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Politik

»Sachsens Energiepolitik ist eine Katastrophe«

Am Samstag findet eine Anti-Kohle-Probe-Kette in der Innenstadt statt

  »Sachsens Energiepolitik ist eine Katastrophe« | Am Samstag findet eine Anti-Kohle-Probe-Kette in der Innenstadt statt

Am 9. August wird in der Leipziger Innenstadt eine Menschenkette gebildet, um gegen die sächsische Energiepolitik zu demonstrieren. Diese setzt nach wie vor auf Braunkohle als Hauptenergieträger und stellt sich damit bewusst gegen die Energiewende und Erneuerbare Energien. Bei der Anti-Kohle-Kette am Samstag um 13 Uhr handelt es sich um eine Art Probekette. Die eigentliche Aktion soll in der Woche vor den Landtagswahlen, am 23. August, stattfinden. Torben Ibs vom Bündnis gegen Atomkraft und Sprecher der Initiative erklärt die Intentionen, die hinter der Aktion stehen.

kreuzer: Was ist der Anlass für die Initiative am Samstag?

TORBEN IBS: Die internationale Menschenkette, die am 23. August in der Lausitz stattfinden wird. In Leipzig wollen wir für die große Menschenkette in der Lausitz Leute gewinnen. Es wird eine gemeinsame Anreise aus Leipzig geben. Über die Website des BUND kann man sich dafür anmelden.

kreuzer: Warum gerade eine Menschenkette und nicht zum Beispiel eine Kundgebung?

IBS: Die Menschenkette symbolisiert genau das, worum es uns geht: Orte miteinander zu verbinden. Im konkreten Fall geht es von der Lausitz in Kerkwitz nach Grabice in Polen. Das veranschaulicht die Dimensionen des Kohleproblems und wo genau es überhaupt präsent ist. Es handelt sich hierbei um Gebiete, in denen zahlreiche Ortschaften von Abbaggerung bedroht sind, bloß um Strom zu gewinnen. Das ist aus vielen Gründen absurd – schon allein wegen der Energiewende in Deutschland und dem Trend zu Erneuerbaren Energien. Davon distanziert sich die sächsische Landesregierung explizit und setzt vielmehr auf Braunkohle als sogenannten heimischen Energieträger. Sie will dadurch ein paar Arbeitsplätze sichern, nimmt aber eine riesige Landschaftsverstümmelung und -zerstörung in Kauf. Klar, am Ende freuen sich alle über die schönen Seen. Aber bis es soweit ist, liegt ein dreißigjähriger, staubiger und hässlicher Weg vor uns, der mit zahlreichen Umsiedelungen – letztlich Vertreibungen – aufgrund von Politik verbunden ist.

kreuzer: Vor dem Hintergrund der kommenden Landtagswahlen: Inwiefern sollen die Wähler beeinflusst werden?

IBS: Wir sagen ganz klar: Die derzeitige Energiepolitik des Landes ist eine Katastrophe. Zum einen fürs Klima, denn Braunkohle ist der klimaschädlichste Energieträger. Trotzdem setzt die Landesregierung massiv darauf. Zum anderen ist es natürlich eine Katastrophe für die Menschen, die von der Braunkohle-Abbaggerung betroffen sind. Das sieht man schon hier in Leipzig, in der Nähe von Lützen – dort gibt es Orte, die einfach weggebaggert werden sollen. In der Lausitz sind mindestens zehn Orte bedroht, wenn nicht mehr. Ganze Biografien stehen auf dem Spiel – Menschen werden aus ihren angestammten Ortschaften vertrieben, bloß weil da unten irgendwo Kohle ist. Das ist in unseren Augen keine Grundlage für eine moderne demokratische Politik.

kreuzer: Wie kann man am Samstag bei der Menschenkette mitmachen?

IBS: Es handelt sich um ein sehr niedrigschwelliges Aktionsangebot. Wir haben die Genehmigung, die Menschenkette bis zu zehn Minuten aufrecht zu erhalten. Ziel ist es also, von 13 Uhr bis 13.10 Uhr eine geschlossene Kette vom Markt über die Grimmaische Straße bis zum Augustusplatz zu bilden. Man muss eigentlich nur sich selbst mitbringen und sich gegenseitig an den Händen fassen, um so eine komplette Kette zu ermöglichen. Ähnlich wird es auch in der Lausitz ablaufen – wobei es sich hier natürlich anbietet, Wasser und Proviant mitzubringen. Und vielleicht lange Schals, um eventuelle Lücken in der Kette zu schließen.

kreuzer: Welche anderen Möglichkeiten gibt es generell in Leipzig, um sich gegen den Kohleabbau zu wehren? Existieren weitere Aktionen?

IBS: Es gibt eine Menge Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigen, insbesondere Greenpeace und der BUND sind da sehr aktiv. Auch wir vom Bündnis gegen Atomkraft bringen uns immer wieder ein. Die Szene ist noch nicht sonderlich groß, obwohl das Thema so nah liegt. Der Ökolöwe ist letztlich auch aus der Anti-Braunkohle-Initiative entstanden, nur hieß er damals noch nicht so. Die Rettung des Auenwaldgebiets vor der Abbaggerung war ja im Grunde genau das, worum es jetzt auch geht. Nur eben nicht direkt im Süden von Leipzig sondern ein paar Kilometer weiter weg.


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