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Stadtleben

Aus und vorbei

Die Filmgalerie Alpha60 macht zu

  Aus und vorbei | Die Filmgalerie Alpha60 macht zu

Am 19. Juli öffnet die Programmvideothek Alpha60 zum letzten Mal ihre Türen.

Anfang des Jahres hatte Betreiberin Sarah Schipschack bekannt gegeben, dass sie einen Nachfolger sucht (s. kreuzer 03/2015). Inzwischen wurden Gespräche geführt, nur ein Interessent ist noch am Start. »Der wartet auf eine Entscheidung in seinem Umfeld, die weder er noch wir beeinflussen können«, sagt der zweite Geschäftsführer Leif Magne Tangen. Ende des Monats wird klar sein, ob das klappt und es nach dem 19. mit neuem Chef und ähnlichem Konzept weitergehen kann. »Das wäre eine sehr liebevolle Variante«, sagt Tangen. Denn so würde auch das Archiv weitergeführt werden, das das Herzstück der Filmgalerie darstellt. Viele besondere Filme lagern hier, manche sind in Deutschland sonst kaum zu bekommen. So selten sind sie, sagt Tangen, dass ein Verkauf des Archivs an die Stadtbibliothek nicht möglich sei, weil das gerade bei einigen kleinen ausländischen Produktionen ohne große Verleiher für sie »juristisch schwierig« sei. Auch die Cinémathèque zeigte sich interessiert an dem großen Archiv, hat aber wegen des geplanten eigenen Umzugs kaum Kapazitäten. Sollte also der potenzielle Investor die Alpha60 nicht übernehmen, beginnt der Ausverkauf. Alle DVDs können dann bis zum Schließungstag einzeln gekauft werden.

Für das Aus der Alpha60, die nach einem Filmcomputer von Jean-Luc Godard benannt und 2003 von Schipschack gegründet wurde, gibt es verschiedene Gründe. Zum einen ging der Umsatz von Videotheken in den letzten Jahren generell stark zurück. So musste auch die Alpah60 immer mehr sparen, konnte sich die Miete auf der Karli nicht mehr leisten, zog Ende 2013 in die Merseburger Straße. »Da haben wir unser Kernpublikum verloren«, sagt Tangen. »Der Umzug hätte auch ein Neuanfang sein können, aber er gab uns keinen neuen Schub.« Denn Tangen bekam einen Job in Norwegen, Schipschack konnte den Laden allein nicht stemmen. »Daher brauchen wir einen Investor mit einer langen Perspektive, der sich ein Konzept überlegt«, sagt Tangen. »Oder einen, der mit Haut und Haaren dafür da ist.« Bleibt noch die letzte Hoffnung, dass es mit dem einen klappt. Sonst wars das.


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1 Kommentar(e)

Creature 24.06.2015 | um 10:37 Uhr

Wenn das paradiesische neue Internetzeitalter schon angebrochen wäre, in dem man alles , was in solchen gut sortierten Videotheken lagert, auch in gleicher Qualität unkompliziert online bekommen kann, würde ich nur ein bisschen um die schöne Stöber-Atmosphäre trauern. So aber wäre die Schließung eine Katastrophe was die schnelle, kostengünstige Verfügbarkeit von Filmen anbelangt. Ja, es gibt noch Memento und Westend, aber die können, was den Umfang des Archivs angeht, bei weitem nicht mithalten. Was sind die Alternativen? Irgendwelche Leih-Abonnements per Post oder Kauf bei Amazon. Rosige Aussichten...