Der Projektentwickler KSW will die Hauptpost am Augustusplatz sanieren – und würde so ein einmaliges Gebäude zerstören. Dafür hat er ein pathetisches Filmchen anfertigen lassen.
Drunter gehts nicht. Untermalt von einer Musik, die zur Schlacht um Gondor passt, werden Weisheiten aus Witwe Boltes Küchenphilosophie präsentiert, garniert mit Leipziger Größenwahn und einem Schuss Volksgemeinschaft: »Jede Zeit schreibt ihre eigene Geschichte.« Oder: »Es ist der richtige Ort im Herzen einer aufstrebenden Weltstadt«, »Hier existiert der Wille und die Kraft, gemeinsam Großes zu schaffen.« Dabei geht es in dem kurzen Werbeclip bloß um Flächenvermarktung – und um ein Gebäude: die alte Hauptpost am Augustusplatz. Gebaut von 1961 bis 1964 unter der Leitung von Kurt Novotny gehört der Stahlbetonskelettbau mit der transparenten Aluminium-Vorhangfassade und den beeindruckenden Innenräumen zu den prominentesten Beispielen der DDR-Moderne. Der Leipziger Projektentwickler KSW möchte bei seiner geplanten Sanierung nach den Entwürfen des Architekturbüros Fuchshuber hier Läden, Büros und Studentenappartements unterbringen. Dabei wird offenbar mit der Uni als Großmieter fest gerechnet.
Nur reichen die bestehenden Flächen für die Kalkulation nicht aus. Daher sollen zwei neue Geschosse auf die denkmalgeschützte Post draufgepackt werden. Für das bestehende Gebäude bedeutet dies quasi eine Entkernung, nicht zuletzt wegen der veränderten Statik. Gleichzeitig beeinträchtigt die Erhöhung das Erscheinungsbild des Augustusplatzes. Ganz bewusst besitzt die Post einen zurückhaltenden, horizontalen Charakter, da sie der kurz zuvor entstandenen Oper nicht die Show stehlen möchte. Wird die Aufstockung realisiert, verkommt der Theaterbau zu einer Spielzeugkulisse.
Nichts passt schlechter zur Leichtigkeit der Post als das pathetische Filmchen der Immobilienfirma. Nichts würde dem Haus weniger gerecht als das Sanierungsvorhaben von KSW, bei dem letztendlich nur der schöne Fassaden-Schein übrig bleiben würde.