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Politik

Süße Krankheit Gestern

Gar nicht so schlimm: Das APuZ-Sonderheft Dresden

  Süße Krankheit Gestern | Gar nicht so schlimm: Das APuZ-Sonderheft Dresden

Für gewöhnlich verhandelt Aus Politik und Zeitgeschichte wichtige Themen. Die letzten Ausgaben des von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Politikwissenschaftsmagazins hatten zum Beispiel »Holocaust und historisches Lernen«, »Sklaverei« und »Kapitalismus und Alternativen« zum Gegenstand. Und nun kam »Dresden«. Die Hauptstadt von Mimimi und Opferkult, der Schoß, aus dem Pegida kroch, wird jetzt auch noch geadelt?

Ganz so schlimm ist es nicht, im Gegenteil. Auch wenn ein unvermeidlicher Text von Frank Richter – als Chef der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung konnte man ihn wohl nicht gut übergehen – darin erscheint. Richter fordert weiterhin Dialogbereitschaft mit Pegida-Vertretern und tut, allen Erfahrungen des Niedergebrülltwerdens zum Trotz, noch immer so, als ob ein Gespräch möglich wäre. Von Gewalt gegen Pressevertreter ist da keine Rede, auch nicht von einem Klima, in dem das Anzünden von Flüchtlingsunterkünften zu einem akzeptablen Ausdruck von Protest wird. Immerhin kommen die beiden anderen üblichen Verdächtigen unter den sächsischen Politikwissenschaftlern nicht zu Wort: Extremismuspapst Eckhard Jesse und Pegida-Versteher Werner Patzelt stehen nicht auf der Beiträgerliste.

Im restlichen Heft wird die Lage in Dresden nicht geschönt. Der merkwürdige Dickkopf der Bevölkerung wird in die Stadtgeschichtsschreibung integriert. Es geht um den besonderen Opferkult der Stadt, immer wieder taucht das berühmte Zitat von der »süßen Krankheit Gestern« auf, die die Stadt befallen hat. Heraus sticht der Beitrag von Franziska Gerstenberg. Die gebürtige Dresdnerin, die nach Jahren wieder in die Stadt zurückgekehrt ist, widmet sich dem Thema Heimat und Heimatgefühl – natürlich am Beispiel Pegida. Das liest sich als schöne Mischung aus Beobachtung und Selbstbespiegelung. Und gerade bei Gerstenberg, wo es sehr persönlich wird, bekommt die Zuckerbäckerstadt das meiste Fett weg. Von Leipzig aus kann man da nur rufen: Bravo!


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