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Politik

»Ich bin ja kein Atheist, aber ...«

Eine Spaßguerilla karikiert die Moschee-Gegner mit Ausrufen wie »Ihr seit das Folk!«

  »Ich bin ja kein Atheist, aber ...« | Eine Spaßguerilla karikiert die Moschee-Gegner mit Ausrufen wie »Ihr seit das Folk!«

Der Bürgerinitiativen-Dschungel wuchert wild: Mit »Leipzig bekehrt nicht« wenden sich nun »besorgte Bürger« gegen die katholische Kirche im Zentrum.

Leipzig im Herbst: Noch eine Bürgerinitiative (BI) ist hinzugekommen, die sich von religiösen Minderheiten bedroht fühlt oder mindestens eine dumpfe Angst verspürt. Nachdem eine BI »Gohlis sagt nein!« seit Wochen von sich reden macht – vor allem mit dem geistigen Abfall rechter bis extrem rechter Abrissbirnen –, kontert nun eine Spaßguerilla. »Leipzig bekehrt nicht« gibt sich bürgerlich, aber wer dahintersteckt, ist unbekannt. Programmatisch gibt sich schon die Seiten-Info: »Leipzig wehrt sich! Gegen den Bau der katholischen Probsteikirche in einer Wohngegend.« Wo käme man auch hin, wenn ein Gotteshaus in einer Wohngegend stünde. Und weiter im Text: »Ich bin ja kein Atheist, aber... eine riesige katholische Kirche in einem Wohngebiet?!? Das geht ja gar nicht! Hat die Stadt darüber mal nachgedacht? Da sind Schulen in der Nähe! Wir haben Angst um unsere Kinder!!!«

Bereits rund 250 Menschen weltweit drückten auf den »Gefällt mir«-Button der Seite – in wenigen Tagen. Der Protest scheint auf wirkliche Ängste der Menschen zu reagieren. Immerhin wird der fertige Kirchenbau ein sichtbares Manifest eines Glaubens werden, der in Größe und Ausführung dessen wenigen Anhänger absolut überrepräsentiert. Noch dazu äußern nicht wenige ihre Bedenken, spricht sich dieser Glauben doch gegen die Gleichstellung von Mann und Frau aus – Verbot von weiblichen Priestern –, geißelt Homosexualität und vertritt auch sonst reaktionäre Ansichten. Nicht zuletzt gibt es im Umfeld mehrere Schulen – sogar eine Grundschule.

Kein Wunder, dass die Kommentare Sturm laufen. »Zum Beten reicht ein einfacher Stuhl«, macht sich da jemand Luft. Ob man mit einem saftigen Steak, zur Fastenzeit in die Baugrube geworfen, das Grundstück noch entweihen könnte, fragt eine andere. Die Immobilienpreise brächen ein, fürchtet jemand Drittes und überhaupt: »Das Gelände liegt direkt auf dem Heimweg«.

Während manche Kommentatoren noch fragen, ob die Seite eigentlich Satire ist, liest sich der neueste Post der BI aber so was von eindeutig: »Bitte besucht auch unsere informative Schwesterseite und hinterlasst dort ein paar hasserfüllte Kommentare gegen andere religiöse Städtebauprojekte. Jede Meinung zählt, egal wie dumm sie ist. Denn ihr seit das Folk!«


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8 Kommentar(e)

Sebastian 23.11.2013 | um 19:20 Uhr

ist das jetzt euer ernst? dass es sich um satire handelt ist ja wohl deutlich ersichtlich. aber wie ironie setzt auch satire intelligenz beim gegenüber voraus.

klaus.k. 23.11.2013 | um 20:40 Uhr

warum soll das satire sein? die argumente sind die gleichen und eine kirche will ich not in my backyard haben. was ist daran so schlimm? ich bin da lange genug drin gewesen, um zu wissen, dass weder angenehm noch kuschelig ist, ich mich in einem umfeld voller katholiken nicht wirklich sicher fühle und mir verschobene lebensweisen aufzudrängen versucht werden.

HoSchiMin 23.11.2013 | um 21:28 Uhr

@sebastian: genau, das erkennen von satire setzt einige intelligenz, aber auch aufmersamkeit voraus. am besten liest du den kreuzer-artikel nochmal *aufmerksam* ;)))

Terence Skill 24.11.2013 | um 13:28 Uhr

Komisch...bei anderen Glaubensgemeinschaften sind die hier angeprangerten Mißstände als gelebte Vielfalt wahrzunehmen und ohne Widerworte zu akzeptieren - wer das nicht tut, ist laut linker Diktion ein Faschist und als solcher zu bekämpfen. Aber bei der katholischen Kirche geht das natürlich nicht....wie lächerlich. Eine solche Bürgerinitiative kann ich nicht ernstnehmen. Mal ganz nebenbei: Welches Wohngebiet meinen diese Leute? Da gibts ringsum kein Wohnhaus am Leuschnerplatz. Aber Linke und die Kirche haben sich ja noch nie gut verstanden...wie schön, dass schon alles genauso in Sack und Tüten ist wie bei einem gewissen, in der Entstehung begriffenen Gotteshaus in Gohlis. Also, liebe Bürgerinitiative: Entscheidet euch mal - religiöse Freizügigkeit oder nicht? Aber wenn, dann für ALLE, bitte!

Anna 24.11.2013 | um 14:29 Uhr

Ist mir nur gerade aufgefallen: Letzter Absatz: "ließt" > liest.

Glöckner 24.11.2013 | um 22:28 Uhr

Gruss aus Bayern ,freut euch auf das Geläut,kommt von laut

ybacu 26.11.2013 | um 15:02 Uhr

Bravo Endlich!!! wird Zeit das Leipzig aufsteht! ;-))) So führt man "Gohlis sagt Nein!" vor!

Ste 30.11.2013 | um 22:14 Uhr

Zu sehr bemüht darum, irgendwie originell zu sein. Kommt dann doch etwas sehr gekrampft herüber, diese Seite, als daß sie gut wäre. Falls noch jemand die "Hölle-Halle"-Seite kennt (leider nicht mehr im Netz), die hatte Bissigkeit, Ironie und vor allem auch Sachkenntnis und Relevanz. Gut gewollt reicht beim Kirchen-Moschee-Versuchsgleichnis nicht. Weiterüben! PS: Religionsfreiheit bedeutet in Leipzig für 80% der Einwohner, frei von Religion und religiöser Bevormundung zu sein. Diese Freiheit ist es auf jeden Fall wert und mittlerweile wieder nötig, zu verteidigen, nicht die Versuche von religös berufenen, mit neuen Bevormundungen ins tägliche Leben aller einzugreifen (besonders öffentlich penetrant Thomaskirchenpfarrer W). Zumal man sich ganz offen als expansiv ("raumgreifend", so diverse religiöse Vertreter in Leipzig) angelegt sieht, ob nun katholisch, evangelisch oder aus islamischen Richtungen.