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Kultur

»Es ist mir wichtig, unabhängig zu sein«

Passenger vor seinem ersten Auftritt in Sachsen über Straßenkonzerte und Unicef

  »Es ist mir wichtig, unabhängig zu sein« | Passenger vor seinem ersten Auftritt in Sachsen über Straßenkonzerte und Unicef

Mike Rosenberg trat rund fünf Jahre als Straßenmusikant auf, nachdem sich seine Band Passenger aufgelöst hatte. Der Singer/Songwriter aus Brighton, auf dessen Konto inzwischen sieben CDs und weit mehr als 200 Balladen gehen, schaffte 2012 mit einem ziemlich kleinen Liedchen den großen Durchbruch. Seine im Studio aufwändig arrangierten Songs funktionieren auch, wenn er sich nur selbst auf der Gitarre begleitet. So erlebt am 1. Juli im Alten Schlachthof in Dresden, seinem ersten Konzert in Sachsen. kreuzer-Redakteurin Petra Mewes traf sich mit dem 31-Jährigen vor dem Konzert in »Mikes Dressingroom« zum Gespräch über Straßenmusik, Touren durch die Welt und sein Engagement für Unicef.

kreuzer: Straßenmusik, Festivals, große Säle und kleine Clubs – was liegt Ihnen mehr?

MIKE ROSENBERG: Die letzten Jahre waren schon verrückt. Auf der Straße ist der Kontakt zu den Leuten sehr nah. Bei Festivals kommen oft ein paar tausend und sehen vielleicht 20 Bands – auch interessant, weil man ja auch andere Musiker erlebt. Ich bin vor allem froh, wenn die Leute in meine Konzerte kommen. Da haben sie eine bewusste Entscheidung getroffen, meine Songs zu hören. Letztendlich ist es der Mix, an verschiedenen Orten aufzutreten.

kreuzer: Die Songs auf den beiden zuletzt erschienenen CDs »Whispers I« und II« hört man kaum im Radio. Haben Sie eine Idee, woran das liegt?

ROSENBERG: Ach, darauf hat man ja keinen direkten Einfluss. Die Storys und die Melodien meiner Songs sind eben nicht so eingängig, sondern bauen eher langsam Spannung auf. Radio setzt halt mehr auf Tanz- oder elektronische Musik, auf Popsongs, die sofort losgehen. Das funktioniert bei mir nicht so.

kreuzer: Sind Ihre Zeiten als Straßenmusiker nun vorbei?

ROSENBERG: Busking ist großartig und der einfachste Weg, seine Musik unter die Leute zu bringen. Es ist sehr frei: Die Ausrüstung ist minimal und am Abend hast du dafür Geld in der Hand. Die Leute bleiben stehen, nur um deine Musik zu hören! Ich liebe es und vermisse das derzeit auch. Wir planen das fürs nächste Jahr wieder mehr ein an Plätzen, wo dann auch Konzerte stattfinden.

kreuzer: Werden Sie auf der nächsten Tour wieder mit einer Band arbeiten oder mit einem Backgroundchor wie Once bei »Whispers«?

ROSENBERG: Das ist zur Zeit immer projektbezogen. Aber mir ist wichtig, dass meine Songs auch ohne große Begleitung rüberkommen. Es ist ja auch eine Frage, weiter unabhängig zu sein. Geht man allein on tour, sind die Ausrüstung und das Team überschaubar. Gehören sechs Leute zur Band, ist auch das ganze Equipment ein anderes. Organisation, Planung, Auftrittsorte, alles wird viel aufwändiger und weniger flexibel.

kreuzer: Der gesamte Profit von der zuletzt erschienenen CD »Whispers II« geht an Unicef. Wie kam es dazu?

ROSENBERG: Als wir Whispers im Studio aufgenommen haben, waren da so viele Songs, dass wir beschlossen, sie auf zwei CDs zu verteilen. Ich habe sie mit meinem eigenen Label black crow records produziert. Niemand sonst ist an Marketing und Verkauf beteiligt. Das hält die Kosten niedrig und ich bleibe unabhängig. Darauf habe ich lange hingearbeitet. Über alles, was in den letzten Jahren passiert ist, über den Erfolg mit meiner Musik und von ihr jetzt so frei leben zu können, bin ich sehr glücklich. Ich hatte dann die Idee, mit dem Profit von jeder verkauften »Whispers II«-CD Kinder zu unterstützen, denen es nicht gut geht. Und über Unicef kommen die Gelder ohne Umwege direkt an. Konkret gehen alle Spenden über Unicef UK an ein Projekt für unternährte Kinder in Liberia. Der Zuspruch ist riesig, allein beim Vorverkauf der CD kamen mehr als 30.000 £ zusammen.

kreuzer: Ihre nächsten Stationen in Deutschland sind Bonn, München und Singen. Ihr Freund Stu Larsen, oft Support Ihrer Konzerte, trat bereits in Leipzig auf. Wie wärs?

ROSENBERG: Leipzig wäre ein guter Platz. Wir denken bereits darüber nach. Manchmal kommen ja Anfragen aus Kenia oder aus Indonesien ... Das ist schon alles spannend, so durch die Welt zu reisen.


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