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Stadtleben

Hashtag umweltbewusst

Unsere 15-jährige Praktikantin über den veganen Hype auf dem Schulhof

  Hashtag umweltbewusst | Unsere 15-jährige Praktikantin über den veganen Hype auf dem Schulhof

Jede Generation bringt etwas mit sich, egal ob es eine Musikrichtung ist, eine neue Modeerscheinung oder eine revolutionäre Bewegung. Jetzt gehts um das Umweltfreundliche.

Manch einer kennt vielleicht diese Situation: Man will schnell in die nächste Imbissbude, um sich seine Bockwurst zu gönnen, und sieht schon von Weitem ein aufgestelltes Schild mit der großen Aufschrift: »Jetzt auch vegan«. Nein, selten kommt fleischfreies Essen nicht vor, denn laut Statistik ist in den letzten fünf Jahren die Anzahl der Vegetarier in Deutschland enorm gestiegen. Rund 7,8 Mio. Menschen haben beschlossen, kein Fleisch mehr zu sich zu nehmen und 900 000 Menschen wollen komplett nichts mehr mit Tieren zu tun haben und leben vegan.

Der Trend »Öko« blüht! Man weiß nicht, wann er genau anfing zu blühen und wie es zur Umsetzung kam, nur die Auswirkungen sind kaum zu übersehen. Betrachte ich meine Generation, bin ich sehr erstaunt, wie schnell die Umsetzung erfolgt ist. Aus den primitiven Schulgesprächen wurden radikale Diskussionen über die Mülltrennung und Austausch über die neuen »Veggi-Apps« mit Adressen von den coolsten veganen Cafés Leipzigs. Die größten Aufreger in der Pause sind keine Liebesdramen oder Zickereien, auch keine schlechten Noten, sondern die Einpackmethode der Schulschnitten. Alufolie in der Plastikbox – geht gar nicht! Seine Schnitte schmeißt kaum noch einer in den Müll. Man könnte denken, dass die Vernunft jetzt auch die Jugend einholt und wir auf dem Weg zur besseren Umwelt sind.

Die super-old-school Chucks werden langsam zu Birkenstock-Sandalen, die gut für die Füße sein sollen und deswegen auch mit dem Slogan »besser gehen« präsentiert werden. Da mussten sich die Doc Martens mit ihrer Luftpolstersohle ranhalten – inzwischen gibts sie auch vegan. Gesundheit spielt nämlich jetzt eine wichtige Rolle! Also hört man auf zu rauchen (denn die Lungenkrebsbilder machen einem ja doch Angst) und greift zu Weed: »Is ja öko und kommt noch von den Indianern und hat Bob Marley auch gemacht!«

Die super modernen Longchamps werden jetzt also durch Turnbeutel ersetzt und dabei zählt immer nur eins: Je »abgefuckter« desto besser. Gut für die lang verachteten Second-Hand-Läden, die jetzt kaum noch zur Aufnahme von gebrauchten Sachen kommen und sich bestimmt schon überlegen, direkt bei Primark oder H&M zu bestellen.

Teenager – also die Generation der Zukunft – werden jetzt aktiv. Wer die meisten Fairtrade-, Öko- und Biostempel hat, ist der ökologischste Öko unter den Ökos. Früher hätte man es bestimmt eingerahmt, doch heute gibts andere Methoden. Schneller Post auf Instagram – #umweltbewusst – und weiter gehts.

Vielleicht ist der Trend durch das Internet gekommen, weil jemand endlich klargemacht hat, dass Autofahren böse ist und Haarausfall nicht durch Extensions besser wird. Da Kosmetik ein sehr großes Thema ist und es kaum Menschen gibt die keine nutzen, hat auch hier »Generation Öko« Mitwirkung. »Fighting animal testing« ist eine der Gruppierungen, die sich gegen Tierversuche lehnen. Biokosmetik wird verlangt – und am besten vegane! Dagegen haben sogar L’oreal und Maybelline mit ihrer verführerischen Werbung keine Chance, denn mittlerweile sind auch die Bildchen der kleinen Tiere mit blutunterlaufenen Augen in Käfigen bei meinen Mitschülern deutlich bekannter als vor zwei Jahren. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, wieso viele Ratten ihren Wohnsitz hauptsächlich auf der Menschenschulter haben. Schon immer ein schönes Symbol gegen Pelz und Leder gewesen.

Der Öko-Trend ist und bleibt wohl auch erst mal. Ob gut oder schlecht soll jeder bitte selbst entscheiden. Man sollte nur nicht vergessen, wofür »öko« wirklich steht und »Bio« nicht gleich die Rettung der Erde bedeutet, denn das umweltbewusste Handeln sollte auch beim Tragen von Lackschuhen funktionieren und nicht mit dem Trend kommen und gehen.


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