im Alleecenter, CineStar

Der Tod von Großmutter Bertha bringt ihre drei Töchter und Enkel zurück in ihre Heimatstadt Bootshaven. Alle verbinden besondere Erinnerungen mit diesem Ort, aber besonders Iris (Hannah Herzsprung) fühlt sich in ihre Kindheit im Haus der Großmutter zurückversetzt. Unser Autor Martin Schwickert hat sich für uns den neuen Film von Vivian Naefe »Der Geschmack von Apfelkernen« angesehen, der heute im CineStar und den Passage Kinos anläuft.

Weitere Filmbesprechungen und -tipps finden Sie hier und in unserer Printausgabe.

Gute Unterhaltung im Kinosessel!


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