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Politik

Seid nachhaltig, aber bitte nicht kritisch

Festveranstaltung des Umweltministeriums lädt Bürger-Projekt aus

  Seid nachhaltig, aber bitte nicht kritisch | Festveranstaltung des Umweltministeriums lädt Bürger-Projekt aus

Neues aus der Reihe: Unerklärlichkeiten der sächsischen Regierung. Bei der offiziellen Veranstaltung »Menschen für Nachhaltigkeit« sollte das Filmprojekt Sukuma drei Spots zum Thema Nachhaltigkeit zeigen. Dann kam die kurzfristige Absage. Die Filmchen seien zu kritisch.

»Sachsen ist die Wiege der Nachhaltigkeit. Vor 300 Jahren – im Jahr 1713 – wurde durch den sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz zum ersten Mal der Begriff der Nachhaltigkeit geprägt.« So steht es stolz auf der Website des sächsischen Umweltministeriums, das anlässlich des Geburtstags von dem Begriff zur Veranstaltung »Menschen gestalten Nachhaltigkeit« am Mittwoch in Chemnitz einlud. Doch welche Menschen sind das, die in Sachsen die Nachhaltigkeit gestalten? Als einzige zivilgesellschaftliche Initiative war Sukuma eingeladen, die jedes Jahr in Dresden und Chemnitz und – ganz neu – auch in Leipzig Filmideen prämieren und umsetzen, die »Mitmenschen kreativ für globale Nachhaltigkeit im Alltag motivieren« sollen. Zwei Tage vor der Veranstaltung dann die Absage: Die Filme werden nicht aufgeführt, sie seien zu kritisch.

»Auf meine Nachfrage an das Umweltministerium hieß es, diese Entscheidung sei eine Ebene weiter oben gefällt worden«, erklärt Sascha Kornek, Vorstandsmitglied von Sukuma. »Also von Tillich oder seinen Beratern.« Die Filme wurden also nicht gezeigt, sondern nur die CDU-Politiker Kurt Biedenkopf und Klaus Töpfer ausgezeichnet. Engagierte Bürger und Initiativen bekamen keine Plattform. »Die Absage war wirklich unverständlich für uns«, sagt Kornek. Es sei auch nicht so, dass die nicht mal einminütigen Beiträge zum Thema Bankgeschäfte extrem kritisch gewesen wären. Harmlos könnte man fast sagen und hier auch sehen:

Nun wird der Sukuma Award zum ersten Mal in Leipzig ausgeschrieben. Vor allem Laien und nicht Filmschaffende können sich mit einer Filmspot-Idee für die Lüftung von »Bankgeheimnissen« auf einer DINA4-Seite bis zum 15. Dezember bewerben. Die beste Einsendung wird mit prominenter Unterstützung und einem professionellen Team für die Kinoleinwand produziert und unter anderem bei Filmvorführungen in der naTo (und vermutlich nicht auf Ministeriumsveranstaltungen) gezeigt.

Mit dem Thema »Bankgeheimnisse« will der Award auf die mangelnde Transparenz von Bankgeschäften aufmerksam machen. Umweltzerstörende Großprojekte oder Investitionen in die Rüstungsindustrie gehören fernab der Öffentlichkeit zum Alltagsgeschäft. Ein Großteil der Geldinstitute spekuliert zudem mit Nahrungsmitteln – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Dass es auch anders geht, zeigen nachhaltige Banken, die ethische Prinzipien in den Vordergrund stellen und dennoch gute Zinsen zahlen.


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