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Kultur

»Abwechslung ist mein Credo«

Der Leipziger Künstler Bond Truluv über Sprühen in Indien und im Westwerk

  »Abwechslung ist mein Credo« | Der Leipziger Künstler Bond Truluv über Sprühen in Indien und im Westwerk

Im Leipziger Tapetenwerk findet im September eine Ausstellung des Urban Art-Künstlers Bond Truluv statt. Unter dem Namen »Beyond« werden dort darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen wie öffentliche Live Paintings und eine Urban Art-Tour durch den Leipziger Westen angeboten. Dem kreuzer beantwortete der Urban Artist einige Fragen zu diesen Veranstaltungen und seinem kreativen Schaffen.

kreuzer: Du bist sehr viel in anderen Ländern unterwegs, insbesondere in Indien und Indonesien. Unterscheiden sich dort die Reaktionen auf Urban Art?

BOND TRULUV: Ja, gravierend. Gerade in Südostasien. Als ich 2006 das erste Mal in Indien war, gab es da eigentlich noch gar nichts, was man nur annähernd mit Graffiti vergleichen könnte. Das muss echt eins der letzten Länder gewesen sein. Beim Sprühen war ich daher zunächst einmal sehr vorsichtig, aber die Reaktion der Leute war wesentlich positiver als hier. Wenn du da einen Besitzer gefragt hast, ob du seine Wand besprühen darfst, hat er sich gefreut und vier von fünf Leuten haben »Ja« gesagt. In Deutschland liegt da die Ratio bestenfalls bei einem von fünf. In Indien wurdest du dann noch zum Tee eingeladen, weil die Leute sich gefreut haben, dass du ihre Wände verschönert hast. Außerdem gibt es einfach fantastische Spots.

kreuzer: Was bedeutet der Name »Beyond« und wie kommt es, dass du gerade diese Bilder zu einer Ausstellung kombiniert hast?

TRULUV: Der Titel »Beyond« war für die Auswahl der Bilder sehr wichtig. Die Buchstaben B O N D tauchen immer wieder in den Bildern auf und bilden einen roten Faden. Ich habe Techniken angewendet, um das Ganze dreidimensional wirken zu lassen. Beyond bezeichnet den Versuch über diese Buchstaben hinwegzukommen, sie nicht nur als Bezugspunkt zu haben, sondern sie auch in den Raum zu rücken. Gängige und starre Graffiti-Regeln langweilen mich zunehmend mehr, es gibt so viele schöne gestalterische Möglichkeiten auf der Welt. Deswegen habe ich Medien und Methoden benutzt, die für den Graffiti- und Urban Art-Bereich untypisch sind. Beispielsweise habe ich mit Filament oder Kreide gearbeitet und außerdem versucht, Stilistiken aus dem Grafikdesign, der Malerei oder aus den klassischen Kunstrichtungen zu übernehmen, zu transportieren und auf meine Stilistik umzuformen und zu remixen. So viel Abwechslung wie möglich ist mein Credo.

kreuzer: Liegt dein Fokus bei deinen Arbeiten eher auf dem visuellen Effekt oder der Botschaft des Bildes?

TRULUV: Ich fand es immer interessant, mir Techniken anzueignen, die möglichst stark visuell funktionieren. Botschaften, auch politische, waren mir oft irgendwie zu unklar. Ich sehe es zwar auch als Aufgabe der Kunst, solche Dinge anzusprechen, aber ich bin da bei meinen eigenen Sachen sehr selbstkritisch. Ich mache dann lieber das Ästhetische und konzentriere mich darauf, Bilder zu malen, die technisch anspruchsvoll und aufwendig sind.

kreuzer: Was hat deine Bilder kulturell oder subkulturell beeinflusst?

TRULUV: Gerade diese Reisen nach Indien und Indonesien. Da es bei mir auch immer irgendwie um Schrift geht, neige ich sehr dazu, mir andere Schriftzüge anzuschauen, um Schwünge zu übernehmen und in meine Bilder einzuarbeiten. In Indonesien habe ich sehr viele arabische Typografien gemalt. In Indien waren es dann Hindi-Buchstaben. Generell ist Reisen sehr wichtig, um auf neue Gedanken zu kommen. Auch Musik ist bei mir immer ein großer Einfluss.

kreuzer: Im Rahmen der »Beyond«-Veranstaltungen wird auch eine Urban Art-Führung durch den Leipziger Westen angeboten. Was kannst du Graffiti-Interessierten, die nicht daran teilnehmen können, empfehlen, sich einmal anzuschauen?

TRULUV: Im Westen gibt es einige Freiflächen, zum Beispiel in der Gießerstraße 16, wenn man beim Chinabrenner reingeht. Das ist immer interessant, da durchzufahren. Da ist es auch größtenteils legal. Hinter dem Werk 2 in Connewitz gibt es auch eine Freifläche, da ist auch der Sprühdosenladen »Mad Flavour«, der das verwaltet. Interessierte können sich da melden. Am Westwerk gibt es zwei, drei Flächen, die ich mir gerade organisiert habe, da ist in Zukunft auch immer mal wieder was Neues.


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2 Kommentar(e)

Onlineredaktion 18.09.2015 | um 12:08 Uhr

Hallo Bond! Wir haben es geändert! Schöne Grüße, Dein kreuzer.

Bond 18.09.2015 | um 08:33 Uhr

Lieber Behsad, Die Überschrift passt ja mal leider gar nicht. Kann schon sein, dass ich das irgendwo so gesagt habe, aber in einem bestimmten Kontext, der hier überhaupt nicht näher angegeben wird. So wie das steht, macht es leider keinen Sinn und trifft nicht zu. Im Gegenteil trifft stattdessen eher zu, dass ich gewisse Regeln als notwendig erachte um die Szene ein bisschen zu strukturieren und unnötige Differenzen zu vermeiden. Du meinst sicherlich die klassischen Muster von Graffitis der Anfangszeit (fill-in, outline, high-lights, second, fertig) nach denen ich eher wenig arbeite. Darüber haben wir gesprochen. So wie das jetzt steht, ließt sich das groß-kotzig arrogant und kann sich auf alles mögliche beziehen. Da fühle ich mich leider sehr falsch dargestellt. Trotzdem viele Grüße, J.