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Kultur

Gendersensibel oder Germany’s Next Topmodel

Endlich wird im Museum der bildenden Künste debattiert

  Gendersensibel oder Germany’s Next Topmodel | Endlich wird im Museum der bildenden Künste debattiert

»Der Leipziger Kulturentwicklungsplan und die gendersensible Sicht auf Kunst« – was trocken klingt, ist Titel und Thema einer Veranstaltung, auf die nicht nur die Leipziger Kunstszene seit Monaten gewartet hat: In einer öffentlichen Sondersitzung des Beirates für Gleichstellung der Stadt Leipzig soll über die Museumspolitik in Leipzig und Kriterien im Kulturentwicklungsplan debattiert werden. Auslöser für die Veranstaltung ist »die kritische Auseinandersetzung« im Beirat mit der Ausstellung »Die Schöne und das Biest«, die am 26. Januar im Museum der bildenden Künste zu Ende gegangen war. Noch vor der Eröffnung war Kritik an ihr laut geworden, eine öffentliche Diskussion über sie ist bisher nicht zustande gekommen.

Nun sitzt Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt als Gastgeber im eigenen Haus mit auf dem Podium. Ihre Teilnahme haben zudem Kulturbürgermeister Michael Faber und die Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst, die Kunsthistorikerin und Kuratorin Franciska Zólyom, zugesagt. Der Gleichstellungsbeirat hofft laut einem Sitzungsprotokoll, durch Zólyoms Teilnahme »eine Contra-Meinung« zu sichern, »weil eine Diskussion und nicht Bestätigungsreden gewünscht werden«.

Bereits im Dezember 2013 hatten die Beiratsmitglieder »Erwartungen an die Arbeit der Museen bezüglich einer gendersensiblen Sicht auf Kunst, Kunstgeschichte und Kunstrezeption« in einer Stellungnahme formuliert und diese an den Oberbürgermeister und den Fachausschuss Kultur geschickt. Das Dezernat Kultur meldete sich per Fax erst am 5. Februar 2014 zurück. »In der Antwort wird auf die Kritik des Beirates nicht eingegangen«, heißt es fünf Tage später im Sitzungsprotokoll des Gleichstellungsbeirates.

Inwieweit am Mittwoch nun tatsächlich die zentralen Fragen und Kritikpunkte rund um die Ausstellung aufgegriffen werden, bleibt abzuwarten. Zumindest die Frage »Gleichstellung in Museen – (k)ein Thema?« soll von Volker Rodekamp, derzeitiger Präsident des Deutschen Museumsbundes, beantwortet werden. Rodekamp ist seit 1996 Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums und hatte dem kreuzer gegenüber kürzlich eine schriftliche Stellungnahme zur Debatte mit der Begründung abgelehnt, dass er sich »weder in seiner Eigenschaft als Präsident des Deutschen Museumsbundes noch als Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums zu der Arbeit von Museumskollegen äußert«.

Der kreuzer hatte die Ausstellung bereits im November 2013 kritisch beleuchtet und Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt im Januarheft in einem ausführlichen Interview zu den Vorwürfen zu Wort kommen lassen. In den vergangenen Ausgaben haben sich zudem Vertreter der Leipziger Kunstszene, darunter Britt Schlehahn, Arne Linde und Dieter Daniels, zur Frage »Wohin mit dem Museum der bildenden Künste?« geäußert. In der Aprilausgabe sind es Katharina Kleinschmidt (SPD) und Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen), die als Mitglieder des Gleichstellungsbeirates nochmals Position beziehen.

Während in Leipzig bestenfalls eine gewinnbringende Diskussion in Gang kommt, glänzt Wolfgang Joop – dessen Aufwertung zum Künstler durch die Teilnahme an der Ausstellung für Kritik gesorgt hatte – seit einigen Wochen neben Model Heidi Klum als Juror von Germany’s Next Topmodel. Und stellte in Episode eins gleich unter Beweis, welche Kreise seine Ausstellungsbeteiligung zog: Ausgerüstet mit Zeichenblock und Stift skizzierte er beim Casting seine Lieblingsgesichter. Auf Klums Nachfrage, ob er nicht alle Mädchen »malen« könne, damit sie ihnen die Zeichnung statt einem Foto geben könne, sagte er: »Du weißt nicht, wie teuer eine Zeichnung von mir ist. Ich hänge gerade im Museum.«


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